Sankt-Martins-Umzüge in Weinheim: Martinsmännchen drohten knapp zu werden
Von Günther Grosch
Weinheim. Kerzen aus echtem Wachs sind out. Batteriebetriebene LED-Lichter sind die neuen Herzen, die im Inneren der Lampions schlagen und funkeln. Nur noch in selbst gebastelten Laternen flackert es noch auf natürliche Art und Weise, so die Beobachtung sowohl auf dem Martinszug am Freitag in der Weststadt als auch auf dem traditionellen Umzug am Samstagabend in der Kernstadt. Was letztlich allerdings nicht nur das Sicherheitsgefühl bei den Eltern erhöht, sondern auch Tränen der Kinder vermeiden hilft, wenn zu deren Entsetzen der papierene Leuchtkörper plötzlich in Flammen aufgeht.
Milde Temperaturen sorgen für Teilnehmer-Rekorde
Das trockene Wetter und die an beiden Tagen auch am frühen Abend noch eher milden Temperaturen trugen dazu bei, dass die Organisatoren beider Umzüge eine Rekordbeteiligung vermeldeten. Sogar die jeweils zur Belohnung der mitmarschierenden Kinder bereit gehaltenen Martinsmännchen drohten knapp zu werden.
Wie schon in den Vorjahren spielte eine Sancta Martina die Rolle des Heiligen Bischofs von Tours. Anna Katrin Schmitt vom Viernheimer Fuhrteam Rohrbacher und ihr 15 Jahre alter Schimmel Dukt bildeten, eskortiert von Angehörigen der Jugendfeuerwehr, die Spitze des gut 200 Meter langen Lindwurms, der sich von der Pestalozzischule aus über die Albert-Ludwig-Grimm-Straße bergwärts zum Schlosspark hinauf bewegte.
Pünktlich um 18 Uhr waren die Straßenlaternen erloschen und hatten damit das Startsignal gegeben. Die Stadtkapelle Weinheim und die Feuerwehrkapelle Mörlenbach gaben die Begleitmusik zu den allerdings stimmlich nur dünn erschallenden "Ich geh mit meiner Laterne"- und "Rabimmel Rabammel Rabumm"-Gesängen vor.
Dafür kam das Blinken und Lichterfunkeln umso intensiver bei den Zuschauern des Zuges an. Längst reicht es vielen nicht mehr aus, nur ihre Laterne erstrahlen zu lassen. Mittlerweile blinken auch die in den Händen gehaltenen Stiele abwechselnd in allen Regenbogenfarben. Und wenn das an den Straßenrändern stehende Publikum glaubte, gleichzeitig auch eine knapp über dem Straßenpflaster dahinschwebende Glühwürmchenparade mitzuerleben, sah es sich nochmals getäuscht: Es waren die Schuhe vieler Teilnehmer, die bei jedem Schritt und Tritt im Takt ihrer Träger aufleuchteten.
Lobenswert, dass viele der Kinder ihre Lampions selbst gebastelt hatten. Im bunten Wechsel schwebte da "Hui Buh, das Schlossgespenst" vorüber, flatterten Leucht-Eulen und schnaubten lustige Saurier an den Laternenguckern vorüber. "Viele Ideen fürs nächste Jahr" nahmen dann auch die vierjährige Felicitas und ihr Papa Holger aus der Weststadt mit nach Hause. Beide hatten es sich nicht nehmen lassen, sowohl tags zuvor am Weststadt-Umzug als auch jetzt in der Kernstadt mit dabei zu sein. "Auch weil es dann zweimal die süßen Martinsmännchen gibt", wie Papa Holger ehrlich zugab. Zuvor allerdings galt es für sie wie alle anderen, nach dem "Aufstieg" in den Schlosspark dort auch noch eine Ehrenrunde vorbei an der Vogelvoliere zu absolvieren. Die allerdings nicht von allen wahrgenommen wurde.
"Wir gehen lieber gleich zur Martinsmännchenausgabe. Da müssen wir uns nicht so lange anstellen", gaben Petra und Jasmin freimütig zu - und bissen kräftig in die süße Belohnung.