Bahnverkehr in der Region: Eine Odyssee nach Kiel und zurück
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Rhein-Neckar. (oka) Hans-Jürgen Weigel aus Eppelheim erzählt über seine Erlebnisse bei der An- und Rückreise zu einer Kreuzfahrt ab Kiel:
Am 5. Juli fuhren wir ab Heidelberg Richtung Mannheim, um dort den durchgehenden ICE nach Kiel zu erreichen. Leider stand schon diese Fahrt unter keinem guten Stern. Wir hatten uns schon extra für eine besonders frühe S-Bahn entschieden. Doch die fuhr dann nur bis Friedrichsfeld, weil sie dort 20 Minuten halten musste. Warum ist uns nicht bekannt - es könnte sich um einen vorausfahrenden Zug, eine Signalstörung oder technische Probleme gehandelt haben. Der ICE in Mannheim fuhr ohne uns los.
Daraufhin mussten wir einen ICE nach Hamburg (jetzt natürlich ohne Sitzplatzreservierung) mit Umstieg in einen Regionalexpress nach Kiel nehmen. Unterwegs bekam der Zug so viel Verspätung, dass wir unseren Anschlusszug in Hamburg ebenfalls verpassten und daher bis Hamburg-Altona zum Umsteigen weiter fahren mussten. Kiel erreichten wir dann mit über zwei Stunden Verspätung - wobei wir nur deshalb entspannt blieben, da wir wohlweislich einen Tag vor dem Ablegen unseres Schiffs anreisten und eine Nacht in Kiel eingeplant hatten.
Vor der Ankunft in Kiel wurden wir außerdem darüber informiert, dass sich am Rückreisetag zwischen Hamburg und Hannover eine Baustelle befindet und es daher zu Zugausfällen, Verspätungen und Änderungen der Fahrzeiten kommen könne. Der freundlicher Bahnmitarbeiter am Serviceschalter in Kiel hat für die Rückreise die Zugbindung unserer Fahrkarte aufgehoben und geraten, früh loszufahren, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden.
Mit dieser Hoffnung nutzten wir bei der Rückreise ab Kiel den ICE 77, Abfahrt 10.49 Uhr. Bereits in Hamburg-Altona mussten wir aber aufgrund eines technischen Defekts den Zug komplett wechseln, was zu einer ersten Verspätung von 20 Minuten führte. Auf dem Weg nach Hannover hielten wir auf offener Strecke, da weiter vorne ein Notarzteinsatz am Gleis war. Nach längerem Aufenthalt und großer Ratlosigkeit beim Personal fuhren wir dann wieder bis nach Hamburg-Harburg zurück und wurden dann von dort über Celle und Uelzen wieder Richtung Hannover umgeleitet. Nach mehreren widersprüchlichen Ansagen über das beabsichtigte neue Reiseziel (Mannheim, Frankfurt, Fulda) wurde uns dann vor Hannover mitgeteilt, dass Reisende in Richtung Mannheim und Stuttgart am Bahnhof Hannover in den sich hinter uns befindlichen Ersatz-IC nach Stuttgart umsteigen könnten, um Mannheim zu erreichen.
Dieser Zug fuhr dann aber nicht, wie im Zug versichert worden war, direkt hinter uns, sondern auf einem Nebengleis. Alle umsteigewilligen Fahrgäste unseres Zugs mussten mit ihrem Gepäck auf dem unbekannten Bahnhof das richtige Gleis suchen, was den meisten dann auch gelang, da der aus uraltem Wagenmaterial bestehende Ersatzzug bereits völlig überfüllt war und der Zustieg weiterer Fahrgäste seine Zeit dauerte. In Göttingen durfte unser Zug wegen Überfüllung nicht weiter fahren. Jedem Reisenden, der bereit war, einen späteren Zug zu benutzen, wurde ein Reisegutschein von 30 Euro angeboten. Wir erreichten Frankfurt gegen 19.30 Uhr und waren froher Dinge nunmehr bald in Mannheim zu sein.
Aber bereits in Mörfelden kam der Zug erneut zum Stillstand, da sich auf der Strecke Richtung Mannheim Personen im Gleis befanden. Nach längerem Aufenthalt wurde Mannheim daher erst gegen 21 Uhr erreicht. Völlig entnervt haben wir dann dort ein Taxi bestiegen, um nicht nochmals kurz vor Heidelberg zu stranden und erreichten unser Zuhause gegen 21.30 Uhr. Fahrplanmäßig wäre die Ankunft in Heidelberg für 17.10 Uhr vorgesehen gewesen.
Obwohl meine Frau und ich für unsere Städtereisen in der Regel bisher immer die Bahn genutzt haben, führen solche Erlebnisse doch zum Nachdenken. Reisende, die bei solch einer Fahrt erstmals die Bahn nutzen, werden dies sicherlich auch zum letzten Mal getan haben - eigentlich schade.