Добавить новость
ru24.net
World News
Апрель
2021

Kruzifixe in der Schule: Als in Waibstadt der "Kreuzkrieg" tobte

0

Von Christian Laier

Waibstadt. Ein hochemotionales Aufbegehren der Gläubigen gegen ihren Bürgermeister, weil das Stadtoberhaupt in der örtlichen Schule alle Kruzifixe abhängen ließ: Der sogenannte Waibstadter "Kreuzkrieg" erhitzte in den Jahren 1936/37 die Gemüter und schaukelte sich dermaßen hoch, dass mehrere Aktivisten sogar im Gefängnis landeten.

Es war der 16. Juli 1936, als dem katholischen Stadtpfarrer auffiel, dass im ehemaligen Schulhaus in der Alten Sinsheimer Straße – dem heutigen Freizeitheim – alle Kreuze auf Initiative eines Lehrers im Zusammenspiel mit dem damaligen Bürgermeister aus den Klassenzimmern entfernt worden waren. Zuvor war der demokratisch gewählte Bürgermeister von den Nazis wegen "politischer Unzuverlässigkeit" abgesetzt und der Parteifunktionär Eugen Laule aus Eschelbronn als sein Nachfolger eingesetzt worden. Pfarrer Kreuzer protestierte nach dem Abhängen der Kreuze scharf beim umstrittenen neuen Bürgermeister und schaltete auch unverzüglich das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg ein. Ohne Erfolg, was die Unruhe in der damals sehr gläubigen Bevölkerung steigerte.

In einer Geheimaktion gelang es zwei "Tätern" aus dem Ort, Anfang Januar 1937 in die Schule einzubrechen, um die Kruzifixe wieder an ihren ursprünglichen Plätzen anzubringen. Laule erstattete Anzeige wegen Hausfriedensbruchs, die Polizei ermittelte die beiden Verantwortlichen. "Ich gebe offen zu, dass ich mich darüber geärgert habe. Waibstadt ist ein ganz katholischer Ort, und es dürfte meines Erachtens so etwas nicht vorkommen. Ich glaube, die meisten Leute hier haben sich über diese Anordnung des Bürgermeisters geärgert", gestand Ludwig Schäfer im Polizeiverhör seine "Tatbeteiligung".

Der Bürgermeister Laule ließ die Kreuze umgehend wieder von der Polizei entfernen und betonte, an die Stelle des Kreuzes gehöre das "Führerbild". Es waren schwierige Zeiten für gläubige Christen gegen die diktatorische Obrigkeit zu opponieren. Selbst die ansonsten treuen Parteigenossen waren mit dem radikalen Vorgehen des Stadtoberhaupts nicht einverstanden. "Wie soll ich in Waibstadt für die NSDAP Propaganda treiben, wenn der Bürgermeister in derartiger Weise sich den Unwillen fast der gesamten Bevölkerung zuzieht", fragte der damalige "politische Leiter" der örtlichen Partei.

Die Erregung war so groß, dass sich am Morgen des 12. Januar eine aufgebrachte Menge von rund 1000 Personen vor dem Rathaus versammelte und unter Johlen und Schreien die Rückgabe der Kreuze verlangte. Etwa 15 Personen schafften es, ins Rathaus einzudringen. Nur mithilfe der hinzugerufenen Polizei gelang es dem Bürgermeister, einer "Lynchjustiz" zu entgehen. Eine Woche nach der Kundgebung wurden sieben Männer aus Waibstadt verhaftet und nach Heidelberg ins Gefängnis gebracht. "Wir sind katholisch und vertreten unseren Standpunkt, bis wir sterben", erklärte der inhaftierte Alois Wacker. Erst am 2. Februar wurden die Verhafteten wieder freigelassen. Erzbischof Gröber wandte sich in einem mehrseitigen Hirtenbrief direkt an die Waibstadter Katholiken und stärkte ihre Moral. Eine Änderung der staatlichen Haltung trat jedoch nicht ein.

Waibstadts Pfarrer Karl-Josef Kreuzer versuchte alles, um die Kreuze wieder zurück in die Klassenzimmer zu bringen. In seiner Verzweiflung verfasste er ein für die Hitler-Diktatur treffliches Gebet, das heimlich in Umlauf gebracht wurde: "Lieber Heiland mach mich blind, dass ich alles herrlich find. Lieber Heiland mach mich taub, dass ich alle Lügen glaub. Lieber Heiland mach mich stumm, dass ich nicht nach Kislau kumm. Bin ich blind, taub und stumm zugleich, dann bin ich reif fürs Dritte Reich." Es half nichts. Die Kruzifixe kamen erst nach dem Krieg wieder in die Waibstadter Klassenzimmer zurück. Pfarrer Kreuzer starb wenige Wochen nach dem Aufstand.

Der Erfolg blieb den Waibstadter Gläubigen zunächst versagt. Die mutige Tat ging jedoch als bleibendes Zeichen der Glaubenstreue in die Stadtgeschichte ein. Und es erfüllte sich die Voraussage des Erzbischofs in seinem Hirtenbrief: "Die Geschichte wird es später mit ehrenden Zeilen von Euch rühmen".

Eine Anekdote ergab sich wenige Wochen später anlässlich der Fronleichnamsprozession: Nach der Umbenennung der Hauptstraße in die "Adolf-Hitler-Straße", der Alten Sinsheimer Straße in die "Richard-Wagner-Straße" und der Lange Straße in die "Horst-Wessel-Straße" ordnete der NSDAP-Gruppenleiter an, dass der Prozessionsweg nicht über diese drei Straßen führen darf. Somit wäre ein Verlassen des Kirchengrundstücks unmöglich gewesen, weil alle angrenzenden Straßen nicht betreten werden durften. Dagegen demonstrierten die Bürger zusammen mit vielen Katholiken aus den Nachbargemeinden mit einer nie da gewesenen Beteiligung an der Fronleichnamsprozession. Demonstrativ wurden die Anweisungen ignoriert. "Es wurden mehr Teilnehmer registriert als die Stadt Einwohner zählte", schrieb damals die Zeitung.




Moscow.media
Частные объявления сегодня





Rss.plus




Спорт в России и мире

Новости спорта


Новости тенниса
ATP

Роттердам (ATP). 2-й круг. Медведев встретится с Беллуччи, Хуркач – с Лехечкой






Страны СНГ обсудили следующий этап программы развития мирного атома

Как отдохнуть белгородцам 7–9 февраля

Работодатели Дагестана получат субсидии на компенсацию расходов для организации временной занятости несовершеннолетних

Россияне будут платить за отопление по новой схеме