Karstadt und Kaufhof werden zum Warenhausriesen
Die Wettbewerbshüter haben keine Bedenken gegen den Zusammenschluss. Denn die Konkurrenz im stationären Handel und Internet ist groß. Bei Beschäftigten und Kommunen sorgt die Freigabe für gemischte Gefühle.
Deutschland bekommt einen neuen Warenhausriesen: Das Bundeskartellamt hat grünes Licht für die Fusion von Karstadt und Kaufhof gegeben. Kartellamtspräsident Andreas Mundt sagte am Freitag in Bonn: „Wir haben das Vorhaben intensiv geprüft. Weder aus der Perspektive der Verbraucher, noch aus Sicht der Hersteller und Lieferanten gab es durchschlagende wettbewerbliche Bedenken.“ Karstadt und Kaufhof hätten nicht nur viele Konkurrenten im stationären Geschäft. Auch der Online-Handel sorge für zusätzlichen Wettbewerbsdruck.
Der neue Einzelhandelsriese wird europaweit 243 Standorte haben und rund 32 000 Mitarbeiter beschäftigen. Unter dem Dach der neuen Holding werden nicht nur die deutschen Kaufhof- und Karstadt-Filialen vereint, sondern auch die Karstadt-Sporthäuser, die europäischen Filialen der Outlet-Kette Saks Off 5th, die Galeria-Inno-Kaufhäuser in Belgien, die erst kürzlich gegründeten Hudson's-Bay-Warenhäuser in den Niederlanden sowie eine Reihe von Internet-Anbietern.
Beschäftigte und Kommunen sind in Sorge
Bei Beschäftigten wurde die Entscheidung wegen des drohenden Stellenabbaus nicht ohne Sorge aufgenommen. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl forderte Eigentümer und Management auf, nun alles Mögliche für den Erhalt der Arbeitsplätze aller Beschäftigten zu tun. Gerade in Städten, wo es Kaufhäuser beider Marken in enger Nachbarschaft gebe, seien nun kluge Lösungen gefragt.
Auch Kommunen beobachten die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Die Städte seien daran interessiert, „dass nach der Fusion möglichst alle Kaufhausstandorte bestehen bleiben“, betonte der Hauptgeschäftsführer des Städtetages, Helmut Dedy. Denn die großen Warenhäuser seien wichtig für die Attraktivität der Innenstädte. Auch Norbert Portz vom Städte- und Gemeindebund appellierte an die Konzerne, einen „Kahlschlag“ in den Innenstädten zu verhindern.
Was die Fusion für Beschäftigte und Kommunen bringen wird, darüber besteht im Moment noch große Ungewissheit. Weder gibt es Zahlen zum erwarteten Stellenabbau, noch Angaben über mögliche Schließungen. Karstadt-Eigentümer René Benko bemühte sich zuletzt jedoch, Ängste vor drastischen Einschnitten zu dämpfen: „Natürlich müssen wir sanieren, aber wir werden wie bisher um jede Filiale kämpfen und versuchen, sie in die schwarzen Zahlen zu bringen“, betonte er.
Online-Konkurrenz macht Kaufhäusern zu schaffen
Der Zusammenschluss ist aus der Not geboren. Kaufhof und Karstadt macht seit Jahren der Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando zu schaffen, aber auch die Konkurrenz der großen Einkaufszentren. Von dem Zusammenschluss erhoffen sich die beiden Ketten eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Die Bündelung von Einkaufsmacht dürfte es Kaufhof und Karstadt ermöglichen, bessere Konditionen von den Lieferanten zu bekommen. Außerdem könnten nach Einschätzung von Branchenkennern in der Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik beträchtliche Summen gespart werden. Geleitet werden soll der neue Warenhausriese vom bisherigen Karstadt-Chef Stephan Fanderl.
Der Kaufhof-Eigentümer HBC betonte nach der Kartellamtsentscheidung, der Zusammenschluss schaffe für beide Unternehmen die Voraussetzungen, das Geschäft zu stärken und die Herausforderungen im deutschen Einzelhandel zu meistern. Von der Signa-Holding des Karstadt-Eigentümers Benko war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.