Dürre in der Region rund um Heidelberg: Das Gras reicht nur noch wenige Tage
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Von Christoph Moll und Anja Hammer
Region Heidelberg. "Ich bin jetzt 58 Jahre alt", sagt Alfons Gimber, "aber so etwas habe ich noch nicht erlebt." Es gebe Wiesen in der Region, die als solche nicht mehr zu erkennen seien. "Besonders an steilen Hängen ist alles braun - da wächst nichts mehr, da ist alles tot", sagt der Schäfer aus dem Lobbacher Ortsteil Lobenfeld. "So extrem war es noch nie - auch nicht im Rekordsommer 2003." Die Hitze sei dabei nicht das Problem: "Die gibt es ja jedes Jahr", sagt Gimber. "Aber dass es seit Monaten nicht mehr richtig geregnet hat, das ist neu."
So hat Alfons Gimber mit seinen beiden Herden mit insgesamt etwa 800 Schafen fast alle seiner Weiden in der Region schon "abgegrast" - im wahrsten Sinne des Wortes. Normalerweise könnte jede Wiese im Jahr drei Mal abgefressen werden - in diesem Jahr reicht es stellenweise nicht einmal mehr für zwei Mal.
Eine Herde grast seit einigen Tagen oberhalb von Wiesenbach auf einer Obstbaumwiese, die auch Schatten bietet. "Dort reicht das Gras noch etwa acht Tage", schätzt Gimber. "Die Schafe müssen aber jetzt schon Pflanzen fressen, die sie sonst verschmähen - da müssen sie jetzt durch." Die kleinen Lämmer mussten schon in den Stall, die größeren folgen in den nächsten Tagen. Sie haben es derzeit besonders schwer.
Jeden Tag bringt der Schäfer frisches Wasser in großen Tanks auf die Weide. Wie auch Menschen, haben Schafe an heißen Tagen mehr Durst. Hinzu kommt, dass sie nun auch noch die fehlende Feuchtigkeit im trockenen Gras ausgleichen müssen.
Ähnlich sei die Situation seiner zweiten Herde, die derzeit beim Eberbacher Ortsteil Brombach Futter sucht. Auch hier dauert es nur noch wenige Tage, bis nichts mehr da ist.
Dann passiert etwas, was es zu diesem Zeitpunkt des Jahres noch nicht gegeben hat: Der Schäfer muss zufüttern. Die Schafe bekommen dann eine Mischung aus Maissilage - also gehäckselten Maispflanzen - Gras und Heu. "Zum Glück haben wir vorgesorgt", sagt Gimber. Als sich die Dürre abzeichnete, entschied der Schäfer, doppelt so viel Maissilage als sonst als Vorrat in Silos anzulegen. In den vergangenen Jahren hat Gimber immer Mais von seinen gepachteten Feldern verkauft, nun hat er ihn behalten. "Wir können ja nicht jetzt schon an die Vorräte für den Winter gehen", macht er deutlich.
Deshalb hofft Gimber, dass es nun endlich ergiebig regnet. "Selbst dann dauert es aber drei Wochen, bis wieder Gras auf den Wiesen wächst." Sollte es nicht regnen, müssten doch schon die Wintervorräte angegangen werden. "Das ist wohl der Klimawandel", sagt Gimber nachdenklich.
Kommen auch in der Region Hilfen für Landwirte an? Alfons Gimber ist skeptisch: "Wir sind zwar am schlechtesten in Baden-Württemberg dran, aber in Deutschland gibt es Regionen, die noch stärker von der Dürre betroffen sind." Im Osten hätten Kollegen schon Schafe abgeben müssen, sagt Gimber. Auch er könne nur noch "fitte" Schafe halten.
Dass er einer ist, der viel Glück hatte, weiß dagegen Udo Lämmler vom Ammelwiesenhof in Bammental. "Wir haben unseren Mais dieses Jahr zufällig nur auf den Äckern im Tal gepflanzt", erzählt der Landwirt. Dort gebe es aufgrund der Nähe zur Elsenz mehr Feuchtigkeit - und somit sei die Ernte auch "zufriedenstellend".
Am Mittwoch war er gerade dabei, den Mais mit Helfern zu silieren. Die Ernte reiche aus, um die Silos zu füllen und somit auch, um seine rund 300 Rinder zu füttern. "Das reicht auch für den Winter", so Lämmler. Auf den Feldern stehe zudem noch eine Reserve.
"Der Winter war nass, deshalb ist das Getreide nicht so schlecht", berichtet der Bauer. Für das Gras habe der Regen aber nicht gereicht. Die erste Heuernte im Frühjahr sei noch in Ordnung gewesen. "Und dann wurde es immer weniger", so Lämmler. Inzwischen seien die Wiesen braun.
Auch seine Zuckerrüben bereiten ihm Sorgen. "Bei denen seh’ ich schwarz", so der Bammentaler. "Die wachsen nicht mehr." Zudem würden die Blätter welken und dadurch trockne der Boden nur noch mehr aus. Bei der Trockenheit könne er die Rüben auch gar nicht herausbekommen.
Von den Bundeshilfen wird Lämmler wohl dennoch nicht profitieren. "Die bekommt man nur, wenn man weniger als 30 Prozent erntet", sagt er. Außerdem, gibt er zu bedenken: "380 Millionen Euro hört sich viel an - aber für den Einzelnen ist das fast nichts."