Schönau: Die Stadt will vorne mit dabei sein
Von Thomas Seiler
Schönau. Wie aus dem Maschinengewehr kamen die Worte aus dem Mund von Marcus Zeitler. Wenn der Schönauer Bürgermeister über sein momentanes Lieblingsprojekt "Schönau digital 2025" zu sprechen kommt, redet er ohne Punkt und Komma. "Gerade für uns im ländlichen Raum ist sehr wichtig, den Bürgern und ortsansässigen Unternehmen ein zukunftsfähiges und progressives Umfeld zu bieten, um die Attraktivität des Wohn- und Wirtschaftsstandorts zu erhalten oder besser noch zu steigern", betonte er in der Gemeinderatssitzung.
Bekanntlich erhielt das Klosterstädtchen den Zuschlag vom Land für dieses Projekt: 33.808 Euro bekommt die Gemeinde, um ein Jahr lang ein kommunales Entwicklungskonzept zu entwickeln. Die Bevölkerung soll dabei mit Bürger- und Informationsveranstaltungen sowie Fragerunden miteinbezogen werden.
Damit nimmt Schönau aus der Sicht des Rathauschefs eine Vorreiterrolle ein - wie schon bei der Vielkönner-Lampe "Smight", dieser intelligenten Straßenlaterne, die mit ihrem einzigartigen System neben der Beleuchtung auch Umweltsensorik, Kamera, Elektroladesäule und öffentliches WLAN in sich vereinigt. Dazu kommt ein Vertrag mit der Startup-Firma "Vialytics" zur Erfassung des Straßenzustands per Handy-App: Im Zuge regelmäßiger Befahrungen sollen via Kameraaufzeichnungen Ergebnisse gewonnen und somit Planungs- und gezieltere Instandhaltungsmaßnahmen möglich werden.
Jüngst gesellte sich eine digitale Überwachung des Pegels der Steinach hinzu. Dazu wurde ein spezieller Sensor der EnBW-Innovation "Noysee" aus Karlsruhe auf dem Areal des Campingplatzes in Altneudorf installiert. "Jetzt können wir bei einem Pegelanstieg zusammen mit der Feuerwehr schneller vorbeugende Maßnahmen einleiten", so Zeitler zu dieser bahnbrechenden Technik, bei der intelligente Sensoren, die über ein Solarmodul mit Strom versorgt sind und stündlich mittels Ultraschall die aktuellen Pegelstände erfassen. "All das kann per PC, Tablet oder Handy überwacht werden", erklärte Zeitler nun. "Bei einem Ansteigen des Pegels meldet sich der Sensor selbstständig und alarmiert die entsprechenden Behörden per SMS, E-Mail oder Telefon." Zeitler lobte die Bürgervertreter für ihr "offenes Denken" über den grünen Klee: "Eine solche Projektbereitschaft ist nur mit einem aufgeschlossenen Gemeinderat möglich."
Der Rathauschef schwärmte weiter, dass man mit dem Digitalisierungsprozess "jede Altersgruppe in der Stadt" miteinschließe. Als Partner für das Projekt stehe EnBW Energie Baden-Württemberg genauso bereit wie der Rhein-Neckar-Kreis. Darüber hinaus sucht der Bürgermeister weiterhin engagierte und sachkundige Bewohner, Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft, die für das Projekt zur Verfügung stehen und die Realisierungsphase begleiten. Der Prozess dazu verläuft "zweigleisig", erklärte er. So gibt es nach einer öffentlichen Auftaktveranstaltung noch im Oktober eine im Internet eingerichtete digitale Beteiligungsplattform, die im Endeffekt zu gemeinschaftlich erarbeiteten Agendazielen führe.
"Der Agendagruppe kommt eine zentrale Rolle zu", erläuterte Zeitler die Vorgehensweise. Bis zum Jahr 2025 entstehe "ein großes Gesamtprojekt, das die digitale Zukunft bei uns definiert, in den Teilschritten aber so flexibel bleibt, dass Neuerungen und Trends jederzeit berücksichtigt werden können". Neben der Auftaktveranstaltung, der Agendagruppe und der Beteiligungsplattform nannte er noch Verwaltungsworkshops, Interviews und vor allen Dingen den Bürgerspiegel. Dort wird das analoge und digitale Angebot zusammengeführt, die Priorisierung angegangen und nicht zuletzt die Umsetzungsplattform vorgestellt.
Dies alles, unterstützt durch fünf Arbeitspakete, will Zeitler "mit einer ambitionierten, aber realisierbaren Taktung" bis zum Mai nächsten Jahres schultern. Dann soll die digitale Agenda eingereicht werden. Und damit eng verbunden sieht er die Bewerbung für die zweite Tranche, für die das Land den Siegern rund 100.000 Euro zu Verfügung stellt. "Hier messen wir uns dann mit Großstädten und können als kleine Gemeinde aus dem Steinachtal im Endeffekt sehen, wo wir mit unseren Ideen stehen", so der Bürgermeister.