"The Gregorian Voices" in Walldürn: Brücke zwischen Mittelalter und Moderne
Walldürn. (Sti.) Für ein mitreißendes Gänsehauterlebnis bei den 600 Konzertbesuchern in der voll besetzten Basilika sorgten am Freitagabend "The Gregorian Voices" aus Bulgarien. Das unter dem Motto "Gregorianik meets Pop" stehende Programm bestand aus klassisch-gregorianischen, von geistlicher Tiefe geprägten Chorälen, orthodoxen Kirchengesängen sowie ausgewählten Klassikern der Popmusik, gesungen im Stil der mittelalterlichen Gregorianik. Die acht Sänger spannten unter der Leitung von Ivan Uzunov einen Bogen zwischen Mittelalter und Moderne und brillierten nicht nur als Chorsänger, sondern dabei auch als hochbegabte Solisten.
Die wunderbaren Stimmen entführten das hellauf begeisterte Publikum in eine spirituelle Klangwelt ohne zeitliche, religiöse oder sprachliche Grenzen. Durch die schlichte Präsentation in der abgedunkelten Basilika hatten die Besucher die Möglichkeit, sich nahezu zwei Stunden lang voll und ganz auf den Gesang zu konzentrieren.
Wie Stefanie Jülich von der Konzert-Agentur "Muhsik" in ihrer Begrüßungsansprache herausstellte, habe es sich das Vokal-Oktett "The Gregorien Voices" zur Aufgabe gemacht, als Nachfolger und Erbe des bekannten Männerchores "Gloria Dei" seit dem Frühjahr 2011 die Tradition des gregorianischen Chorals wiederaufzunehmen.
In einem ersten Konzertblock wurden zauberhafte, in lateinischer Sprache gesungene Choräle wie unter anderem das "Ave Maria", "Ave maris stella", "Salve Regina", das Kyrie "Missa orbis Factor", die beiden orthodoxen Gesänge "Terirem" und "Polielej" und der Kanon "Cantate Domino" dargeboten. Kräftiger und perfekt dargebotener Klang aus acht Männerkehlen erfüllte die Basilika in diesem ersten Konzertteil mit beeindruckendem Chorgesang. Immer wieder glänzte das Ensemble mit bezaubernden Stimmen, einer faszinierenden musikalisch-gesanglichen Vielschichtigkeit sowie mit einer perfekten Atemtechnik.
Immer wieder wurde dem aufmerksam zuhörenden Konzertbesucher deutlich vor Augen geführt, dass die Kraft der Melodien des gregorianischen Gesangs, die von zahlreichen Elementen alter Musikkulturen geprägt sind, nicht nur der Liturgie einen festlichen Charakter verleihen, sondern gleichsam zu einer Brücke werden, die Zeiten, Religionen und Sprachen verbindet.
Im Mittelpunkt des zweiten Konzertblockes standen ausgewählte Klassiker der Popmusik, die - im mittelalterlichen Stil gesungen - deutlich machten, dass die Gregorianik ab den 1990er-Jahren eine ungeahnte Renaissance erfuhr und zum Teil die Charts der Popmusik erstürmte.
Zu hören waren so bekannte Songs wie das "Hallelujah" von Leonard Cohen, "Sailing" von Rod Stewart, "Wind of Change" von den "Scorpions", "Knockin’ on heavens door" von Bob Dylon, "Imagine" von John Lennon, "My Way" von Frank Sinatra, "The Sound of Silence" von Simon & Garfunkel oder "Feel" von Robbie Williams.
Auch im Verlauf dieses zweiten Konzertteiles überzeugten die acht Sänger das Publikum noch einmal in beeindruckender Weise immer wieder aufs Neue mit ihren solistischen Gesangseinlagen, mit einer polyphonen Fünfstimmigkeit im Gesamtchor, mit schallenden Bassstimmen und aufsteigenden Falsettstimmen, ihren glockenklaren Stimmen, und dem harmonischen Zwiegesang von Bass, Bariton und Tenor.
Ein begeisterter Schlussapplaus sowie "Standing Ovations" veranlassten die "Gregorian Voices" schließlich zu den drei nur allzu gerne gewährten Zugaben "Amazing Grace", "We are the world" von Michael Jackson und "Thank you for the Music" von "ABBA".