"Beiß-Monster" von Epfenbach: So wurde der Vorfall in vielen Medien dargestellt
![](http://www.rnz.de/cms_media/module_img/674/337237_1_gallerydetail_image_6922d2337126c65d.jpg)
Epfenbach. (kel) Kein anderes Ereignis in der 830-jährigen Geschichte des Dorfs hat für derartige bundesweite Aufmerksamkeit gesorgt wie der Fall der Hunde, die am vergangenen Sonntag Rettungskräften den Zutritt zu Haus und Hof ihres toten Herrchens verwehrten.
Zeitungen und Online-Dienste von Buxtehude bis Bayern berichteten, auch in Schweizer und österreichischen Medien fand die Geschichte des fünfstündigen Einsatzes in der Epfenbacher Hauptstraße ihren Niederschlag.
Der Tenor der Berichterstattung war breit gestreut: "Rettungskräfte wollen toten Mann bergen - was seine Hunde dann machen, versetzt ein ganzes Dorf in Aufregung" titelte beispielsweise das Online-Portal der Funke-Mediengruppe mit Sitz in Essen - und hatte mit beinahe 300.000 Lesern seine meistbeachtete Story des Tages.
"Aggressiv und bellend: Sieben Hunde versperren den Weg zur Leiche ihres Herrchens" formulierte ein fränkisches Boulevardblatt mit Hang zur Übertreibung: In Wirklichkeit hatte sich nur ein Teil der sieben Vierbeiner, nämlich zwei Schäferhunde, offensiv gegen die vermeintlichen Eindringlinge gestellt.
Die meisten Medien berichteten seriös und unter Bezug auf lokale Quellen. In den Internet-Nachrichten wurde das Geschehen allerdings bisweilen bis an die Grenzen der Wahrhaftigkeit ausgeschmückt. An den Höllenhund Zerberus, den vielköpfigen Wächter der Unterwelt in der griechischen Mythologie, fühlte sich etwa der Spiegel-Online-Journalist erinnert, als er das Geschehen von Hamburg aus beschrieb: Die Epfenbacher Hunde hätten "verbissen die Leiche ihres ehemaligen Halters verteidigt". Garniert wird die Beschreibung mit dem Bild eines zähnefletschenden Zwingerhunds.
Dass die Vierbeiner des verstorbenen 80-Jährigen immer wieder als Beiß-Monster dargestellt wurden, hat in Kreisen von Tierfreunden für Empörung gesorgt - vor allem weil zu vielen Berichten Rottweiler-Bilder gestellt wurden. Das veranlasste die Haus- und Wildtierrettung Neckartal-Odenwald zu einer Klarstellung: "Von dem gesicherten Rottweiler ging keinerlei Aggressivität aus", unterstrich die Organisation. Im übrigen müsse bei der Bewertung des Tierverhaltens die "Stresssituation", der die Hunde ausgesetzt gewesen seien, berücksichtigt werden. Diese Einschätzung deckt sich mit Aussagen von Tierpsychologen.
Nachbarn beschrieben unterdessen den Hundehalter als fürsorglichen Tierliebhaber. Obwohl der Mann sehr zurück gezogen gelebt haben soll, sei er mit seinen Vierbeinern regelmäßig Gassi gegangen. Der Mann, der offenbar kurz zuvor auch wegen seiner Hunde einen Krankenhausaufenthalt vorzeitig abgebrochen hatte, war letztmals am vergangenen Mittwoch auf der Bank vor der örtlichen Apotheke lebend gesehen worden. Am Abend stellte er offenbar noch seine grüne Abfalltonne vors Haus - und starb kurz darauf.