Eppinger Figurentheater: Das Rotkäppchen kommt jetzt aus dem Internet
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Eppingen. (isi) "Lass’ Seifenblasen platzen und nicht deine Träume": Nach diesem Motto arbeiten die beiden Theaterleiter des Eppinger Figurentheaters Heidi Callewaert-Zotz und ihr Mann Thomas Zotz. Kaum machen die neuen Corona-Regelungen den Start in die Theatersaison unmöglich, stehen sie wieder auf der Bühne. Davor sitzt kein Publikum, sondern die beiden Filmemacher Florian und Niklas Puschmann.
Es muss mucksmäuschenstill sein, wenn "Rotkäppchen – etwas anders erzählt" aufgezeichnet wird. Deshalb wurde vor der Bühne Teppichboden verlegt, Florian Puschmann ist überdies mit seiner Handkamera auf Socken unterwegs. Thomas Zotz spielt eigene Kompositionen, die die Texte seiner Frau untermalen. Fast wie im Ping-Pong spielen sich Schauspielerin und Musiker die Bälle zu: Dazu trägt Heidi Callewaert-Zotz die Geschichte von dem kleinen Mädchen mit dem roten Käppchen vor. Doch sie erzählt nicht einfach ein Märchen. Mit dem ganzen Körper ist sie dabei, stellt dar, leidet und freut sich mit dem Kind.
Doch was ist denn das? Kommen bei Rotkäppchen ein Kater oder ein Drache vor? "Nun, die Kinder können uns gern mitteilen, welche märchenhaften Figuren sich in unsere Geschichte geschlichen haben", sagt die Schauspielerin nach der Aufzeichnung und lacht.
Diese filmische Variante vom Figurentheater-Rotkäppchen können Besucher derzeit über die Onlineseite des Kulturhauses ansehen. Allerdings nicht mehr kostenfrei, denn die Theaterleute müssen wie alle anderen Kunstschaffenden über die Pandemie-Zeit kommen und Geld verdienen. Das Rotkäppchen ist über den Onlineshop für 2,50 Euro zu haben, dafür kann es die ganze Familie anschauen. Vorstellungen für Erwachsene, wie die des Theaters "RAB" zur Eröffnung, gibt es für zehn Euro zu sehen. Allerdings nicht als Download, sondern wie im Theater auch, nur ein Mal – halt nur auf dem Bildschirm anstatt auf der Bühne. "Es ist für uns eine Übergangslösung, bis wir wieder spielen dürfen", sagt Thomas Zotz.
Mithilfe von Fördergeldern konnte sich das Theaterteam im Sommer eine entsprechende Ausrüstung kaufen. Denn man benötigt mehrere Kameras, die das Geschehen aufzeichnen, dazu Mikrofone und mindestens ein Notebook.
Nach dem Spiel des Ehepaars Zotz legen die Brüder Puschmann los. Sie schneiden die Szenen zusammen, so dass es für den Zuschauer spannend anzusehen ist. Separat wird der Ton darüber gelegt, auch das ist ein zusätzlicher Aufwand. Der Vorteil beim Onlineangebot ist, dass man nicht mehr an Programmzeiten gebunden ist, sondern sich selbst aussuchen kann, wann man das Stück ansehen möchte. Für 14 Tage soll das Rotkäppchen zunächst über das Internetportal zu sehen sein.
"Es ist leider nicht wie live im Theater zu spielen. Uns fehlen die Reaktionen und das Lachen der Kinder, etwa wenn Rotkäppchen auf den rosa gelockten Wolf trifft oder wenn sie ihre Oma nach ihrem Abenteuer wieder in die Arme schließt", sagt Heidi Callewaert-Zotz. Zusammen mit ihrem Mann hofft sie, dass sie noch im Dezember mit dem Programm weitermachen können.
Info: www.eppinger-figurentheater.de