Nach dem Tod des Gründers: SNP vorerst mit interimsmäßiger Doppelspitze
Von Matthias Kros
Heidelberg. Nach dem tragischen Tod von Andreas Schneider-Neureither, Gründer und Chef des Heidelberger Softwareanbieters und IT-Beraters SNP, hat das Unternehmen eine interimsmäßige Doppelspitze installiert. Der COO (Chief Operating Officer) Michael Eberhardt und der Finanzchef (CFO) Heiner Diefenbach hätten "die interimsmäßige Führung gemeinsam übernommen", teilte eine Sprecherin auf Anfrage der "RNZ" am Mittwoch in Heidelberg mit.
Schneider-Neureither war in der Nacht auf den 2. November im Alter von 56 Jahren völlig überraschend verstorben. Todesursache war ein sogenannter "anaphylaktischen Schock", also eine besonders starke allergische Reaktion. Er hatte SNP 1994 selbst gegründet und galt seither als Kopf und Herz des Unternehmens.
Die Interimslösung an der Spitze soll aber offenbar nur von kurzer Dauer sein, eine dauerhafte Nachfolgelösung wird schon bald erwartet: "Der Verwaltungsrat ist für die Bestimmung des Nachfolgers zuständig", so die Sprecherin. "Hier erwarten wir eine Entscheidung in der nächsten Sitzung." Diese sei für Ende der kommenden Woche terminiert. Vorsitzender des SNP-Verwaltungsrates war bislang Schneider-Neureither selbst, sein Stellvertreter ist Michael Drill, Chef des deutschen Ablegers der Unternehmensberater Lincoln International.
Das Gremium erfüllt neben den Aufgaben des Vorstands auch die des Aufsichtsrats. Diese besondere Konstellation ist in der Rechtsform der europäischen Aktiengesellschaften (SE) möglich. Zwischenzeitlich hatte sogar der frühere Siemens-Chef Klaus Kleinfeld einen Posten im SNP-Verwaltungsrat gehabt. Nach internen Querelen war er aber im Mai diesen Jahres ausgeschieden.
Schneider-Neureither hatte bis zuletzt noch etwa 20 Prozent an seinem Unternehmen besessen, rund zwei Drittel der Aktien befinden sich aktuell im Streubesitz. Der Softwareanbieter ist seit dem Jahr 2000 an der Börse gelistet, seit Anfang diesen Jahres im Kleinwerte-Index S-Dax. Die Nachricht vom Tod des Gründers hatte vor gut einer Woche einen regelrechten Kursrutsch der SNP-Aktie ausgelöst. Die Papiere rutschten um rund 11 Prozent in die Tiefe. Schneider-Neureither sei eine "sehr zentrale Figur" im Unternehmen gewesen, hatte Analyst Felix Ellmann von Warburg Research gesagt. Die Frage sei, wie neuere Deals, die die Treiber der Investmentstory gewesen seien, gewonnen werden sollten. Mittlerweile können sich die Anleger aber offenbar eine Zukunft des Unternehmens ohne Schneider-Neureither vorstellen. Zwischenzeitlich legte der Kurs wieder um über 20 Prozent zu, er liegt aktuell allerdings noch immer deutlich unter den Höchstständen von Anfang Oktober.
SNP ist ein Anbieter sogenannter Transformationssoftware, die zum Beispiel dann zum Einsatz kommt, wenn in einem Unternehmen verschiedene Systeme zusammengeführt werden müssen oder der Umstieg auf eine andere Software ansteht. So planen in den kommenden Jahren beispielsweise tausende Firmen einen Wechsel auf die SAP-Software S/4 Hana, für den SNP einen automatisierten Ansatz mithilfe eigens entwickelter Software bietet. Unter der Führung des charismatischen Managers Schneider-Neureither war das Unternehmen stark gewachsen und beschäftigte zuletzt rund 1500 Mitarbeiter.