Heidelberg: Basketball-Drama ohne Happy End
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Von Nikolas Beck
Heidelberg. So dicht liegen Sieg und Niederlage im Sport beisammen. Während heute Abend kurz vor halb zehn im Olympiastützpunkt die Gladiators Trier mit ihren Fans feierten, stand keine fünf Meter davon entfernt Academics-Kapitän Albert Kuppe und sprach mit hängendem Kopf von der bittersten Niederlage seiner Karriere. Mit 65:69 (34:31) unterlagen die MLP Academics Heidelberg im entscheidenden fünften Spiel der Playoff-Viertelfinalserie Trier und verpassten den Sprung ins Halbfinale.
"Das ist schwer in Wort zu fassen", versuchte Kuppe seine Gefühlslage zu beschreiben. Unterm Strich sei man über den gesamten Verlauf der Serie nicht das schlechtere Team gewesen: "Wir hätten den Sack schon am Montag auswärts zumachen müssen, heute haben Nuancen entschieden. So ist das im Leben …"
Nuancen sind ...
Wenn der Spielführer die entscheidenden Kleinigkeiten anspricht, dann kommt man an den letzten 23 Sekunden nicht vorbei: Nachdem Triers Jermaine Bucknor beim Stand von 65:66 kräftig Nervenflattern bekam und zwei Freiwürfe verfehlte, schnappte sich McGaughey den Rebound - aber verlor den Ball umgehend wieder an Bucknor und musste ihn erneut foulen. Statt der Chance auf den Heimsieg mit dem letzten Angriff für die Academics, ging Bucknor wieder an die Linie, machte es besser und brachte Trier mit zwei Treffern entscheidend in Front (68:65).
Dabei hatten die Academics von Beginn an gezeigt, dass sie nicht gewillt waren, sich bereits in den Sommerurlaub zu verabschieden. Shyron Ely markierte die ersten beiden Punkte, hinten ließ Center Martin Seiferth einen krachenden Block folgen, ehe Heidelbergs Evan McGaughey den Ball mit links - und jeder Menge Energie - durch die Reuse stopfte. Ein Traumstart, der naturgemäß auch den größten Teil der 1 253 Zuschauer im Olympiastützpunkt nicht lange auf den Sitzen hielt. Und weil auch die Heidelberger Scharfschützen gut aufgelegt waren - gleich vier Dreier versenkten sie innerhalb der ersten zehn Minuten - leuchtete nach Viertel eins eine 23:14-Führung auf der Anzeigetafel. Alleine: Es ging nicht so weiter. Eben noch so treffsicher, wollte plötzlich aus der Distanz überhaupt kein Wurf mehr fallen. Lediglich den flinken Fingern von Jaleen Smith, Niklas Würzner und Co. sowie den langen Armen der großen Jungs, die am defensiven Brett ihren Mann standen, war es zu verdanken, dass es mit einer knappen 34:31-Führung der "Akademiker" in die Pause ging. Wurfquoten unter 40 Prozent beider Teams, 14 Ballverluste und nur zusammen 28 Punkte im zweiten Abschnitt - in einem entscheidenden Spiel einer Playoff-Serie wird bisweilen Basketball gekämpft.
"Der Einsatz stimmt, wir hätten aber sicherlich auch ein bisschen höher führen können", so das Pausenfazit von Academics-Manager Matthias Lautenschläger, der auf mehr Wurfglück nach dem Seitenwechsel hoffte. Doch es waren die Gladiators, die besser aus der Kabine kamen und die Führung übernahmen (37:38). Jetzt war richtig Feuer drin im Serienfinale. Einfache Körbe, unbedrängte Rebounds, unkommentierte Schiedsrichter-Pfiffe? Fehlanzeige!
Spätestens als es mit einem 49:51-Rückstand in den finalen Akt des Basketballdramas ging, war auch dem letzten Fan klar, dass ein Happy End diesmal keine Selbstverständlichkeit war.
... letztlich entscheidend
Als Shy Ely den Ball gekonnt über die Fingerkuppen in den Korb rollen ließ und die Hausherren wieder in Front brachte (58:57), machte man sich auf den Rängen für die große Halbfinalsause bereit - ehe den Academics die Saison entglitt. Drei Minuten später hatten die beiden US-amerikanischen Gladiatoren Justin Alston und Jermaine Bucknor mit sechs Zählern in Folge Trier auf 63:58 davon ziehen lassen. Gepaart mit den vier Freiwürfen in den Schlusssekunden zu viel, um doch noch ins Halbfinale einzuziehen.
Stenogramm: 12:8 (5.), 19:14 (8.), 23:14 (1. Viertel), 25:19 (13.), 30:24 (18.), 34:31 (Halbzeit), 37:38 (24.), 43:47 (28.), 49:51 (3. Viertel), 53:56 (33.), 58:63 (38.), 65:69 (Endstand).
Heidelberg: Würzner 11 (1 Dreier), Smith 5, Palm 3 (1), Ely 17 (3), Seiferth 4, Ney 4, McGaughey 12 (1), Kuppe 9 (1).
Trier: Alston 21, Dranginis 5 (1), Smit 3 (1), Bucknor 18 (2), Heinen, Schmikale 6 (1), Schmitz 6 (2), Grün 2, Joos 6, Shoutvin 2.