"Die Höhle der Löwen": Der Winemaster soll Wein haltbarer machen – funktioniert das wirklich?
Mit seinem Winemaster will ein Weinhändler vom Niederrhein tausende Liter Rebensaft vor dem Ausguss retten. Hält seine Erfindung, was sie verspricht? Wir haben uns das Produkt aus der Sendung "Die Höhle der Löwen" etwas genauer angeschaut. Unser Test.
Wie schmeckt eigentlich ein Gläschen feiner Chardonnay, wenn man die angebrochene Weinflasche im Alltagsstress zwei Wochen im Kühlschrank vergessen hat? Nun, besonders frisch wird dieses Tröpfchen mit Sicherheit nicht mehr durch die Kehle fließen. Sehr wahrscheinlich müssen Sie den Wein sogar in den Ausguss schütten. Vor allem bei hochpreisigen Weinen ist das ärgerlich. Von der Verschwendung von Lebensmitteln einmal ganz abgesehen. Doch was tun, wenn der 70 Euro teure Sangiovese am Abend nicht leer wird und danach eine längere Dienstreise ansteht? Viel mehr als eine kleine Vakuumpumpe, die den Sauerstoff mehr schlecht als recht aus einer halbleeren Flasche zieht, ist der Weinbranche dazu bisher nicht eingefallen. Mit dem Winemaster soll alles anders werden.
Winemaster bei DHDL: Wer steckt dahinter?
Die Idee, einen angebrochenen Wein so zu präparieren, dass er auch nach einigen Wochen noch sein volles Bouquet entfaltet und so frisch schmeckt wie am ersten Tag, stammt von Hubert Koch. Der 63-Jährige ist Weinhändler und betreibt in Mönchengladbach das Weinhaus am Kreuzweiher. Nun muss man zunächst mal zugeben, dass der Gedanke, einer halb vollen Flasche Wein den Sauerstoff zu entziehen, nicht ganz taufrisch ist. Wirklich praktikabel umgesetzt hat diesen Prozess allerdings noch keiner. Das findet zumindest Hubert Koch. Der Weinexperte vom Niederrhein tüftelte in seinem Weinkeller also selbst mehrere Jahre an einer massentauglichen Idee. Heute stellt er seinen Winemaster in der VOX-Sendung "Die Höhle der Löwen" vor. Wir haben uns die Aromaschutz-Flasche schon einmal angeschaut und auf Herz und Nieren geprüft.
Winemaster: Unser Test
Der erste Eindruck
Der Winemaster kommt hochwertig verpackt in einem schwarzen Karton. Bereits auf dem Deckel erfährt man, wie der Wein dank Winemaster seinen "guten Geschmack" behalten soll. Im Karton finden sich neben einer Flasche aus Braunglas, ein Flaschenständer aus durchsichtigem Kunststoff, der flexible Flaschenboden mit Gummilippe, ein Ventil mit Edelstahlkopf sowie eine ausführliche Anleitung. Wegen der zwar bruchsicheren, aber auch staubanfälligen Verpackung waren Flasche, Halter und der Flaschenboden schon kurz beim Auspacken leicht angestaubt. Die Teile sollten vor dem Einsatz besser noch einmal mit warmem Wasser abgespült und abgetrocknet werden. Ansonsten sind sämtliche Einzelteile auf den ersten Blick solide verarbeitet. Hingucker sind eine auf die Flasche gravierte Traube und der auf einem Teil eingestanzte Winemaster-Schriftzug.
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Das Handling
Bevor der angebrochene Wein in die Flasche gefüllt werden kann, soll diese von innen mit kaltem Wasser befeuchtet werden. Danach wird der Flaschenboden samt Gummilippe von unten in die Flasche geschoben. Das ist keine Raketenwissenschaft und gelingt selbst nach einem launigen Abend mit einigen Gläsern Wein in wenigen Sekunden. Eine ruhige Hand braucht es dagegen, um den Weinrest in die Aromaschutz-Flasche umzufüllen. Ein kleiner Trichter wäre an dieser Stelle aus meiner Sicht hilfreich, um kleinere oder größere Weinlachen zu vermeiden. Ventilverschluss drauf, fertig! Nicht ganz. Denn nun muss noch die Luft raus.
Und hierfür hatte Hubert Koch eine an sich raffinierte Idee, die allerdings einmal mehr etwas Fingerspitzengefühl und Augenmaß erfordert. Bei gedrücktem (und damit offenem) Ventil wird die Flasche vorsichtig in den Flaschenhalter gedrückt. Ein Stab schiebt den Flaschenboden mit dem übrigen Wein in Richtung Flaschenhals und der Sauerstoff kann durch das Ventil entweichen. Wer sich an die detaillierte und gut verständliche Anleitung hält, kann auch hier nichts verkehrt oder kaputt machen. Damit die Flasche nicht auf dem Glasrand steht und möglicherweise Oberflächen zerkratzt, wird von unten noch ein Bodendeckel aus Gummi angebracht. Danach wandert die Aromaschutz-Flasche am besten in den Kühlschrank.
Wie lange ist ein Wein im Kühlschrank haltbar?
Weinsorte | Haltbarkeit |
Schaumwein | max. 2 Tage |
Weißwein | 2-3 Tage |
Rosé | 2-3 Tage |
Rotwein | 3-4 Tage |
kräftiger Rotwein | 5-7 Tage |
Grundsätzlich gilt die Regel: Je leerer die Flasche, desto schneller sollte der Wein ausgetrunken werden. Wichtig: Die angegebenen Zeiten gelten nur, wenn die Flaschen gut verschlossen im Kühlschrank landen.
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Der Winemaster im Langzeittest
Um festzustellen, ob der Wein nach längerer Trinkpause noch so frisch schmeckt wie kurz nach dem Öffnen, haben wir drei Flaschen Grauburgunder (Weingut Beck, Rheinhessen) gekauft. Wir schenkten aus der ersten Flasche zwei Gläser zu je etwa 100 Milliliter ein. Den Rest (ca. 0,5 Liter) füllten wir entsprechend der Gebrauchsanleitung in die Winemaster-Aromaschutz-Flasche ab. Aus Flasche Nummer zwei entnahmen wir ebenfalls zwei Gläser, verschraubten diese aber anschließend nur mit dem Original-Verschluss. Die dritte blieb verschlossen, um den Originalgeschmack später auch korrekt vergleichen zu können.
Hinweis: Ob der Grauburgunder aus dem Winemaster nach drei Wochen noch so schmeckt wie jener aus einer frisch geöffneten Flasche, konnte aus Zeitgründen noch nicht überprüft werden. Das Ergebnis und meinen subjektiven Eindruck liefere ich nach.
Fazit
Der Winemaster ist eine spritzige Idee (um mal in der Sprache der Sommeliers zu bleiben). Die Handhabung ist mit etwas Übung keine Herkulesaufgabe. Das Umfüllen von der Original- in die Aromaschutz-Flasche könnte mit einem zusätzlichen Tool etwas komfortabler gelöst werden. Für meine Trinkgewohnheiten ist der Winemaster nichts. Wir trinken geöffnete Flaschen in der Regel am Abend aus oder leeren sie spätestens einen Tag danach. Zudem ist mir das Reinigen der benutzten Flasche zu umständlich und zeitaufwändig (in der Anleitung wird die Reinigung in neun ausführlichen Schritten beschrieben). Für Gastgeber, die ihrem Besuch verschiedene Weine anbieten möchten, die später halbleer in der Küche stehen bleiben, könnte der Winemaster aber eine praktische Lösung sein. Die wichtige Information, dass der Winemaster nicht nur bei Rotweinen, sondern auch bei Rosé- und Weißweinen funktioniert, ist auf der sonst sehr schönen Verpackung aus meiner Sicht nicht präsent genug. Ich bleibe dabei: Für den einen oder anderen Genießer hochwertiger Weine mag der Winemaster zum aus meiner Sicht angemessenen Preis von 29,99 Euro sinnvoll sein. Bei uns überlebt eine entkorkte Flasche jedweder Preisklasse im Höchstfall eine Nacht im Kühlschrank.
Auf der Jagd nach einem Deal (100.000 Euro Kapital für 30 Prozent Firmenanteile) wagt sich Hubert Koch am Montag in die aktuelle Folge der TV-Sendung "Die Höhle der Löwen". Ob er einen der Löwen als Investor von seiner Idee überzeugen kann, können auch Biertrinker ab 20.15 Uhr auf Vox verfolgen.
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