Auf "Fußstreife" mit der Ladenburger Polizei: "Wir sind froh, hier arbeiten zu dürfen"
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Von Axel Sturm
Ladenburg. Es ist richtig heiß am Freitagabend in Ladenburg, als die drei Polizisten um 19.30 Uhr aus der Dienststelle in der Bahnhofstraße kommen. Trotz der Hitze setzen sie ihre Mützen auf. Den Körper der Beamten schützt eine dicke Sicherheitskleidung. Handschellen und Funkgerät sind gut sichtbar am Gürtel befestigt. In Großstädten sei es keine Seltenheit, dass Polizisten angepöbelt, beleidigt, geschubst, geschlagen und sogar angespuckt werden. "In Ladenburg kennen wir solche Vorfälle zum Glück nicht", meint Polizeioberkommissarin Allard.
Mit dabei ist auch Hauptkommissar Jost, ein alter Hase im Polizeirevier Ladenburg. Oft geht er mit dem Jugendsachbearbeiter Bittner auf Streife oder bietet Präventionsmaßnahmen an Schulen an. Der zweite Mann im Trio ist Polizeiobermeister Langner. Er kennt Ladenburg wie seine Westentasche.
Vor rund neun Monaten wurde Peter Oechsler, der neue Leiter des Ladenburger Polizeireviers, eingeführt. Seitdem haben er und sein junges Führungsteam bei den Fußstreifen-Kontrollen deutlich aufgestockt.
Bei diesem Rundgang durch die Altstadt sind drei Polizisten dabei. In der Regel besteht die Fußstreife aber nur aus zwei Beamten: zwei Männer oder ein Mann und eine Frau. "Zwei Frauen zusammen würde ich nur ungern auf Fußstreife schicken", erklärt die Einsatzleiterin. Allerdings trügen die weiblichen Kollegen mit ihrer besonnenen Art oft zur Deeskalation bei.
Startpunkt für die Fußstreife ist die Bahnhofstraße. Von dort biegen die Beamten ab in die Scheffelstraße. "Lauft ihr wieder Streife? Gut, dass ihr das macht", werden sie hier von einer älteren Frau begrüßt. "Ich fühle mich sicher in Ladenburg, schließlich wohne ich in der Nachbarschaft zum Revier", sagt sie.
Weiter geht es zum Hirschgraben hinter dem Lobdengau-Museum. Zu später Stunde sitzen an der Kletterwand oft Jugendliche und hören Musik. Wird es zu laut und die Anwohner beschweren sich, greift die Polizei ein. "Heute ist es extrem ruhig. Viele sind wohl zur Kerwe-Eröffnung nach Weinheim gefahren", vermutet Jost.
Mit der Freundlichkeit der Beamten ist es jedoch vorbei, als sie einen Wagen sehen, der am Marktplatz unrechtmäßig auf einem Behindertenparkplatz steht. Ein Knöllchen und eine Anzeige werden fällig. Ein Beweisfoto wird nicht gemacht, die Aussage von gleich drei Beamten hat genug Gewicht.
In der Hauptstraße begegnen sie einem Autofahrer. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von sieben Kilometern pro Stunde hält er ein. Deswegen ist es auch nicht schlimm, dass er nicht angeschnallt ist. "Außerhalb der verkehrsberuhigten Zone aber bitte den Gurt anlegen", mahnen die Beamten.
Auf dem Rückweg geht es zur Bury-Skulptur am Neckarufer. Auch hier gibt es öfter mal Probleme. Von einem Brennpunkt könne man aber nicht sprechen, so die Beamten. Das gelte übrigens für ganz Ladenburg. Alle drei Beamten waren auch schon an anderen Orten im Einsatz. "Wir sind froh, jetzt in Ladenburg arbeiten zu dürfen", sind sich die drei einig.
An der Bury-Skulptur steht eine Familie und beobachtet Gänse. "Hallo, ich habe zuhause auch Handschellen", ruft die kleine Malina den Beamten zu. "Ich habe keine Angst vor der Polizei", ergänzt ihre ältere Schwester. Schließlich haben die Kinder die Polizei schon mit ihrer Kindergartengruppe auf dem Revier besucht. "Sogar in der Gefängniszelle waren wir", erinnert sich Malina, während ihr Vater ein Gespräch mit den Beamten beginnt. Das passiere oft, erzählt Allard später. "Viele würden nie aufs Revier kommen, um ihr Anliegen vorzutragen. Aber wenn sie uns dann auf der Straße sehen, öffnen sie sich", meint die Einsatzleiterin. "So soll es auch sein", ergänzt Polizeiobermeister Langner, der Jüngste im Trio.
Für ihn ist es ein Vorteil, dass er in Edingen-Neckarhausen aufgewachsen ist und das Ladenburger Carl-Benz-Gymnasium besucht hat. "Ich kenne mich hier aus und bin in einigen Vereinen tätig. Die Menschen haben Vertrauen zu mir", erzählt der Beamte. Wenn er merke, dass sich Interessenkonflikte abzeichnen, ziehe er sich zurück und überlasse die Ermittlungen seinen Kollegen.
Nach rund zwei Stunden ist der Rundgang mit den Beamten zu Ende. "Fersengeld" gibt es für die Polizisten übrigens nicht. Trotzdem ist diese Art des Dienstes bei den 70 Einsatzkräften des Reviers beliebt. "Genau das macht mir an meinem Beruf so Freude. Der Kontakt mit den Menschen ist eine Bereicherung", sagt Einsatzleiterin Allard.