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Ноябрь
2018

Michelstadt: Die Natur übernimmt die Grabpflege

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Von Karin Katzenberger-Ruf

Michelstadt. "Können wir mit der Urne nochmals eine Runde auf dem Motorrad drehen?", fragten Mitglieder eines Harley-Davidson-Clubs Revierförster Stefan Braune vor der Beisetzung. Was hätte er dagegen haben sollen? Also durfte "Mutti" noch einmal vom Parkplatz des Bestattungswaldes in Michelstadt bis zum nahegelegenen Flugplatz des Aero-Clubs und zurück fahren. Für die Trauergäste war das genau das richtige Ritual, um Abschied zu nehmen. Sogenannte "Baumbestattungen" werden, salopp formuliert, immer beliebter. Im 2002 eröffneten Bestattungswald der "FriedWald GmbH", den der Landesbetrieb "Hessen Forst" trägt, waren es seither über 5000. Das Gelände wurde stetig erweitert und umfasst inzwischen rund 60 Hektar.

Dort kann man Bäume kaufen, in deren Wurzelbereich biologisch abbaubare Urnen mit der Asche von Verstorbenen rund 80 Zentimeter tief in den Waldboden kommen. Den "Basisplatz" unter irgendeinem Baum gibt es schon für rund 500 Euro. Der Familien- und Freundschaftsbaum mit zehn Bestattungsplätzen ist ab 3350 Euro erhältlich. Ein Kegelclub hatte da bereits Bedarf. Der Preis richtet sich unabhängig von der Baumart nach dem Stammumfang. Das und mehr ist an diesem Wochenende bei kostenlosen Führungen vor Ort zu erfahren gewesen.

"Ein Klavier hatten wir noch nicht"

Samstagnachmittag, im Wald sorgen das Gelb der Blätter an den Bäumen und das Braun des Laubes auf dem Boden für ein herbstliches Farbenspiel. Zwischendurch tröpfelt es ein bisschen, dann schickt die Sonne ein paar Strahlen. Wie schön mag es hier wohl erst bei frischem Maiengrün sein? Die Gruppe hat bei der Führung keine langen Wege vor sich. Stefan Braune führt die Gäste zu einem Platz, an dem Trauerfeiern aller Art stattfinden können. Er hat schon welche mit Sektempfang, Streichquartett oder Dudelsack-Musik erlebt und ergänzt: "Ein Klavier hatten wir noch nicht".

Bei der Gestaltung von Trauerfeiern ist demnach alles möglich. Nur auf Blumenschmuck und dergleichen sollte möglichst verzichtet werden. Solcher Schmuck auf den Grabstätten wird von Mitarbeitern des Forstes nämlich rigoros abgeräumt, weil der Bestattungswald eben nicht aussehen soll wie ein Friedhof. Auch lila Luftballons, die sich in den Baumwipfeln verfangen hatten, mussten mal "abgeschossen" werden.

Bei der Urnenbestattung im Wald werden laut Stefan Braune Eichen oder Buchen besonders gerne genommen. Fichten sind aber nicht im Sortiment. Weil sie für den Befall mit Borkenkäfern oder für Schneebruch einfach zu anfällig sind. Und wer will bei einer garantierten "Ruhezeit" von 99 Jahren schon gerne den Baum wechseln?

Eine Weißtanne hat Hans-Jürgen Pohl aus Frankfurt als letzte Ruhestätte für seine Frau Gisela ausgesucht. Mit ihr war er 44 Jahre verheiratet, vor zehn Jahren starb sie an Krebs. Nun ist er mit Tochter, Schwiegersohn, Enkel und Hund in dem Wald unterwegs, in dem auch irgendwann die Urne mit seinen sterblichen Überresten begraben sein wird. Wiederum unter einer Weißtanne und nur 50 Meter von seiner Frau entfernt.

Erfunden hat den Bestattungswald ein Schweizer, seit 1993 wird die Idee auch in Deutschland umgesetzt. Wobei es konkurrierende Unternehmen gibt. "Ruhewald" darf Stefan Braune bei seiner Führung zum Beispiel gar nicht sagen.

Die Kirchen taten sich mit der neuen Bestattungsform anfangs schwer, für Steinbildhauer oder Friedhofsgärtner ist sie ein Verlustgeschäft, für Kommunen mit großen Waldgemarkungen aber einen Gedanken wert. Schließlich gibt es auch Städte und Gemeinden, die ihre Bestattungswälder in Eigenregie führen.

Die Grabstätten in Michelstadt sind übrigens alle per GPS erfasst und auf der "FriedWald"-Homepage abrufbar. Und was wünschen sich diejenigen, die in einem Bestattungswald die letzte Ruhe finden möchten? Laut Braune oft "ein warmes, sonniges Plätzchen mit Aussicht". Da denken sie vermutlich an die Angehörigen, die zu Besuch kommen. Die Natur übernimmt in dem Fall die Grabpflege. An den Bäumen können Schildchen mit Namensaufdruck oder Sinnsprüchen angebracht werden. Man darf aber auch ganz anonym bleiben.




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