"Sky Rojo" auf Netflix: Drei Sexarbeiterinnen auf der Flucht: zu wild, zu hektisch und auch ein bisschen zu nackt
Auf Netflix stürmt "Sky Rojo" die Charts – die Serie wird schon als das neue "Haus des Geldes" gehandelt. Das mag vielleicht ein wenig übertrieben sein, aber unterhaltsam sind die Folgen dennoch.
Das Prädikat klingt vielversprechend: "Von den Machern von 'Haus des Geldes'" – auf Netflix ist vor wenigen Tagen "Sky Rojo" gestartet. Die Serie stammt aus den Federn von Alex Pina und Esther Martínez Lobato, jenen Serienmachern, die mit "Haus des Geldes" für Begeisterungsstürme unter den Netflix-Abonnenten gesorgt hatten.
Im Mittelpunkt der Serie stehen Coral (Verónica Sánchez), Gina (Yany Prado) und Wendy (Lali Espósito), drei Sexarbeiterinnen, die die Flucht ergreifen, nachdem sie ihrem Zuhälter Romeo (Asier Etxeandía) in einem Bordell, das aussieht wie ein rostiges Raumschiff, an einer Landstraße auf Teneriffa den Schädel eingeschlagen haben. PAID Die Erfindung der Windsors PM_18.15
Kreislauf von Unterdrückung, Erniedrigung, Ausbeutung
Ab diesem Zeitpunkt, und das ist die vielleicht größte Parallele zu "Haus des Geldes", ist geklärt, wer die Sympathien der Zuschauer:innen gewinnen wird – man schlägt sich vor dem Bildschirm auf die Seite jener, die die Straftat begangen haben.
Das ist im Falle von "Sky Rojo" auch nicht weiter überraschend, schließlich erzählt die Serie die überaus dramatische Geschichte der Sexarbeiterinnen, die aus dem Kreislauf von Unterdrückung, Erniedrigung und Ausbeutung ausbrechen (wollen), während sie von einer besseren Zukunft, echter Liebe und einem Leben ohne Medikamentensucht träumen.
"Sky Rojo": kurze Folgen und ziemlich viel Action
Es entwickelt sich ein actiongeladener Roadmovie, der an einfach zu schauendes Popcornkino erinnert – zumal die acht Folgen mit 25 bis 30 Minuten Länge recht kurz und verdichtet ausfallen.
Wer auf eine tiefgründige Serie aus weiblicher Perspektive gehofft hatte, wird enttäuscht: Zum einen, weil die Gewaltszenen teilweise ebenso verharmlosend inszeniert wurden wie die Beziehungen der Sexarbeiterinnen zu ihren Kunden. Zum anderen, weil die knapp bekleideten Körper der Frauen dann doch viel zu oft bildgewaltig inszeniert sind. Es bleibt das Geheimnis der Serienschöpfer, warum die drei Frauen stundenlang in ihrem Bordelloutfit flüchten müssen – und warum die Kamera beispielsweise zuerst Corals Brüste und dann ihr Gesicht zeigt, als sie sich in einer Szene im Auto umziehen muss.
Das bedeutet nicht, dass "Sky Rojo" nicht unterhaltsam ist, im Gegenteil. Nur erreicht die erste Staffel bei weitem nicht das Niveau von "Haus des Geldes". Und auch ein Vergleich mit Quentin Tarantino verbittet sich, obwohl die Macher das Seriengenre taktisch clever als "Latin Pulp" vermarkten wollen und manch übertrieben schnell geschnittene Szenen an den einen oder anderen Tarantino-Streifen erinnern. Doch während man in anderen Produktionen bemängelt, dass sich Serien manchmal zu viel Zeit lassen, um die Handlung zu entfalten, wirkt "Sky Rojo" einfach zu wild, zu hektisch, zu schnell und eben auch ein bisschen zu nackt, um so richtig ernst genommen zu werden.
"Sky Rojo": Zweite Staffel erscheint
Wie groß der Erfolg von "Sky Rojo" einschlägt, werden die kommenden Wochen zeigen. Die Serie ist seit einigen Tagen bei Netflix verfügbar und landete direkt in den Charts. Alles deutet darauf hin, dass sie zu den meistgesehenen Serien im April 2021 werden wird. Und für Nachschub ist auch bereits gesorgt: Netflix hat direkt eine zweite Staffel bestellt – sie wird, so ist mittlerweile bekannt, bereits im Juli erscheinen.