Mannheimer Pfennigbasar: Kitsch, Ramsch und Kostbarkeiten
Von Harald Berlinghof
Mannheim. "Oh Gott, was für ein Zeug", lässt eine Pfennigbasar-Besucherin in der Variohalle des Mannheimer Rosengartens angesichts von Porzellankätzchen und Holzosterhasen ihrer Gefühlslage freien Lauf. Nun gut, an der Wand hinter dem Verkaufsstand steht mit großen Lettern geschrieben: "Kitsch und Kunst und Dekoration". Manchmal ist es ein schmaler Grat vom Kitsch zur Kunst und wieder zurück. Denn die Schönheit einer Sache liegt im Auge des Betrachters.
Ein anderer Besucher, männlich, mittleres Alter, lässt sich derweil kaum zwei Schritte von der Besucherin entfernt zwei Erzgebirge-Räuchermännchen zeigen. Die gefallen ihm, und das nächste Weihnachtsfest kommt ganz bestimmt.
Eigentlich ist beim 37. Pfennigbasar des Deutsch-Amerikanischen Frauenarbeitskreises (Dafak) alles wie immer. Die Tische an den Verkaufsständen biegen sich fast unter dem gespendeten Material, das dem "een sin Uhl und dem andern sin Nachtigall" sein kann. Noch bis Samstag werden Schmuck, Kleider, Hüte, Parfumflaschen und Sammeltassen für wenig Geld angeboten.
Das Besondere am Pfennigbasar: In den Nebenräumen lagern noch zahllose nicht ausgepackte Kartons, gefüllt mit nützlichen Dingen und unnützem Kruscht, wie es eine der Dafak-Verkäuferinnen bezeichnet. "Aber es ist nicht so, dass zuerst das Beste auf die Tische kommt und danach der Schrott verkauft wird", sagt die Dafak-Präsidentin Doris-Jean Petereit.
Die Inhalte der Kartons kommen nacheinander zum Verkauf. Und so kann es sein, dass eine wunderbare Rarität auch erst am Samstag ans Licht kommt und einem Käufer in die Hände fällt, der Donnerstag und Freitag keine Zeit hatte, zu kommen. Das Schicksal spielt mit beim Pfennigbasar. "Es macht allen Spaß. Uns und den Kunden", sagt die Präsidentin.
Meist sind es ältere Damen, nicht auf den Mund gefallen und mit dem Herzen am rechten Fleck, die an den Verkaufsständen auf Kundschaft warten. Aber verschenkt wird nichts. Beim Handeln bekommt man zu hören, dass das zwar ein Basar sei, aber gefeilscht werde erst am Samstag.
"Heute bleibe ich noch hart", sagt eine der Damen und rückt die nachgefragten Weingläser nicht einzeln heraus. "Vielleicht am Samstag", schiebt sie hinterher. Die Französin Joelle Pieper hat ein Herz für Kinder. Sie besorgt sich Kistchen voll mit Kleinspielzeug. Am Stand mit Kleidern stellt sie dann die Spielsachen zum Verschenken an die Kinder auf, damit die Eltern Zeit zum Wühlen in den Klamottenbergen haben.
Andere drängt es sofort hinter dem Eingang zum Tisch "Antikes und Schönes". Wie in jedem Jahr ist er gut gefüllt mit interessanten Gegenständen. Dann wird die Halle geflutet - mit Schnäppchenjägern, die teilweise eine volle Stunde vor dem Eingang gewartet haben, bis sich die Tore zum Pfennigbasar öffnen. Herrenhüte, Damenunterwäsche, Kinderspielsachen. Häkelgarn, Inhalationsgeräte aus grauer Vorzeit und vieles mehr sind im Angebot.
Eigentlich müsste da für jeden was dabei sein, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Stand steht. "Der da vorne hat eine Meissner Porzellantasse für 20 Euro gekauft. Die ist 200 Euro wert. Dabei hat der Kerl drei Häuser in der Heidelberger Fußgängerzone", schimpft ein Besucher. Wahrscheinlich war er einfach selbst an der Tasse interessiert.
Info: Der Mannheimer Pfennigbasar in der Variohalle des Rosengartens ist heute, Freitag, von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 14 Uhr geöffnet.