SV Waldhof gegen VfB Lübeck: Martinovic macht Mannheim froh (Update)
Von Daniel Hund
Mannheim. Jubeln, es mal so richtig krachen lassen. Eigentlich war das am Sonntagnachmittag im Mannheimer Carl-Benz-Stadion gegen 16 Uhr erlaubt, ja sogar fast schon Pflicht gewesen. Der SV Waldhof hatte gerade eben den VfB Lübeck mit 3:1 (3:2) geschlagen. Party-Stimmung kam aber keine auf. Warum? Wahrscheinlich waren die "Buwe" einfach zu platt. 90 Minuten voller Kampf und Leidenschaft lagen hinter ihnen. Ein bisschen abklatschen hier, kurzes Siegerlächeln da. Mehr war da nicht.
Dabei war’s ein ganz wichtiger Sieg. 42 Punkte hat man nun auf dem Konto, ist in Siebenmeilen-Stiefeln aus der Abstiegszone gespurtet. Der Klassenerhalt ist zum Greifen nah. Das weiß auch Patrick Glöckner, 44, der Trainer der Blau-Schwarzen. Aber der lässt sich nicht auf Rechenspiele ein. Er sagt: "Unsere Marke liegt bei 47 und die wollen wir schnell abarbeiten."
Lieber redete er über das Spiel, diese drei Big-Points gegen Lübeck. Glöckner war glücklich, schwärmte und lobte, sprach von einer "Super-Einstellung", einer "tollen Lauf-Leistung" und einer "extrem schweren Partie".
Gute Laune. Beim Trainer war die schon weit vor Spielbeginn greifbar. Als der gegnerische Trainerstab bereits eine komplette Platzhälfte mit zentimetergenau platzierten Hütchen für das Aufwärmprogramm eingedeckt hatte, stiefelte Glöckner aufs Rasen-Rechteck. Mit ernster Stimme rief er: "Halt, ihr macht euch heute auf der anderen Seite warm." Kaum gesagt, wurden die ersten Hütchen wieder zusammen gepackt. Glöckner mit einem Lächeln im Gesicht: "War doch nur Spaß, ihr bleibt natürlich genau hier."
Einfach mal den Gegner veräppelt. Kann man mal so machen, wenn man ein extrem breites Kreuz hat, vor Selbstvertrauen nur so strotzt.
Weniger spaßig: Es fehlte einer, der eigentlich nicht fehlen darf. Arianit Ferati, 23, Ball-Künstler von Beruf, musste passen. "Probleme im Fuß", hieß es auf RNZ-Nachfrage von Vereinsseite. Kein Ferati, keine Ideen – so war es in der Vergangenheit oft.
Ohne Ferati, dafür aber mit Fans im Rücken – zumindest gefühlt. Die ließen es vor dem Stadion krachen. In den ersten drei, vier Spielminuten brannten sie ein filmreifes Feuerwerk ab. Knaller für den Dreier lautete offenbar das Motto.
Doch der Plan ging erstmal nach hinten los: Kaum war die Böllerei beendet, klingelte es im Waldhof-Kasten. Lübecks Ersin Zehir hämmerte den Ball an den Innenpfosten, der prallte unglücklich an den Rücken von SVW-Keeper Timo Königsmann und flutschte über die Linie.
Die kalte Dusche bei gefühlt null Grad! Aber halb so wild. In Anlehnung an die Kanonenschläge der Anhänger holte die Glöckner-Elf zum Doppelschlag aus: Dominik Martinovic in Knipser-Manier (18.) und Dennis Jastrzembski mit einer Vollspann-Rakete (20.) machten den Waldhof froh. 2:1 vorne, Spiel gedreht. Und weil’s so schön war, legte Martinovic mit einem präzisen Elfmeter noch das 3:1 nach (44.).
Gezittert wurde am Ende trotzdem noch. Nach dem 2:3 durch Ryan Malone (83.) warf Lübeck alles nach vorne. Doch Waldhof hielt stand, verteidigte hinten gut und zielte vorne zweimal schlecht.
Kurz vor dem Duschen stand die Waldhof-Familie dann nochmals ganz eng beisammen, zeigte viel Herz: Spieler, Trainer, Verantwortliche alle versammelten sich am Spielfeldrand um einen Mann im Rollstuhl herum, schenkten ihm viele Trikots und minutenlange Aufmerksamkeit. Der Hintergrund war ein trauriger: Der Fan leidet an ALS, einer unheilbaren Nerven-Krankheit. Sein letzter Wunsch war es, seinem SV Waldhof noch einmal ganz nah zu sein. Was sind da schon drei Punkte ...
Waldhof: Königsmann - Marx, Verlaat, Seegert, Donkor - Schuster, Gouaida (90.+1 Just), Costly - Garcia, Jastrzembski (69. Boyamba) - Martinovic (82. Gohlke)
Lübeck: Raeder - Ryan Malone, Rieble, Hertner - Ramaj (32. Chana, 90. Kircher), Boland - Zehir, Wolf (78. Steinwender), Thiel (78. Hobsch) - Akono (78. Deters), Deichmann
Schiedsrichter: Müller (Bremen); Tore: 0:1 Zehir (6.) , 1:1 Martinovic (18.), 2:1 Jastrzembski (20.), 3:1 Martinovic (44., Handelfmeter), 3:2 Ryan Malone (83.)
Update: Sonntag, 18. April 2021, 18.50 Uhr
Mannheim siegt gegen Lübeck
Mannheim. (dpa/lsw) Der SV Waldhof Mannheim hat einen wichtigen Schritt zum Verbleib in der 3. Fußball-Liga gemacht. Die Mannschaft von Trainer Patrick Glöckner verteidigte durch einen 3:2 (3:1)-Sieg gegen den VfB Lübeck am Sonntag den elften Tabellenplatz und hat jetzt acht Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang.
Die Mannheimer, die aus den jüngsten drei Partien damit sieben Zähler holten, gerieten durch einen 20-Meter-Schuss von Ersin Zehir früh in Rückstand (6.). Mit einem Doppelschlag schafften sie aber schnell die Wende. Dominik Martinovic (18.) und Dennis Jastrzembski (20.) trafen innerhalb von drei Minuten zum 1:1 und 2:1. Zwei Minuten vor der Pause erhöhte Martinovic durch einen Handelfmeter auf 3:1 (43.). Nach dem Seitenwechsel drängte Lübeck auf das Unentschieden, schaffte durch Ryan Malone (83.) aber nur noch den Anschlusstreffer.