Bilfinger Mannheim: Jetzt geht es in die "Ausbau"-Phase

Von Daniel Bernock

Mannheim. "Die Stabilisierung ist abgeschlossen" - Bilfinger-Chef Tom Blades konnte gestern nach vier Quartalen mit einem leichten Wachstum einen Haken hinter seine dringlichste Aufgabe machen, die er als Bilfinger-Vorstandschef hatte. Nun soll die nächste Phase eingeläutet werden: Nach der Stabilisierung der Geschäfte soll der Ausbau dieser folgen.

Dafür hat das Unternehmen mehrere Felder identifiziert. So verspricht sich Bilfinger im Bereich Öl und Gas - ein Sektor der lange unter dem niedrigen Ölpreis litt - gute Geschäfte. "Wir sehen, dass hier wieder investiert wird, vor allem in den USA", sagte Blades. Auch im Nahen Osten sei bei den Firmen, die sich meist in Staatshand befinden, ein gewisser Aufbruch zu spüren. Instandhaltungsprojekte, die wegen des niedrigen Ölpreises lange aufgeschoben wurden, würden nun langsam nachgeholt. Das spüre das Unternehmen in einer steigenden Nachfrage. Gut sei, dass Bilfinger bereits in Ländern wie Saudi-Arabien und Kuwait aktiv ist, "in die kommt man nicht so leicht rein", sagte Blades. In Saudi-Arabien modernisieren die Mannheimer gerade das Luftdrucksystem einer Gasanlage.

Deutlich besser läuft es auch in der Chemiebranche: Die Kunden würden das erste Mal seit Jahren wieder über neue Raffinerien sprechen. Der Markt sei "bullish".

Wachstumspotenzial sieht Blades durch die Digitalisierung. "Früher hat Bilfinger Brücken aus Zement gebaut, heute baut Bilfinger digitale Brücken", so der Brite, der perfekt Deutsch spricht. Immer mehr Kunden würden merken, dass sie von der Digitalisierung deutlich profitieren können, etwa um mithilfe von "Augmented Reality" Großprojekte vor Ort zu visualisieren. So sei auch der Dax-Konzern HeidelbergCement derzeit ein Kunde in diesem Bereich.

Hoffnung setzt das Mannheimer Unternehmen auf Aufträge durch neue Umweltauflagen. So seien derzeit tausende Schiffe von neuen, strengeren Abgasvorschriften betroffen. Bilfinger biete eine Rauchgasentschwefelung für Schiffe an, und habe erst jüngst einen Millionenauftrag aus Griechenland erhalten.

Im ersten Halbjahr kann Bilfinger auf ein positives Konzernergebnis schauen. "Das freut uns besonders", sagte Blades gestern bei einer Telefonpressekonferenz. Unter dem Strich betrug der Gewinn zwölf Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte dort noch ein Verlust von sieben Millionen Euro gestanden. Auch der Umsatz kletterte im zweien Quartal um sechs Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstands-Chef, Auftragseingang und Umsatz sollen zulegen.

Die Vorwürfe eines Nachrichtenmagazins, dass Bilfinger noch immer anfällig für Korruption sei, wies Blades zurück. Die Fälle, über die nun berichtet werde, seien von Bilfinger selbst entdeckt worden. Sie seien bekannt und dem Aufpasser des amerikanischen Justizministeriums mitgeteilt. Blades betonte: "Seitdem der neue Vorstand im Amt ist, hat es keine neuen Korruptionsfälle gegeben." Unter seiner Führung gebe es keine Bestechlichkeit, und das werde auch so bleiben. "Dafür stehe ich", so Blades.

Der vom US-Justizministerium eingesetzte Überwacher sei noch bis Ende des Jahres bei Bilfinger aktiv. Dann würden die Amerikaner entscheiden, ob der Konzern genug für eine saubere Unternehmensführung getan habe und ob systematische Korruption in Zukunft auszuschließen sei. Blades zeigte sich gestern erneut optimistisch, dass die enge Überwachung im Dezember enden könnte.

Bis heute habe Bilfinger "weit über 100 Millionen Euro" in den Aufbau eines neuen "Compliance"-System investiert. "Das sind Ausgaben, die das Unternehmen schon seit dem Jahr 2000 hätte umsetzen müssen", so Blades. Mögliche Schadenersatzklagen gegen frühere Vorstände und Aufsichtsräte wegen Verfehlungen in diesem Bereich würden derzeit noch rechtlich geprüft.