Mehr als 100 Rot-Radler erwischt: Polizei hat im November die Kontrollen intensiviert
Heidelberg. (hob) Die Verkehrspolizei macht ernst und hat im November damit begonnen, Radler gezielt zu kontrollieren. Seit letzter Woche ist nun jeder Beamte angewiesen, sich mindestens eine halbe Stunde täglich auf die Pirsch zu legen und jeden Regelverstoß zu sanktionieren. Die Bilanz ist ernüchternd.
111 Radler wurden erwischt, die bei Rot über Ampeln fuhren. Auch in Mannheim, wo die Verkehrspolizei ebenfalls den November zum Monat der Fahrradsicherheit auserkoren hat, zeigten die Beamten 98 Radler an. Ein Rotlichtverstoß kann teuer werden: Ist die Ampel bereits länger als eine Sekunde umgesprungen, kostet es 100, ansonsten 60 Euro. Hinzu kommen noch Verwaltungsgebühren. Was für den Leiter der Verkehrspolizei Dieter Schäfer besonders erschreckend ist: Selbst an dem berüchtigten Überweg von der Gaisbergstraße zum Adenauerplatz hielten seine Kollegen 37 Radler an, die bei Rot über die Kreuzung rauschten. An dieser Stelle verunglückte ein 51-jähriger Mann am 11. Oktober schwer. Zur Warnung und Sensibilisierung veröffentlichten die Polizei und die RNZ daraufhin ein Schockvideo, das einen ähnlich gelagerten Unfall zeigt, bei dem im Juli 2016 eine junge Radlerin glücklicherweise nur leicht verletzt wurde. Der Zusammenstoß wurde von der Dashcam eines Autos gefilmt.
Manchmal müssen die Verkehrspolizisten nicht weit laufen. Am Donnerstag reichte es, sich von 9.45 bis 10.30 Uhr vor der Eingangstüre der Dienststelle in der Rohrbacher Straße zu postieren und die Radler aus dem Verkehr zu ziehen, die verbotswidrig auf dem Gehweg fuhren. Allein bei dieser Gelegenheit wurden 40 Personen verwarnt. Fahren auf dem Gehweg kostet zehn, mit Behinderung 15 Euro. "Beinahe-Unfälle gibt es an dieser Stelle jeden Tag", sagt Schäfer. Die Kreuzung Bergheimer Straße / Mittermaierstraße und Brückenstraße in Neuenheim sind für Schäfer besonders neuralgische Punkte. Alle Verkehrsarten sind hier sehr stark vertreten und teilen sich wenig Platz. In den folgenden Tagen sollen die Ordnungshüter vor allem Radler kontrollieren, die bei Dunkelheit ohne Licht unterwegs sind. Dieser Regelverstoß kostet 20 Euro.
Unterdessen sorgte die Veröffentlichung des Schockvideos für viele Reaktionen im Internet. Allein auf der Facebook-Seite der RNZ wurde es fast 40.000 Mal geklickt. 174 Kommentare wertete die Verkehrspolizei aus. "In zum Teil aggressiven und hasserfüllten Kommentaren schimpfen Auto- über Radfahrer und umgekehrt. Ganz wenige suchen mäßigend den Ausgleich", sagt Schäfer. Er wünscht sich, dass sich mehr Leute an Paragraf 1 der Straßenverkehrsordnung erinnern, in dem es um ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme geht. Schäfer: "Davon sind die Kommentierenden weit entfernt."