Wasserverbrauch in Wiesloch/Walldorf: "Der Juli war der Rekordmonat"
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Rund um Wiesloch-Walldorf. (seb) Hitze und Trockenheit waren im Juni und Juli gleichermaßen rekordverdächtig. Über lange Wochen kletterten die Temperaturen tagsüber auf weit über 30 Grad und nachts kühlte es sich kaum ab. Bis auf sporadische Starkregen war es auch über längere Phasen sehr trocken. Da nimmt es nicht Wunder, dass der Wasserverbrauch in der Region um Wiesloch und Walldorf ebenfalls auf Rekordwerte gestiegen ist, bis zu 20 Prozent über Werte von 2017 und auch weit über den Schnitt der vergangenen Jahre.
So hatte der Zweckverband Wasserversorgung Hardtgruppe, der neben Leimen und Sandhausen auch Walldorf versorgt, im Juli eine Förderung von über 400.000 Kubikmetern, üblich sind zwischen 305.000 und 370.000, im selben Zeitraum 2017 waren es 327.000 Kubikmeter. Laut Wassermeister Ralph Kübler hat davon Walldorf allein über 154.000 Kubikmeter bezogen, "das ist ein beträchtlicher Anstieg gegenüber dem Juli 2017, da waren es gut 122.000 Kubikmeter". Im Juni dieses Jahres waren es etwas über 118.000, ein Jahr zuvor rund 127.000 Kubikmeter. Mit rund 120.000 Kubikmetern lag der Verbrauch im Mai 2018 fast auf Höhe des 2017er Werts.
"Wir bekommen auch die Bauarbeiten in Walldorf zu spüren", erzählte Ralph Kübler, beispielsweise hat ja SAP neue Gebäude in Betrieb genommen und mehrere Tausend neue Mitarbeiter beziehen nun Wasser. Insgesamt sah Kübler die Lage aber auch an den heißesten Tagen entspannt, die maximale Fördermenge liegt ihm zufolge bei 18.000 Kubikmetern am Tag, davon ist man mit aktuell um die 10.000 Kubikmetern noch weit entfernt. "Wenn es ein halbes Jahr lang wie im Juli wäre, kämen wir eventuell in Schwierigkeiten, aber momentan gibt es keine Probleme", so Kübler. Von Vorteil sei, dass 2010/11 eine zweite große Wasserleitung nach Walldorf verlegt worden war, "ohne die hätten wir Schwierigkeiten".
"Wir verkaufen deutlich mehr Wasser", berichtete auch Rüdiger Kleemann, technischer Betriebsleiter der Wieslocher Stadtwerke, die neben der Versorgung der Weinstadt auch die Wasserförderung in Dielheim mit durchschnittlich 3500 Kubikmetern pro Monat unterstützen. "Die Förderung hat sich gegenüber dem Juli 2017 um rund 20 Prozent erhöht." In Juni und Juli 2017 waren es noch jeweils knapp 178.000 Kubikmeter, das übertraf der Juni dieses Jahres schon mit über 182.000 Kubikmetern und der Juli war mit über 214.000 Kubikmetern noch mal weit darüber. Der Tag mit der höchsten Wasserförderung dieses Jahr war ihm zufolge bisher der 31. Juli mit 8054 Kubikmetern.
"Wir fördern Grundwasser des Oberrheingrabens, von der Kapazität her gibt es keine Probleme." Andere Versorger in Deutschland hätten Probleme gemeldet, doch die für extreme Hitze- und Trockenperioden genehmigten Maximalmengen habe man in Wiesloch zu keiner Zeit erreicht. Insofern kann laut Kleemann auch keine Rede sein von Einschränkungen in Sachen Wassernutzung. Anderswo mag die Wasserknappheit dazu zwingen, in Wiesloch und seinen Ortsteilen "ist das aber keinesfalls - auch bei noch länger andauernder Trockenheit - zu befürchten". Andererseits rege er die Bürger gerne zum Nachdenken an, so Kleemann: "Man muss sich vor Augen halten, dass es Trinkwasser ist. Muss damit der Rasen gegossen werden?"
"Wir haben schon eine enorme Wasserförderung", meldete Bernd Schritz, Wassermeister des Zweckverbands Wasserversorgung Letzenberggruppe (ZWL) in Malsch, der auch Mühlhausen und Rauenberg versorgt. "Im Juli waren es über 100.000 Kubikmeter, im Juni weitaus weniger, 83.000. " Auch im Juli 2017 war der Verbrauch mit 80.000 Kubikmetern rund 20 Prozent niedriger. "Die Leute gießen viel, Sportplätze werden bewässert, das kommt eben jetzt noch dazu", so Schritz. "Bei der Trockenheit dürften alle Zisternen leer sein."
Sein Kollege Dieter Becker ergänzt: "Der Verbrauchswert im Juli 2018 stellt mit 101.400 Kubikmetern einen neuen Rekordwert beim ZWL dar." Doch stellen selbst diese Spitzenwerte den Zweckverband nicht vor Probleme, das Grundwasser, das man fördere, gebe es "ohne Ende".
Einen zehnprozentigen Anstieg des Wasserverbrauchs im Juli meldet Bürgermeister Thomas Glasbrenner aus Dielheim. Aus dem Hollerbrunnen in Balzfeld und dem Dielheimer Tiefbrunnen flossen in Mai und Juli Spitzenmengen von 41.700 Kubikmetern, im Vorjahr waren es gut 39.000 (Mai) und etwas über 37.000 (Juli), sodass Anstiege von rund 2500 bis zu 4300 Kubikmetern verzeichnet wurden.
Das Ergebnis wurde laut dem Bürgermeister bereinigt: Das für den A6-Ausbau zuständige Konsortium ViA6West entnimmt schließlich derzeit für die Arbeiten ebenfalls Wasser aus dem Dielheimer Leitungsnetz, diese rund 3600 Kubikmeter wurden von den genannten Werten abgezogen.
"So einen Juli haben wir noch nicht gehabt", berichtete Jürgen Dieckmann, Wassermeister der Gemeinde St. Leon-Rot, von einer "sehr starken Nachfrage". Der Verbrauch im Juli lag ihm zufolge rund zehn Prozent über dem Vorjahreswert. Selten hat er es erlebt, dass es so lange so heiß und trocken war. "Der Juli 2018 war der Rekordmonat gegenüber allen anderen Jahren: 150.000 Kubikmeter wurden abgegeben", so Dieckmann. Deutlich drücke sich da der gestiegene Bedarf etwa für die Felderbewässerung oder für Sportplätze aus, eine Rolle spielten natürlich Neuansiedlungen oder Neubauten in den St. Leon-Roter Gewerbegebieten. Im Juni waren es 40 Prozent weniger, im Vorjahreszeitraum lagen die Werte zwischen 107.000 und 113.000 Kubikmetern.
Dieckmanns Einschätzung nach haben sich hohe Temperaturen und Trockenheit gegenüber den Vorjahren "nach vorne verschoben": Statt des Augusts entpuppt sich zunehmend der Juli als der Monat, in dem der Wasserbedarf am höchsten ist und schon in Juni und Mai wird es teils sehr heiß. "Im August könnte der Wasserbedarf jetzt schon wieder nachlassen."
180 Liter pro Sekunde oder 648 Kubikmeter die Stunde: Diese Spitzenleistung musste das Wasserwerk bereits vereinzelt erbringen, so Dieckmann, aber nur für kurze Zeit, dann sei der Bedarf gleich wieder gesunken. "Für derlei Verbrauchsspitzen haben wir ja die Hochbehälter, ohne die ginge es nicht. So aber sind wir sehr gut aufgestellt, es passt alles." Das erst 2016 in Betrieb genommene Wasserwerk in St. Leon-Rot kommt noch lange nicht in Bedrängnis, "das ist für größere Mengen ausgelegt". Die Gemeinde plant zwar, einen neuen Brunnen zu erschließen, das liegt aber vor allem am Alter der vorhandenen Infrastruktur.