Geschäfte fürchten Einbußen: Bürgerinitiative fordert schnelleres Ende der L 600-Vollsperrung
Von Agnieszka Dorn
Gaiberg/Leimen. In knapp drei Monaten ist es so weit: Von Juni bis November wird die Landesstraße 600 zwischen Leimen und Gaiberg voll gesperrt. Auf Pendler, Schüler und Geschäftsleute kommt eine harte Zeit zu, ortsansässige Geschäfte fürchten um einen hohen wirtschaftlichen Schaden - und das nicht nur in Gaiberg. Eine Bürgerinitiative fordert nun eine kürzere Vollsperrung der L 600: Diese soll nur drei statt sechs Monate dauern.
Angestoßen wurde die Initiative von Bodo Seydler aus Gaiberg. Mit an Bord sind Einwohner aus Gaiberg, Lingental, Bammental, Wiesenbach, Gauangelloch und Umgebung. In einigen Geschäften der erwähnten Gemeinden liegen Listen aus, alleine in Gaiberg sind nach drei Tagen rund 220 Unterschriften zusammen gekommen. Die Unterschriften sollen bei der nächsten Leimener Gemeinderatssitzung an Oberbürgermeister Hans D. Reinwald übergeben werden.
Die Unterzeichner erwarten zudem von den Verantwortlichen "geeignete Maßnahmen, um die Auswirkungen auf Einwohner und Pendler möglichst gering zu halten". Denn die Stadt Leimen habe bei einer Informationsveranstaltung im Januar zugesichert, dass sie alles tun werde, um die Unannehmlichkeiten während der Bauzeit so gering wie möglich zu halten und die Baumaßnahme zu beschleunigen.
"Verkehrstechnisch ist die Sperrung ein Desaster", sagt Bodo Seydler. Viele Gaiberger würden in Leimen arbeiten. Insgesamt seien rund 12.000 Pendler täglich auf dieser Strecke unterwegs, sie werden ein halbes Jahr umständliche und lange Umleitungen in Kauf nehmen müssen.
Seydler war auch bei der Bürgerversammlung, die im Januar im Lingentalerhof in Lingental stattfand, dabei gewesen. Eine kürzere Sperrung sei mit erheblichen Kosten verbunden, sei bei der Veranstaltung mitgeteilt worden, sagt Seydler. Eine kürzere Sperrung scheine abgesehen von den Kosten also möglich zu sein, mutmaßt er.
Und was ist mit den Geschäften? Die Bäckerei Schneider in Gaiberg rechnet mit hohen Einbußen, denn 80 Prozent des Umsatzes kommt durch den Durchgangsverkehr zustande. Für sie bedeutet die Sperrung: Je länger diese dauert, desto weniger Umsatz. Drei Monate könne man tragen; aber sechs Monate könnten kritisch werden, sagt Inhaberin Gitta Stadler. Die Bäckerei liefert zudem Backwaren täglich nach Leimen. Das bedeutet: ein halbes Jahr höhere Benzinkosten, längere Anfahrtswege und somit auch mehr Arbeitszeit. Und das bei weniger Umsatz.
Die Bäckerei Schneider ist aber nur ein Beispiel von vielen. Vielen Gewerbetreibenden ist die Sperrung der Hauptstraße in Wiesenbach noch gut in Erinnerung: Damals standen nach 16 Monaten Bauzeit einige Läden kurz vor der Schließung; einige hatten sogar zwei Monate aufgrund der Einbußen geschlossen. Nun sind sechs Monate Sperrung natürlich nicht 16, aber das schmälert die Befürchtungen nicht. Die meisten Baustellen dauern bekanntlich länger als geplant.
"Jeder Tag der Vollsperrung bewirkt einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden! Die Einwohner und Pendler der Umgebung bezahlen die Baumaßnahmen aus ihrem Steueraufkommen und können eine zügige Durchführung erwarten", steht auf Flugblättern und Plakaten, die überall in den Gemeinden verteilt werden. Es sei klar, dass die Kanal- und Straßenarbeiten gemacht werden müssen und die Vollsperrung notwendig sei, sagt Bodo Seydler. Aber eben nicht so lange.
Gaibergs Bürgermeister Klaus Gärtner sieht die Verantwortung bei der Stadt Leimen. Unterstützung bekommt die Initiative von den Freien Wählern Gaiberg. Man stehe hinter der Forderung, die Maßnahme zu verkürzen, sagt Dieter Sauerzapf von den Freien Wählern. Für Pendler und Geschäftstreibende sei die Vollsperrung einfach viel zu lang. Es soll alles getan werden, um die Baumaßnahme zu verkürzen.