Kleine Kinos in der Region: Das Heidelberger "Cinema Augustinum" ist ein "Guckloch nach draußen"
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Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg/Rhein-Neckar. "Ach, hätten Sie sich nicht ein anderes Ende ausdenken können? Ich habe bis zum Schluss gehofft, dass sie sich doch noch kriegen", sagt eine Besucherin zu Kulturreferent Max Hilker, als sie den Kinosaal im Augustinum auf dem Emmertsgrund in Heidelberg verlässt.
Dort ist gerade der Spielfilm "Shakespeares Romeo und Julia" von 1996 über die Leinwand geflimmert. Wobei "geflimmert" grenzenlos untertrieben ist - der Film war in allerbester Bildqualität zu sehen. "Ich kann Shakespeare leider nicht umschreiben", kontert Hilker die eher scherzhafte Anregung der Besucherin.
"Summer of Love" ist das Motto des Kinosommers im Augustinum, der noch bis Ende des Monats dauert. Für Max Hilker ein Anlass, einfach einmal daran zu erinnern, dass es in der Senioreneinrichtung ein Kino mit genau 369 Plätzen beziehungsweise bequemen, roten Plüschsesseln gibt. Dort werden jährlich bis zu 25 Filme gezeigt, außerdem eignet sich der Saal für Konzerte, Theateraufführungen oder Lesungen.
Gerade für hochbetagte Bewohner des Hauses sei das Kulturangebot ein "Guckloch nach draußen". Erst recht, wenn zu den Vorstellungen auch Besucher aus der Stadt und der Region zu Gast seien. Zum "Sommerkino" ist der Sektempfang nach der Vorstellung obligatorisch, und es ist eine gute Gelegenheit, mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Die Filmreihe im "Cinema Augustinum" begann mit dem Klassiker "Die Reifeprüfung" aus dem Jahr 1967, gefolgt von der Komödie "The Big Sick", gedreht 2017. Ein Jahr älter ist der Film "Love & Friendship" - entstanden in Koproduktion zwischen Frankreich, Irland und den Niederlanden. "Die geistreichste und witzigste Jane-Austen-Adaption, die je auf der Leinwand zu sehen war", urteilte die "Times".
Um die skandalträchtigen Gerüchte über ihre Affären auszusitzen, taucht die schöne Witwe Lady Susan Vernon auf dem Land unter. Dort schmiedet sie Pläne, um für sich selbst und für ihre heiratsfähige Tochter jeweils einen passenden Ehemann zu finden. Sie erregt die Aufmerksamkeit gleich dreier Männer - dieser Umstand verkompliziert die Angelegenheit erheblich. Der Film wird am heutigen Donnerstag, 23. August, um 19.30 Uhr sowie am Freitag, 24. August, um 17 Uhr gezeigt.
Mit dem deutschen Dokumentarfilm "Ein Haufen Liebe" aus dem Jahr 2016 geht der Kinosommer im Cinema Augustinum zu Ende. Das Besondere dabei: Nach der ersten der beiden Vorstellungen (30. August) wird die Regisseurin Alina Cyranek zu einem Filmgespräch zur Verfügung stehen. Damit zum Inhalt, der eine Anleihe bei der griechischen Mythologie macht: Als das alte Ehepaar Philemon und Baucis nach einem langen, erfüllten Leben stirbt, ist es in tiefer Liebe miteinander verbunden.
Im Film geht es um Anneliese, Ulla, Ruth und Esther und damit um vier Frauen im Alter zwischen 71 und 90 Jahren, die einer Theatergruppe in Tübingen angehören und beim Einstudieren des Stücks auf verpasste Momente, Seitensprünge und die Sehnsucht nach der großen Liebe im eigenen Leben zurückblicken.
Der Film ist am Donnerstag, 30. August, 19.30 Uhr, sowie am Freitag, 31. August, 17 Uhr, zu sehen. Sowohl Bewohner des Hauses als auch Gäste aus der Region sind dazu herzlich willkommen, betont Kulturreferent Hilker.
Info: Die Karten kosten sechs Euro, ermäßigt vier Euro. Das "Cinema Augustinum" findet man in Heidelberg- Emmertsgrund, Jaspersstraße 2.