Mehr Durchblick im Lizenz-Dschungel?: GEMA beschließt neue Tarifstruktur für Karnevalisten
Von Melanie Kummer
Rhein-Neckar. Zu einer richtigen Prunksitzung gehört Musik genauso wie der Elferrat. Und wo Musik in irgendeiner Form öffentlich gespielt wird, da hält auch die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte die Hand auf. Die GEMA polarisiert: Ihr wird von Kritikern unter anderem vorgeworfen, Veranstaltern mithilfe von undurchsichtigen Tarifen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Auch Karnevalsvereine sind von dem Lizenz-Dschungel der GEMA betroffen. "Das ist ein heißes Thema - und vor allem immer ein großer Kostenfaktor", meint Dietmar Beck, Bezirksvorsitzender Nordbaden in der "Vereinigung badisch-pfälzischer Karnevalsvereine". Um es den Narren jedoch etwas einfacher zu machen, haben die GEMA und der "Bund Deutscher Karneval" (BDK) vereinbart, dass mit dem Ende der derzeit laufenden Kampagne am 1. April 2019 neue, vereinfachte Tarifstrukturen gelten sollen.
Wie bisher haben Karnevalsvereine die Möglichkeit, einen Jahresvertrag abzuschließen, der sowohl für das Training der Tänzer, als auch für deren Wettbewerbe oder sonstige Auftritte gilt. Zuvor war die Lizenzgebühr unterschiedlich hoch, je nachdem, welche Art von Tanzgruppen ein Verein in seinen Reihen hat.
Künftig soll der Tarif unabhängig von der Art der Tanzgruppe pauschal berechnet werden. Auch wurde festgelegt, dass sich die Summe bis 2024 um fünf Euro pro Jahr erhöht. Dieser Anstieg - jetzt wird es etwas trocken - beruht auf den Daten zur Preis- und Lohnsteigerung des Statistischen Bundesamts. Außerdem haben die Karnevalisten und die GEMA ihren auslaufenden Gesamtvertrag bei dieser Gelegenheit gleich mitverlängert. Auch weiterhin bekommen also alle Mitglieder des BDK, zu dem auch die "Vereinigung badisch-pfälzischer Karnevalsvereine" gehört, 20 Prozent Nachlass auf die jeweiligen Tarife.
"Was da genau kommt, weiß man aber noch nicht", rätselt Beck. Über die Höhe des neuen Pauschalbetrags ist derzeit nämlich noch nichts Genaues bekannt. Es soll sich aber um einen Mittelwert der bisherigen Tarife handeln. Ob nun also in der kommenden Kampagne die Nutzung von Musik für den einzelnen Verein teurer oder billiger wird, hängt von dessen Zusammensetzung im Bereich Tanz ab.
Auch wenn Vereine im Tarif-Mittelfeld keine großen Veränderungen spüren sollten, an den Polen wird sie merklich sein. Kleinere Vereine müssten womöglich tiefer in die Tasche greifen, solche mit einem breiten Tanzangebot könnten hingegen Geld einsparen. Für den Karnevalsverein "Kummetstolle" aus Edingen-Neckarhausen steht trotz aller Unsicherheiten aber bereits fest: "Eine Tarifänderung spielt für uns keine Rolle", meint Vorsitzender Timm Hartwig. "Die GEMA war schon immer ein großer Kostenfaktor, der berücksichtigt werden muss." Auch im Falle einer Kostenerhöhung würde er die zusätzlichen Ausgaben nicht auf die Mitglieder abwälzen und deren Beiträge erhöhen. Stattdessen müsse der Betrag dann eben an anderer Stelle kompensiert werden.
Helga Eibel, Vorsitzende der "Weinheimer Blüten", sieht die Sache eher gelassen. Die Änderungen könnten sich sogar positiv auswirken, sagt sie, für eine genaue Bilanz sei es jedoch auch für die "Blüten" noch zu früh.