Zu viel Konkurrenz: Heidelberger Halbmarathon 2021 ist komplett abgesagt
Von Christoph Offner
Heidelberg. Marcus Imbsweiler ist nicht nur Autor von Kriminalromanen und exzellenter Läufer, sondern auch Pressechef des Heidelberger Halbmarathons. Die RNZ sprach mit dem 53-Jährigen über die Absage der ursprünglich für September geplanten 39. Auflage des Laufevents.
Marcus Imbsweiler, das Corona-Jahr 2020 ist nun – endlich – vorbei. Haben Sie Vorsätze für 2021 gefasst?
(lacht) Nichts Außergewöhnliches. Eigentlich das Gleiche wie immer: Viel schreiben, viel laufen und viel für die Familie da sein.
Eine schlechte Nachricht hält das neue Jahr aber schon bereit. Nachdem die Austragung des Halbmarathons 2021 von April auf September verschoben wurde, kam nun die Komplett-Absage. Warum?
Für uns war im Herbst vergangenen Jahres angesichts der aktuellen Pandemie-Lage sowie des enormen Aufwands und der dementsprechend langen Vorlaufzeit, die die Organisation einer Großveranstaltung wie dem Heidelberger Halbmarathon erfordert, schnell klar, dass eine Austragung im April nicht realistisch ist. Da allerdings auch die Zulassung eines Impfstoffes immer näher rückte und sich die Infektionslage über die Sommermonate voraussichtlich bessert, haben wir bei der Stadt Heidelberg bezüglich der Reservierung des Uniplatzes angefragt.
Der 12. September war hierfür der einzig mögliche Termin. Das Organisations-Team hat sich dann allerdings angesichts der "Konkurrenz" zu vielen anderen Laufveranstaltungen zu dieser Zeit dazu entschieden, den Halbmarathon komplett abzusagen. Nicht zuletzt deshalb, weil wir der Meinung sind, dass die Austragung unter den aktuellen Umständen kein gutes Zeichen wäre.
Planen sie stattdessen mit alternativen Formaten, beispielsweise einer virtuellen Austragung?
Wir wollen den Laufbegeisterten natürlich etwas anbieten und erarbeiten derzeit Konzepte für verschiedene Formate. Von einer virtuellen Austragung bis hin zu einem Lauf in abgespeckter Form mit nur wenig Teilnehmern auf einer anderen Strecke. Allerdings diktiert uns auch bei diesen Überlegungen die Pandemie-Lage das weitere Vorgehen, was möglich ist und was nicht.
Wie frustrierend ist es, wenn das Virus einem nach monatelanger Planung und etlichen Arbeitsstunden dann doch wieder einen Strich durch die Rechnung macht?
Sehr. Die Anmeldung für die Auflage im April 2020 war beinahe schon geschlossen, als wir den Halbmarathon dann doch absagen mussten. Für 2021 ist es nicht ganz so dramatisch, da wir nun bereits frühzeitig die Reißleine gezogen haben. Dennoch, die Ungewissheit, die derzeit über sämtlichen öffentlichen Veranstaltungen schwebt, zehrt an den Nerven.
Organisationschef Andreas Wahlster sagte im November der Rhein-Neckar-Zeitung "Der Halbmarathon stirbt nie". Hat dies auch nach der neuerlichen Absage weiterhin Bestand?
Ja, da müssen wir keine Bedenken haben. Die TSG 78 stemmt die Austragung als Verein dank vieler ehrenamtlicher Helfer und ist finanziell nicht darauf angewiesen. Die TSG 78 wird auch in den kommenden Jahren weiter bestehen und solange gibt es auch den Heidelberger Halbmarathon.
2022 feiert der Lauf das 40-jährige Jubiläum. Gibt es besondere Pläne?
In der letzten Zeit waren wir so mit der Tagespolitik und der sich ständig ändernden Situation beschäftigt, dass die Planungen für das Jubiläum gewissermaßen auf Eis gelegt waren. Aber mit Sicherheit lassen wir uns bis dahin noch etwas einfallen.
Der Laufsport war von den Corona-Beschränkungen noch vermeintlich wenig betroffen …
Natürlich, als Läufer war man 2020 in einer besseren Situation als viele andere Sportler. Aber ich begreife Laufen auch als Team- und nicht als Individualsport und was das angeht, mussten große Abstriche gemacht werden. Unsere Laufgruppe hat in diesem Jahr kaum neue Mitglieder gewinnen können. Wie auch? Wir können kein gemeinsames Training anbieten. Viel bedenklicher finde ich allerdings, dass der Bewegungsdrang unserer Kinder derart eingeschränkt und lahmgelegt ist. Das in diesem Punkt so wenig gemacht wird, fuchst mich sehr.