Neubaugebiet: Pilgerhaus baut in Heddesheim
Von Günther Grosch
Heddesheim/Weinheim. Das Projekt stellt die erste Einrichtung dieser Art in Heddesheim dar. Und es schließt gleichzeitig eine der letzten noch offenen Baulücken im 2013 eröffneten Neubaugebiet "Mitten im Feld". Mit der für das Frühjahr 2020 geplanten Fertigstellung eines Gebäudes mit drei betreuten Wohngruppen für behinderte Jugendliche innerhalb des Baufeldes 3 "Johannes Brahms Quartier" kompensiert das in Weinheim beheimatete "Pilgerhaus" die andernorts erfolgte Schließung einer Solitäreinrichtung und stellt gleichzeitig 24 Plätze zur stationären Betreuung von Kindern und Jugendlichen ab sechs Jahren bereit.
Dies erläuterten Bürgermeister Michael Kessler und der Vorstandsvorsitzende des Pilgerhauses, Uwe Gerbich-Demmer, im RNZ-Gespräch.
Beim 1848 als "Rettungshaus für verwaiste und uneheliche Kinder" gegründeten Pilgerhaus Weinheim handelt es sich um eine evangelische Einrichtung der Jugend- und Behindertenhilfe. Es ist zugleich Träger der Peter-Koch-Schule, einem sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt auf emotionaler und sozialer Entwicklung, sowie der Psychologischen Familien- und Erziehungsberatung Weinheim. Als Träger des Zentrums für Inklusion für den nördlichen Rhein-Neckar-Kreis stellt das Pilgerhaus außerdem Menschen mit geistiger, körperlicher und seelischer Behinderung unterschiedliche stationäre und ambulant betreute Wohnangebote zur Verfügung.
"Wir verbinden Know-how und Erfahrungen auf der Ebene verschiedener pädagogischer Bereiche wie Behindertenhilfe, Jugendhilfe und Schule", erklärt Gerbich-Demmer. Darüber hinaus verfügt man über Erfahrungen in der Verwirklichung inklusiver Angebote und Projekte. Diese wiederum bieten Synergien bei der Vernetzung im Sozialraum und weitere Möglichkeiten zur Betreuung und Förderung.
Das Neubaugebiet "Mitten im Feld" bietet beste Voraussetzungen zur Anbindung und Integration im Sozialraum, so Gerbich-Demmer. Er führt die gute Lage an, die Infrastruktur sowie die Nähe zu relevanten Schulen wie das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum Martinsschule in Ladenburg, die Maria-Montessori-Schule und die Peter-Koch-Schule in Weinheim.
Auf einer Grundstücksgröße von 994 Quadratmetern und einer Nutzfläche von circa 327 Quadratmetern pro Stockwerk des dreigeschossigen Flachbaus mit 24 Zimmern stehen den künftigen Bewohnern jeweils circa 41 Quadratmeter pro Person zur Verfügung. Hinzu kommt ein gemeinsamer Wohn- und Essbereich. Die zwei Dutzend Wohnplätze beinhalten 20 Plätze für stationäres Wohnen sowie vier Kurzzeitplätze. Aufgeteilt ist das Ganze in drei Wohngruppen für jeweils acht Personen. Hinzu kommen drei Dienstzimmer, Gruppen- und Therapieräume, unter anderem mit einem "Snoezelraum" zur Entspannung, sowie acht Pkw-Abstellplätze.
Zielgruppe der 24-Stunden-Betreuung sind Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung, die aus verschiedenen Gründen nicht zu Hause wohnen können, erläutert der Pilgerhaus-Vorstand. Die Einrichtung der Kurzzeitpflege steht Eltern und Familien zur Verfügung, die eine Auszeit benötigen.
Die Investitionskosten liegen bei drei Millionen Euro. Das Grundstück war zu-vor bereits im Besitz des Pilgerhauses. Finanziert wird der Bau weitgehend durch Eigenkapital, Darlehen sowie einen (beantragten) Zuschuss der "Aktion Mensch". Als Baubeginn nannte Gerbich-Demmer "hoffentlich September/Oktober 2018". Als Bauzeit sind rund 15 Monate veranschlagt. Erstellt wird das Haus von der FWD Hausbau- und Grundstücks-GmbH aus Dossenheim. Von einer "tollen Bereicherung für Heddesheim und seine Infrastruktur", spricht Bürgermeister Michael Kessler.