Neckarsulm: Produktion bei Audi war trotz Corona-Fällen nie gefährdet
Von Falk-Stéphane Dezort
Neckarsulm. Als Anfang Dezember die Corona-Fallzahlen im Stadt- und Landkreis Heilbronn deutlich anstiegen, blieben auch die Audi-Werke in Neckarsulm und in den Böllinger Höfen bei Heilbronn nicht verschont. Nach Informationen, die der RNZ aus Mitarbeiterkreisen vorliegen, sollen sich vor allem Angestellte aus der Fertigung mit dem Virus infiziert haben. Um die Produktion weiter aufrechterhalten zu können, hat Audi zeitweise Leiharbeiter eingestellt. "Auch unabhängig von Corona sind unsere Mitarbeiter mal krank", sagt Firmensprecher Sebastian Neumair auf RNZ-Nachfrage.
"Wir können flexibel Mitarbeiter aus anderen Bereichen holen oder in Ausnahmefällen auch Leiharbeiter einstellen." Letzteres habe man vor Weihnachten in Anspruch genommen, um "die Engpässe zu beseitigen". Allerdings habe es sich nur um eine "sehr geringe Zahl" gehandelt. Eine genaue Zahl wollte Neumair nicht nennen. Aber er betonte: "Zu keinem Zeitpunkt war die Produktion gefährdet."
Diese ruht angesichts der jährlichen produktionsfreien Zeit über Weihnachten und den Jahreswechsel momentan. Dass die Betriebsferien angesichts der Fallzahlen zum richtigen Zeitpunkt gekommen sind, wollte Neumair im Gespräch nicht bestätigen. "Das ist spekulativ", sagt er. Geplant ist, dass der Betrieb in "allen Modellreihen" und sowohl am Stammwerk in Neckarsulm als auch in den Böllinger Höfen am Montag, 11. Januar, wieder wie gewohnt aufgenommen wird.
Während Büro-Mitarbeiter im Home-Office arbeiten können, ist dies für Angestellte am Fließband nicht möglich. Zudem können hier die Mindestabstände nicht eingehalten werden. "Natürlich gibt es Bereiche, in denen die Mitarbeiter eng zusammenarbeiten." Wie Neumair betont, habe man aber schon zu Beginn der Pandemie alle Arbeitsplätze "auf Herz und Nieren überprüft". Beispielsweise bei Arbeiten am Motorraum werden die Angestellten mit einer Folie voneinander getrennt.
Zudem seien zahlreiche Trennwände aufgestellt worden und das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung sei Pflicht. Als im Dezember die Fallzahlen deutschlandweit erheblich angestiegen waren, habe man die Maskenpflicht auf das gesamte Werksgelände ausgeweitet – also auch im Freien und bei Einhalten des Abstandes. Darüber hinaus habe man den Arbeitsweg optimiert, im Gastro-Bereich Markierungen angebracht und vermeide, dass sich Mitarbeiter im Pausenraum oder beim Mittagessen gegenüber sitzen. Ebenso habe man an die Belegschaft appelliert, möglichst nicht mit dem ÖPNV zur Arbeit zu fahren und die Anzahl der Mitfahrer in Fahrgemeinschaften deutlich zu reduzieren. "Darüber hinaus geben wir über unser Intranet alle Informationen zu neuen Maßnahmen weiter", sagt Neumair.
Ein betriebsinterner Krisenstab treffe sich regelmäßig und schaue kontinuierlich auf die Corona-Lage bei Audi. Der Ausblick auf 2021 sei "sehr gut", da die Produktion im abgelaufenen Jahr "stabil war". Zudem konnte die Produktion des eTron GT in Heilbronn wie geplant an den Start gehen. Dennoch könne man nicht in die Glaskugel blicken und müsse gegebenenfalls reagieren.
Wie viele Mitarbeiter seit Pandemie-Beginn temporär ausgefallen sind, konnte Neumair auf Nachfrage nicht nennen. "Das können wir so nicht erheben." Dennoch sehe man sich "grundsätzlich gut aufgestellt" und habe die "Lage im Griff".