Misstrauensvotum im Brexit-Chaos: Wer Theresa May beerben könnte
Für Theresa May war es die ultimative Demütigung. Dass ihr Brexit-Deal vom Parlament abgelehnt wurde — geschenkt. Damit konnte die britische Premierministerin rechnen. Damit, dass die Labourpartei ein Misstrauensvotum gegen sie einleiten würde auch. Aber 432 Stimmen gegen und nur 202 für ihren Deal? Die Niederlage kam krachender, als es Pessimisten (oder Optimisten, je nachdem, wen man fragt) prognostiziert haben. Das letzte Mal, als eine Regierung eine derartige Niederlage hinnehmen musste, war 1924. Eine politische Krise auf der Insel.
Doch es geht weiter. Am Mittwoch wird May sich wieder dem Parlament stellen müssen. Sie wird erklären müssen, warum sie die richtige Premierministerin für ihr Land ist. Denn danach wird abgestimmt. Hat das Parlament noch Vertrauen in die eigene Regierung? Hat sie es nicht, gibt es einige Optionen, wie es weitergeht — ohne May. Um 20 Uhr deutscher Zeit wird die Abstimmung erwartet.
Aktuell sieht alles danach aus, dass May das Misstrauensvotum gewinnen wird. Auch wenn viele Parteimitglieder am Dienstag gegen den Brexit-Deal der eigenen Premierministerin gestimmt haben, wollen sie aktuell keine Neuwahlen forcieren. Auch ihr Koalitionspartner, die DUP, hatte zwar gegen den Deal gestimmt, May jedoch die Unterstützung beim Misstrauensvotum zugesichert.
Doch auch die Abstimmung am Dienstag hat überrascht, noch ist also alles offen. Die Finanzmärkte sehen der Abstimmung entspannt entgegen. „Die Märkte verhalten sich eindeutig rational. Dass Theresa May die Abstimmung verliert, war im Vorfeld erwartet worden — da spielt es auch keine Rolle wie deutlich das Ergebnis ausfällt“, sagt Folker Hellmeyer von der Vermögensverwaltung Solvecon zu Business Insider. „Offenbar weiß jeder im Vereinigten Königreich, was er nicht will. Leider aber niemand, was er will“, so der Experte. Auch Hellmeyer geht daher davon aus, dass die Premierministerin auch das zweite Misstrauensvotum überstehen wird. Doch klar ist: Verliert May doch, muss sich jemand neues finden, der die Verantwortung für den Brexit übernehmen will. Wir stellen euch einige Kandidaten vor.
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Jeremy Corbyn
Als Chef der Oppositionspartei könnte Jeremy Corbyn Premierminister werden. Dafür müsste seine Partei Neuwahlen gewinnen — ein schweres Unterfangen, aber nicht unmöglich. In den Wettbüros sind die Quoten des Labourpolitikers deshalb am besten. Besonders beliebt ist Corbyn im Vereinigten Königreich jedoch nicht.
Boris Johnson
Boris Johnson gilt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten für die Nachfolge von May — unter Buchmachern ist er sogar der Top-Favorit. Im Vereinigten Königreich spielt Johnson schon lange eine große Rolle. Von 2008 bis 2016 war er Bürgermeister von London und führte als einer der prominentesten Vertreter die Kampagne der Brexit-Befürworter vor dem Referendum 2016 an.
Nach dem Rücktritt von Ex-Premierminister David Cameron wurde er als Favorit für dessen Nachfolge gehandelt. Stattdessen wurde er unter Theresa May von Juli 2016 bis Juli 2018 Außenminister. Jetzt könnte seine Zeit gekommen sein. „Es könnte jedoch daran scheitern, dass er bei vielen Parlamentsmitgliedern unbeliebt ist“, sagt Politologe Scott Lucas von der University of Birmingham im Gespräch mit Business Insider.
Sajid Javid
Der zweite Top-Favorit ist der aktuelle Innenminister, Sajid Javid. Er war zuvor Managing Director bei der Deutschen Bank. Wirtschaft und Finanzsektor würden ihn wohl am liebsten in Downing Street 10 sehen. Das zumindest ergab eine Befragung von „Yahoo Finance“ im Dezember. „Der zum Verbleib in der EU tendierende und wirtschaftsfreundliche Tory ist Javid“, zitierte „Yahoo Finance“ den Chefanalysten von Markets.com, Neil Wilson.
Er hatte 2016 für den Verbleib gestimmt. Aktuell spricht sich Javid für einen Brexit aus. Besonders in Migrationsfragen unterscheiden sich seine Positionen von denen der Premierministerin. Im Kabinett gilt er als Favorit.
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