Weinheimer Kerwe: Mehr als 50.000 Besucher feierten in der Weinheimer Altstadt
Von Frederick Mersi
Weinheim. "Sicherlich eine der schönsten in den letzten 20 Jahren", schrieb Stadtsprecher Roland Kern bereits am Montagnachmittag über die diesjährige Kerwe. Auch am Dienstag war er von der Stimmung auf dem Volksfest noch begeistert: "Das kommt schon an die starken Jahre ran." Mehr als 50.000 Besucher feierten laut seiner Schätzung an den vier Kerwetagen in der Altstadt, ein deutlich höherer Wert als im verregneten Jahr 2017.
Trotzdem blieb es zumindest am Wochenende aus Sicht der Polizei außergewöhnlich ruhig: Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte ein Sprecher am Dienstag auf Nachfrage. Erst am Montagabend mussten die Einsatzkräfte zweimal einschreiten: Kurz vor Mitternacht habe ein Mann einem Betrunkenen in der Grundelbachstraße ins Gesicht getreten, sagte der Polizeisprecher. Ein Zeuge habe aber ein Handyfoto des Täters gemacht, nach diesem werde nun gefahndet. Kurz nach Mitternacht kam es zu einer weiteren Schlägerei in der Hauptstraße, unweit des Marktplatzes. Dennoch zog die Polizei ein positives Fazit: "Dass über das Wochenende wirklich gar nichts passierte, ist gut."
Auch Ordnungsamtsleiter Markus Böhm meldete nach Rücksprache mit allen Ordnungs- und Sicherheitskräften, dass trotz der hohen Besucherzahlen negative Ereignisse ausgeblieben seien. Trotzdem viel zu tun hatten die ehrenamtlichen Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), wenn auch meist wegen "kleiner" Hilfsleistungen: "Es war der ganz normale Kerwe-Wahnsinn", sagte der Vorsitzende des Weinheimer DRK-Ortsverbands, Robin Stockmann, "vor allem Schnittverletzungen und Wespenstiche."
Die Kerwe-Sanitätsstation in der Evangelischen Stadtkirche bewährte sich auch in diesem Jahr: Mehr als 100 Patienten wurden hier erstversorgt, zum Beispiel, wenn sie deutlich zu tief ins Glas geschaut hatten. Nur 15 bis 20 von ihnen habe man ins Krankenhaus bringen müssen, so Stockmann. Für ihn und die ehrenamtlichen Helfer waren die Festtage dennoch kräftezehrend: "Für uns bedeutet Kerwe, dass wir jeden Tag 20 Helfer stellen müssen, von mittags bis tief in die Nacht." Wer am Montag Schicht schob, habe dafür Urlaub nehmen und trotzdem aufs Feiern verzichten müssen.
Entsprechend schwierig sei es gewesen, im Vorfeld genügend Ehrenamtliche zu finden, sagte Stockmann. "Aber wir haben es geschafft." Auch dank der umliegenden DRK-Ortsverbände, deren Mitglieder in der Zweiburgenstadt übers Wochenende aushalfen.
Jeden Tag mit mindestens zwölf Mann auf der Kerwe vertreten war auch die Freiwillige Feuerwehr, dazu kamen laut Stadtkommandant Ralf Mittelbach Sonderwachen bei der "Nacht der 1000 Lichter" und am "Langen Tisch". Weitere Kameraden waren im Alten Rathaus und im Feuerwehrzentrum in Bereitschaft, immerhin mussten die Einsatzkräfte während der Kerwe zehn Mal ausrücken. In der Altstadt sorgten lediglich zwei Fehlalarme von Rauchmeldern kurzfristig für Aufregung.
Deutlich schwieriger war es für die Feuerwehr, gerade an den Nadelöhren in der Altstadt Flucht- und Rettungswege freizuhalten. "Wir hatten den Betreibern schon im Vorfeld mitgeteilt, dass an solchen Stellen keine Tische und Zelte stehen dürfen", sagte Mittelbach. "Jeder wusste Bescheid, aber nicht jeder hat sich an die Vorgaben gehalten."
Bei einem gemeinsamen Rundgang mit dem Ordnungsamt am Freitag musste die Feuerwehr deshalb einige der Verantwortlichen nochmals auf die Regeln hinweisen. "Davon waren natürlich nicht alle begeistert", so Mittelbach. "Aber wir werden auch in Zukunft verstärkt darauf achten." Respekt zollte der Kommandant seinen Kameraden für die Arbeit der vergangenen Tage: "Das war schon eine große Leistung." Zumal die Jugendfeuerwehr schon bei den Vorbereitungen für die "Nacht der 1000 Lichter" geholfen hatte.
Lang im Einsatz war auch Peter Gérard, Vorsitzender des Heimat- und Kerwevereins "Alt Weinheim". Er war dennoch zufrieden mit der Kerwe 2018: "Wir haben am Montag fürs Kerwehaus noch mal Nachschub geholt", sagte Gérard. "Wir können uns nicht beschweren."
Doch auch die schönsten Festtage gehen irgendwann zu Ende: Dienstagnachmittag bauten die Helfer des DRK in der evangelischen Stadtkirche ihre Sanitätsstation ab, Gérard räumte noch im Hof des Kerwehauses auf: "Einmal durchwischen, dann kann die nächste Kerwe kommen."