Bahnchaos in Heidelberg: Verkehrsclub fordert, Notbremse zu ziehen
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Beschwerden über den Fahrplanwechsel in Heidelberg sind etwas weniger geworden. Doch noch immer berichten Fahrgäste über Verspätungen auf den Linien 22 und 26. Laut einem RNV-Sprecher liegen diese aber nach den Optimierungen an verschiedenen Signalen meist unter fünf Minuten. Allerdings wirke sich zu den Stoßzeiten auch der Vorweihnachtsverkehr auf die Abfahrtszeiten aus.
Unterdessen fordern der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und dessen Vorsitzender Felix Berschin von Oberbürgermeister Eckart Würzner und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), dass sie die Notbremse ziehen und vorübergehend wieder den alten Fahrplan in Kraft setzen.
"Wenn wirklich den Politikern am Ausbau des Nahverkehrs etwas liegt und dies nicht nur leere Sonntagsreden sind, dann kann es jetzt nur eines geben: Zurück zum alten Fahrplan und gründliche Analyse der Fehler", so Berschin. Unverständlich sei, dass die Straßenbahn auf ihrer Trasse durch die Bahnstadt zahlreiche Ampeln passieren müsse, obwohl die Wege in dem Stadtteil noch gar nicht richtig genutzt werden.
Auch die Verbindung zwischen Bahnhof und Altstadt erweise sich als "mittleres Chaos". Bereits die Linien 32, 32A, 33 und 33E mit ihren verschiedenen Abfahrtsstellen an Bahnhof und Bismarckplatz stifteten reichlich Verwirrung. Am Betriebshof kollabiere der Verkehr beinahe durch die zusätzlichen Busse.
Sobald die Fehler der neuen Strecken gefunden sind, schlägt der VCD vor, die Linie 22 wieder dauerhaft durch die Bergheimer Straße und nicht über den Czernyring fahren zu lassen. Die Linie 26 sollte von Kirchheim über die Bahnstadt und den Betriebshof weiter ins Neuenheimer Feld und nach Handschuhsheim fahren. Bisher übernehme dies noch die "Stummellinie 24", so Berschin. Die Linie 21 könnte ab Seegarten nicht mehr in Richtung Rohrbach, sondern besser nach Kirchheim fahren und damit wieder eine direkte Verbindung zwischen dem Stadtteil und der Innenstadt herstellen. Der Busersatzverkehr der Linie 24 könnte dafür vom Hauptbahnhof auf der gesamten Länge der Strecke bis Rohrbach-Süd fahren. Bisher ist tagsüber am Bergfriedhof Endstation. Dort müssen die Fahrgäste umsteigen.
Auch die Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der hinteren Altstadt müsse wieder verbessert werden, fordert Berschin. Er schlägt vor, die Linien 33 und 33E im Zehn-Minuten-Takt über den Seegarten und durch die Friedrich-Ebert-Anlage fahren zu lassen. Von der Haltestelle Hauptbahnhof-West sollten die Linien 5 und 32 so getaktet werden, dass ein Fünf-Minuten-Takt entsteht. Die Linie 32A hingegen sei nicht mehr notwendig, da die 32 bis zum Universitätsplatz durchfahren könnte.
Mit all diesen Maßnahmen könnten alle Strecken dichter bedient werden. Gleichzeitig würden die überlasteten Haltestellen Bismarckplatz und Betriebshof entlastet, so Berschin. Der einwohnerstärkste Stadtteil Kirchheim bekomme endlich einen Fünf-Minuten-Takt. Ein weiterer Vorteil für den VCD: Für die Verbesserungen brauche man weniger Fahrzeuge.
Berschin werfe mit seinen Forderungen Aussagen zum Regelbetrieb von Bussen und Bahnen mit Kommentaren zum Umleitungsverkehr, der aufgrund der Arbeiten am Hauptbahnhof notwendig sei, durcheinander, kontert ein RNV-Sprecher: "Zeiten, in denen wir aus guten Gründen derart massiv in einen zentralen Knotenpunkt unseres Verkehrsgebietes eingreifen müssen, sind kaum dazu geeignet, Experimente durchzuführen, die wir später wieder zurücknehmen müssten." Alle Ersatz- und Umleitungsverkehre müssten sich nah am regulären Betrieb orientieren, um die Fahrgäste nicht noch weiter zu verwirren. "Gerne werden wir uns aber die Vorschläge des VCD genauer ansehen - und zwar, wenn es darum geht, mit der Stadt das nächste Mal über das Angebot nachzudenken."