Corona-Impfungen: 420 Senioren ließen sich in der Maimarkthalle gegen Corona impfen
Von Wolf H. Goldschmitt
Mannheim. Als Ilse K. am Eingang des Spezial-Kreisimpfzentrums ankommt, ist die 84-Jährige ein wenig außer Puste. Von der ersten Kontrolle am Haupttor bis zur Aufnahme im "Allerheiligsten" der Maimarkthalle sind es immerhin gut und gern 500 Schritte. "Aber der kleine Pieks ist mir die Mühe wert. Ich habe ja noch viel vor", erzählt sie augenzwinkernd und zockelt zur Registrierung. Sie ist am Montag eine von 420 betagten Impfkandidaten. Nach einer halben Stunde hat sie die Arztberatung und eine der fünf aktiven Impfstraßen hinter sich und strebt lächelnd ins Freie. "Habe nichts gespürt, fast perfekt", ruft sie später und steigt ins wartende Auto ihres Enkels.
Perfekt ist ein Adjektiv, das sich in diesem Zusammenhang aufdrängt. Auch weil die Stadt auf diese perfekte Liegenschaft zurückgreifen konnte, als es darum ging, innerhalb kürzester Zeit ein Impfzentrum gegen die Pandemie hochzuziehen. Die Pluspunkte: verfügbar, winterfest und vollständig barrierefrei nutzbar. Niemals hätte in der Kürze der Zeit etwas vergleichbares Neues gebaut oder eine ähnlich gute Lösung mit einem Zelt oder Containern umgesetzt werden können, freuen sich Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und seine Amtskollegen Christian Specht und Dirk Grunert. Die Straßenbahnhaltestelle vor der Tür, Parkplätze in direkter Nachbarschaft, das Messegelände ist optimal erreichbar.
Die Maimarktgesellschaft ihrerseits bietet den Platz gern an. Veranstaltungen hat es lange keine mehr gegeben – und dementsprechend auch keinen Umsatz. Entsteht nun ein Impfzentrum, beschert die Vermietung an das Land Baden-Württemberg den stark von Corona gebeutelten Messemachern zumindest wieder kleinere Einnahmen. Und das wohl für Monate. In der Halle läuft aktuell von 8 bis 15 Uhr ein Einschichtbetrieb. Eigentlich liegt die Kapazität im Mannheimer Impfzentrum bei 1680 Menschen pro Tag. Dass die Zahl der tatsächlichen Impfungen weit darunter liegt, liegt nach städtischen Angaben an der begrenzten Impfstoffmenge. "Auf Sicht" soll die Zahl der Impfungen aber hochgefahren werden, verspricht Peter Kurz. Sobald mehr Impfstoff gelagert wird, sind bis zu 120 Impfungen pro Stunde machbar. Und dann werden im Dauerturnus zwischen 7 und 21 Uhr die Spritzen gezückt.
Bislang geht es nach anfänglichen Computerproblemen ruhig und reibungslos zur Sache. 15 Mitarbeiter sowie ähnlich viele im administrativen Bereich erwarten die Kundschaft. Aber der medizinische Leiter Florian Schwöbel kann noch draufsatteln, wenn mehr Manpower gefragt ist. "Wir haben ausreichend medizinisches Fachpersonal auch für Spitzenzeiten", verspricht er und kann sich auch auf pensionierte Ärzte, Mitarbeiter aus den Mannheimer Kliniken und auf einen Personaldienstleister verlassen.
Auf das Thema "Impftourismus" angesprochen, winkt er ab. "Wer einen Code bekommen hat, wird von uns auch versorgt", so Schwöbel. "Über 90 Prozent der Versorgten stammen aus der Metropolregion", ergänzt Nicole Tettweiler, die Leiterin des Impfzentrums. Dass gelegentlich auch jemand einen Termin in Mannheim bekomme, der von weiter weg stamme, liegt nach Ansicht von Gesundheitsbürgermeister Dirk Grunert wohl am bundesweiten Meldesystem, das unter Telefonnummer 116 117 oder der Homepage www.impfterminservice.de die unverzichtbaren Impfcodes vergibt. Seit einer Woche fahren bereits fünf mobile Impfteams Mannheimer Pflegeheime an. In 26 von insgesamt 38 Einrichtungen sind inzwischen 1800 betagte Menschen geimpft worden. Bei den Heimbewohnern beträgt die Impfbereitschaft 80 Prozent. Bei den Mitarbeitern "könnte sie allerdings etwas höher sein", bedauert der Erste Bürgermeister Christian Specht.