Rathaus Schriesheim: Wenn der Aufzug zur Barriere wird
Von Frederick Mersi
Schriesheim. Wenn Sabine Feurer einen Termin hat, ist sie auf ihren Mann Hans-Joachim angewiesen - und auf ihren Rollstuhl. Doch als die 71 Jahre Schriesheimerin mit ihrem Mann und ihrer Tochter am 24. Januar ins Rathaus zum Notar wollte, erlebten die drei eine unangenehme Überraschung: Feurers Rollstuhl passte nicht in den Aufzug, der Weg ins zweite Obergeschoss war damit erst einmal versperrt.
"Meine Tochter musste die Fußstützen abschrauben", sagt Hans-Joachim Feurer, "sonst wäre die Tür nicht zugegangen." Die Hinterreifen blockieren die Lichtschranke, die Tür bleibt einfach offen stehen. Manövrierraum gibt es im Aufzug keinen, ebenso wenig Platz für eine Begleitperson. Hans-Joachim Feurer und seine Tochter eilten deshalb am 24. Januar die Treppen hinauf, um die Rollstuhlfahrerin im zweiten Stock wieder in Empfang nehmen zu können.
"Allein wäre meine Frau nicht dorthin gekommen", sagt Feurer. Das sei "ein unwürdiger Zustand" für Schriesheim. "Der Eingang zum Rathaus ist inzwischen ja toll gemacht, aber dann ist halt Schluss." Bei dem Rollstuhl seiner Frau handle es sich auch nicht um irgendeine übergroße Spezialanfertigung, dennoch passe er nicht in den Rathaus-Aufzug.
Grünen-Stadträtin Barbara Schenk-Zitsch von der Arbeitsgruppe Barrierefreiheit ist das Problem bekannt: "Der Aufzug ist viel zu eng." Gerade bei einem als familienfreundlich ausgezeichneten Rathaus sei das ärgerlich. Doch die baulichen Möglichkeiten sind begrenzt: Um einen größeren Aufzug einzubauen, müsste der Grundriss aller Etagen verändert werden.
Dies betont auch Bürgermeister Hansjörg Höfer: "Das ist nur mit großen Baumaßnahmen veränderbar." Zwar wird im Zusammenhang mit einem Sanierungsgebiet entlang der Talstraße auch über eine Renovierung des 1970 erbauten Rathauses nachgedacht, doch angesichts von Millionenprojekten wie einem neuen Rückhaltebecken, der Sanierung des Schulzentrums und dem Bau des Kindergartens in der Kurpfalzstraße dürften in den nächsten Jahren kaum Mittel für den Verwaltungssitz vorhanden sein. Im Ende Januar vorgestellten Entwurf zur mittelfristigen Finanzplanung bis 2021 spielt das Rathausgebäude jedenfalls keine Rolle.
Höfer rät deshalb allen Betroffenen, sich im Vorfeld von Terminen im Rathaus telefonisch im Bürgerbüro zu melden. "Wenn die Ansprechpartner das vorher wissen, können solche Gespräche und Termine auch im Erdgeschoss stattfinden", sagt Höfer.
In seinem Fall habe der Termin nicht mehr ins Erdgeschoss verlegt werden können, sagt Feurer: "Aber das haben wir auch nicht wirklich in Betracht gezogen, weil wir in der Situation einen anderen Weg gefunden haben." Er verstehe, dass im Rathaus so schnell kein größerer Aufzug eingebaut werden könne. Dennoch ist ihm wichtig, dass nicht nur seine Frau in Zukunft leichter zu ihren Terminen bei der Verwaltung kommt. Schon gar nicht in einer kürzlich als barrierefrei ausgezeichneten Stadt wie Schriesheim.
Info: Das Bürgerbüro der Stadt ist montags und freitags von 8 bis 12 Uhr, dienstags und donnerstags von 7 bis 12 Uhr sowie mittwochs von 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. Telefonisch erreichbar sind die Mitarbeiter unter 0 62 03/ 60 28 00.