Flutwellen am Neckar: Nach zwei Rettungsaktionen sollen Schilder jetzt warnen
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Von Heike Warlich-Zink
Ilvesheim/Rhein-Neckar. Zwei Vorfälle innerhalb von vier Wochen, bei denen im vergangenen Frühsommer Menschen durch plötzliche Flutwellen im Altneckar in Gefahr gerieten und von Rettungskräften sicher an Land gebracht werden mussten, hatten Jörg Huber, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Heidelberg, damals umgehend zum Handeln veranlasst.
Kann man eine Art Frühwarnsystem installieren und entsprechende Informationsmaßnahmen ergreifen, um solche Vorfälle zu vermeiden? Unter dieser Fragestellung beriet er sich mit Vertretern der betroffenen Kommunen, und ein Ergebnis dieses runden Tisches ist eckig und gelb: Es handelt sich um Warnschilder mit der Aufschrift "Lebensgefahr - Plötzlicher Wasserspiegelanstieg im Flussbett jederzeit möglich!" einschließlich Piktogramm, das die Gefahrenlage visualisiert. 15 Stück wurden jetzt zwischen Ladenburg und der Ilvesheimer Neckarschlinge im Uferbereich angebracht.
"Wir haben uns bei anderen Betreibern von Wasserkraftanlagen umgeschaut, die ebenfalls mit Hinweisschildern auf starke Spiegelschwankungen hinweisen und rund ein viertel Jahr beraten, was für uns in Frage kommt", so Huber, der jetzt gemeinsam mit Ilvesheims Bürgermeister Andreas Metz und WSA-Wasserbaumeister Friedrich Werner eines der Schilder unterhalb vom Fischerhäusl montierte. Die Warnschilder sind jedoch nur Teil eines Gesamtkonzeptes. Ebenfalls neu ist, dass die Mitarbeiter der Neckar AG als Betreiber der Schleuse Feudenheim oder die der Schleuse Heidelberg die Leitstelle in der Hauptfeuerwache Mannheim informieren, sobald im Ladenburger Stauwehr die Walzen hochgefahren werden, um im Bedarfsfall Wasser in den Neckar abzuleiten. So wissen die Rettungskräfte zumindest darüber Bescheid, dass es innerhalb kürzester Zeit zu einem Pegelanstieg kommen wird und die im Flussbett liegenden Kiesinseln überströmt werden können.
Ein gemeinsam am runden Tisch erarbeitetes Informationsblatt richtet sich zudem an die Angelsportvereine als Multiplikator. Nicht zuletzt deshalb, weil die Altneckarschleife bei vielen, die bevorzugt Fliegenfischen betreiben, äußerst beliebt ist. "Von unserem Angebot, auch in den jeweiligen Gemeinderatsgremien zu informieren, wurde bislang zwar noch kein Gebrauch gemacht. Aber wir stehen bei Anfragen gerne zur Verfügung", betont Huber. Gänzlich verworfen worden sei allerdings die Überlegung, einen Alarmton am Stauwehr zu installieren, der ertönt, sobald dort ein Manöver gefahren wird. "Zum einen würden sich die Anwohner bedanken. Zum anderen ist die Strecke ziemlich lang, sodass das Ganze kaum umsetzbar im gewesen wäre", meint auch Metz.
Aus den Vorkommnissen des letzten Jahres nun jedoch zu schließen, die Gefahrenlage am Altneckar habe sich in jüngster Zeit verändert, bezeichnet der WSA-Chef als eine nicht haltbare Schlussfolgerung. Seit 1927 finde die Wasserstandsregulierung nach diesem Schema statt, um die erforderliche Wassertiefe für die Schifffahrt und den Aufstau für die Wasserkraftnutzung zu halten. Zu welcher Uhr- und Jahreszeit das Stauwehr geöffnet werden muss, sei weder plan- noch vorhersehbar. Den Rhythmus gibt letztlich der Fluss selbst vor.
"Natürlich ist bei Niedrigwasser der Effekt eines Wasseranstiegs am größten und damit auch das subjektive Gefühl, die Flutwelle sei besonders hoch", weiß Huber, der bereits im letzten Jahr an die Bevölkerung appelliert hatte: "Wer am Fluss lebt, der darf seine Gefahren nicht unterschätzen." Daher zielen Warnschilder und Infoflyer zugleich darauf ab, die Menschen aufklären und zu informieren, damit sie ein Gespür dafür entwickeln, was es heißt, sich am Wasser aufzuhalten und was sie beachten müssen.