Landtagswahl in Heidelberg: Um 13 Uhr wurden die Kugelschreiber knapp
Von Sarah Hinney
Heidelberg. Das mit den Kugelschreibern hat nicht so gut geklappt. Dabei hatte die Stadt wenige Tage vor der Landtagswahl noch einmal dringend an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, einen eigenen Stift mit zur Wahl zu bringen. Die wenigsten hatten allerdings daran gedacht. In weiser Voraussicht lagen in den Wahllokalen glücklicherweise zahlreiche Kulis parat, die die Besucher nach dem Kreuzchenmachen mit nach Hause nehmen durften.
Im Wahllokal in der Grundschule Emmertsgrund werden gegen 13 Uhr trotzdem die Stifte knapp. Nur noch zwei Päckchen sind da. "Das wird eng", stellt Dietmar Masgai fest. Und das, obwohl die Wahlbeteiligung hier bis zur Mittagszeit deutlich geringer ist als sonst. "Auch die Briefwahl wurde nicht so ausgenutzt wie gedacht", erklärt der stellvertretende Wahlleiter gegenüber der RNZ. Die Wahlbeteiligung in diesem Bezirk sei zwar nie sonderlich hoch, diesmal aber noch geringer als sonst. Bei der letzten Landtagswahl hatte die Wahlbeteiligung hier bei knapp 54 Prozent gelegen.
Auf aktuelle Zahlen will sich der Wahlleiter um diese Uhrzeit noch nicht festlegen. Als Ursache vermutet er die Pandemie. "Hier wohnen viele ältere Menschen und die haben Angst, sich anzustecken. Die Leute wollen deshalb keinen Kontakt", sagt Masgai. Er habe selbst mit einigen Älteren gesprochen und ihnen erklärt, dass die Wahlhelfer sich sogar haben testen lassen. Dennoch sitze die Angst tief. Die Stadt hatte allen Wahlhelfern angeboten, sich am Freitag oder Samstag kostenlos auf Corona testen zu lassen. Viele machten das auch.
Auch sonst klappte die Organisation tadellos. Lediglich morgens gegen 10 Uhr hätte sich eine längere Warteschlange vor der Grundschule gebildet, sonst blieben die Wartezeiten kurz und für die Wahlhelfer vor Ort schaffte die Einlasskontrolle vor der Tür sogar Erleichterung. "Sonst mussten wir vielen Leuten immer noch erklären, in welchen Raum sie müssen. Das fällt jetzt weg, weil sie schon vor der Tür informiert werden", sagt Masgai und fände das Konzept auch für die Zukunft und ohne Corona gar nicht schlecht. Die Wahlhelfer haben schließlich auch so alle Hände voll zu tun – Benachrichtigung kontrollieren, Wahlzettel austeilen, Namen abhaken und regelmäßig sämtliche Flächen in den Wahlkabinen desinfizieren – alles mit Abstand und Maske versteht sich.
In Handschuhsheim hat sich gegen 14 Uhr eine Schlange im Innenhof des Schlösschens gebildet. Gut ein Dutzend Menschen wartet tapfer im Nieselregen auf Einlass. Immer nur zwei Personen dürfen ins Wahllokal im Bürgeramt. Auch hier wird der Einlass an der Tür kontrolliert und die Händedesinfektion ist Pflicht. "Oh nein, das hab’ ich vergessen", sagt eine Frau entschuldigend, als sie an der Reihe ist. Auch in Heidelbergs nördlichstem Stadtteil kennt man das Kugelschreiberproblem. "Aber wir haben noch genug", beruhigt Wahlhelferin Jannicka Cammerer. Inzwischen nehmen sie die Schreiber von den Wählern auch wieder zurück. "Die werden dann desinfiziert", so Cammerer.
Eine Plexiglas-Scheibe trennt sie und ihre Kollegin Margit Hick von den Wählenden, zusätzlich ist zwischen den beiden Frauen eine Scheibe angebracht. Auch in Handschuhsheim sei weniger los als sonst, berichten beide. Die Handschuhheimer sind wahlfreudig – fast 75 Prozent beteiligten sich an der Landtagswahl 2016. Allerdings hätten diesmal eben viele die Möglichkeit der Briefwahl genutzt. Um 14.30 Uhr hat sich die Schlange vor der Tür dann auch prompt wieder aufgelöst – und die Wahlhelfer können kurz verschnaufen.