Sperrung Richtung Speyer: Warum die Salierbrücke ein Sanierungsfall ist
Von Sebastian Blum
Speyer/Heidelberg. Die Salierbrücke wird in vier Wochen gesperrt. Ab Montag, 21. Januar 2019, nimmt sich die Baufirma BWS aus Heidelberg der Mammutaufgabe an, die maroden Längsträger, Brückenpfeiler und Fahrbahnen zu sanieren. Dabei ist das komplette Ausmaß der Mängel eventuell noch gar nicht absehbar. "Der Zustand bei solchen Maßnahmen ist meistens schlimmer, als vor Baubeginn erwartet", sagt Ralph Eckerle, Projektleiter der anstehenden Sanierungsmaßnahme. Der Bundestagsabgeordnete Olav Gutting (CDU) hatte die wichtige Frage nach dem Katastrophenfall gestellt. Den fürchten viele Bürger auf beiden Seiten des Rheins. Was, wenn die Statiker bei Beginn der Sanierung feststellen: Da ist nichts mehr zu retten?
Eckerle weiß zu besänftigten: "Bisher haben wir immer eine Lösung gefunden." Immerhin ist er schon seit 16 Jahren im Geschäft und hat unter anderem den Bau des Schriesheimer Branichtunnels geleitet. Dementsprechend scherzte er: "Wir hatten schon größere Maßnahmen, aber mit weniger öffentlichem Interesse." Trotzdem weiß er, was auf ihn zukommt. Die Sanierung der Salierbrücke sei ein "kniffliges" Unterfangen. Was vor allem am katastrophalen Zustand der Brücke liegt.
Der Zustand der Brücke: Das Bauwerk ist nach statischen Rechnungen des Regierungspräsidiums für das hohe Verkehrsaufkommen von geschätzten 28.000 Fahrzeugen pro Tag nicht mehr gemacht. Von "etlichen Mängeln in puncto Tragfähigkeit" sprach Eckerle. Zusätzlich sei die Verkehrssicherheit nicht mehr geboten. Der Beton bröckelt, der Stahl rostet, die Schäden auf der Fahrbahn sind augenscheinlich, sogar die Wasserentsorgungsanlage entspricht nicht mehr heutigen Richtlinien. Die statischen Mängel stellen jedoch alles andere in den Schatten. Bereits vor Monaten hatte Karin Mihatsch, Baudirektorin aus dem Regierungspräsidiums Karlsruhe (RP) und mit den Sanierungsplänen vertraut, auf einer Bürgerinformationsveranstaltung in Hockenheim gesagt, dass die Brücke eigentlich schon jetzt gesperrt sein müsste. Um das Ausmaß zu verdeutlichen: Eckerle stuft eine zu hohe Gewichtsbelastung durch Arbeitsmaterial während der Sanierung als riskant ein. "Der Zustand der Tragfähigkeit ist so schlecht, dass wir in Abschnitten arbeiten müssen", so der Bauleiter weiter. Die Brücke hält nicht mehr viel aus. Damit sei auch die Dauer der Bauzeit von 26 Monaten begründet.
Die Maßnahmen: Die Vorlandbrücke, also der Abschnitt, unter dem kein Wasser ist, weist die schlimmsten Mängel auf und muss so ziemlich an jeder Stelle verstärkt werden. Stahl und Spritzbeton sollen die Längsträger stabilisieren. Asphalt, Fahrbahndecke und Beschichtung werden komplett erneuert, die sogenannten Brückenkappen (Geh- und Radwegbereich) einschließlich der zugehörigen Geländer ebenso. Der Radweg gewinnt auf beiden Seiten ein paar Zentimeter, weil die Pläne eine Verschiebung der Geländer vorsehen. Die Übergangskonstruktion, die beide Brückenteile miteinander verbindet, wird saniert. Am zweiten Teil der Rheinquerung - der sogenannten Strombrücke über dem Fluss - muss der Korrosionsschutz erneuert werden. Auch hier geht es an die Brückenbeläge. Außerdem soll Regenwasser, das von der Fahrbahn bisher einfach in den Rhein geleitet wurde, in ein Versickerungsbecken fließen. Das Becken soll auf badischer Seite am Lußhof entstehen.
Begonnen wird mit dem Abriss der Brücken-Südseite. Ist der Rückbau vollzogen, installieren die Arbeiter ein Hängegerüst. Auf stehende Gerüste entlang der Betonpfeiler verzichtet der Projektleiter bewusst. "Mit dem Hängegerüst können wir auch bei Rheinhochwasser arbeiten", erklärt Eckerle. Der erlaubte Verkehr - Rettungskräfte, Shuttlebusse, Radfahrer und Fußgänger - fließt über die Nordseite, bis die Südseite fertig ist. Dann wird der Spieß umgedreht.
Probleme beim Verkehr: Doch darin sieht Eckerle eine Herausforderung. "Wir haben 8,50 Meter Breite. Auf dem Raum müssen wir nicht nur arbeiten, sondern dafür sorgen, dass Kinder in die Schule kommen", so der Projektleiter. Der Bauvertrag mit BWS sieht einen Zwei-Schicht-Betrieb vor. Bei bestimmten Witterungslagen kann vereinzelt auch sonntags oder nachts gearbeitet werden. Mit dem Ende der Weihnachtsferien beginnen ab Montag, 7. Januar, Vorbereitungsmaßnahmen. Die Brücke bleibt dabei noch zwei Wochen für den Verkehr offen. Mit Baubeginn müssen sich Schüler, Berufspendler und Gewerbetreibende eine vom RP vorgeschlagene Alternativroute auf die jeweils andere Rheinseite wählen.
Wermutstropfen für Mitarbeiter von SAP: Das Unternehmen plant eigenen Aussagen zufolge keinen Shuttleverkehr für seine Mitarbeiter zwischen Speyer und Baden. Gleichzeitig schob Eckerle einer Sonderfahrgenehmigung für Firmen über die Salierbrücke während der Bauzeit generell einen Riegel vor. Ungeklärt bleibt bislang, wann das RP seine Verhandlungen mit dem Grundstücksbesitzer am Lußhof abschließt. Der Verkehrsknotenpunkt an der L 722 soll nicht nur um Fahrspuren erweitert werden, um den Verkehr zu entlasten. Dort, wo später das Versickerungsbecken für Regenwasser steht, soll vorübergehend ein Parkplatz gebaut werden, der Pendlern während der Sanierung mehr Flexibilität bietet. Bis Weihnachten sollte der eigentlich schon stehen.