Ladenburg: Die Bibliotheksleiterin hat gekündigt
Von Axel Sturm
Ladenburg. Nach gesicherten RNZ-Informationen wird die Leiterin der Stadtbibliothek, Antje Kietzmann, die städtische Einrichtung verlassen. Die Kündigung wollten weder Kietzmann selbst noch die Verwaltung bestätigen - sie dementierten die Information aber auch nicht. Auf RNZ-Nachfrage sagte Kietzmann, sie wolle sich dazu nicht äußern. Auch die Stadtverwaltung teilte mit, dass sie das Thema nicht kommentiere. Aber: "Die Weiterentwicklung der Stadtbibliothek wird im kommenden Jahr trotzdem unverändert umgesetzt", erklärte eine Rathaussprecherin.
Für die Stadtbibliothek ist die Kündigung der Leiterin ein großer Verlust. Antje Kietzmann trat ihre Stelle vor 17 Jahren an, fast zeitgleich mit dem damals neugewählten Bürgermeister Rainer Ziegler. Die bisherige Leiterin, Helga Gerlitz, hatte sich altersbedingt in den Ruhestand verabschiedet.
Für die Entwicklung der Stadtbücherei sei die Diplom-Bibliothekarin ein Glücksfall gewesen, hatte Alt-Bürgermeister Ziegler einmal über Kietzmann gesagt. Mit ihr wurde die Stadtbibliothek zu einer modernen Einrichtung, die weit über Ladenburg hinaus einen guten Ruf hat. Unter ihrer Leitung wurde unter anderem die Bibliotheks-EDV eingeführt. Die Zeit, als ausgeliehene Medien noch handschriftlich in eine Karteikarte eingetragen wurden, war damit vorbei.
Kietzmann beschwerte sich nie öffentlich darüber, dass die Bibliothek personell und finanziell nicht gerade üppig ausgestattet war. Vielmehr waren sie und ihr Team darum bemüht, dass der jährliche Zuschussbedarf der städtischen Einrichtung eingehalten wurde. Die Zusagen von Kietzmann waren verlässlich. Außerdem pflegte sie eine gute Zusammenarbeit mit dem Förderverein.
Dessen Mitglieder halfen mit bei der Organisation des Tagesgeschäfts - was allerdings in den letzten Jahren merklich nachließ. Die Leiterin war daher froh, als der Gemeinderat vor kurzem die Einführung eines elektronisches Systems genehmigte. Mit diesem können die Nutzer ihre Ausleihen künftig selbst verbuchen. Das neue System soll vor allem das Bibliothekspersonal entlasten.
Kietzmann begleitete auch zahlreiche Umbaumaßnahmen in der Bibliothek. Es war die Leiterin selbst, die Spenden akquirierte. So unterstützte beispielsweise die Klaus-Tschira-Stiftung mit Sitz in Heidelberg die Bibliothek mehrfach mit namhaften Beträgen.
Auch die Ausstattung der Bibliothek trieb Antje Kietzmann voran: Unter ihrer Leitung verdoppelte sich die Anzahl der Medien nahezu, und auch die Funktion der Einrichtung als Schulbibliothek wurde gestärkt. Die Zusammenarbeit mit den Schulen war Kietzmann besonders wichtig. Sie wusste, dass eine zukunftsorientierte Stadtbibliothek auf die Jugend setzen muss.
Kreativ zeigte sich die Leiterin auch bei der Etablierung neuer Veranstaltungen. Die von ihr gegründeten Ladenburger Literaturtage haben längst einen festen Platz im Kalender der Stadt bekommen. Zahlreiche Lesungen mit prominenten Bestsellerautoren hat sie gemeinsam mit den Ladenburger Buchhandlungen organisiert, durchaus mit Erfolg. Der Ladenburger Bücherherbst und andere Kooperationsveranstaltungen wie die Kriminacht auf dem Obsthof Schuhmann tragen ebenfalls die Handschrift der engagierten Bibliothekarin.
Auch die jüngste Entwicklung setzten Kietzmann und ihr Team ohne Murren um: Bürgermeister Stefan Schmutz hatte die Idee, die Stadtinformation, derzeit zu finden am Carl-Benz-Platz, an die Stadtbücherei anzugliedern. Für die Mitarbeiter der Bibliothek war dieser Schritt mit zusätzlichen Aufgaben verbunden. Kietzmann jedoch sah darin eine Chance, neues Publikum in die Bibliothek zu bringen. Sie unterstützte den Vorschlag der Verwaltung.
Nun wird die "Ära Kietzmann" also im kommenden Jahr zu Ende gehen. Nach RNZ-Informationen verlässt die Bibliotheksleiterin Ladenburg und wird in einer größeren Stadt den nächsten beruflichen Schritt gehen. Die Nachricht ihrer Kündigung sickerte in den letzten Tagen durch. Für die Stadt Ladenburg und die Kulturszene ist diese Entscheidung ganz sicher ein herber Verlust.