Bad Wimpfen: Sie gibt alles für die Rettung der Eisdiele
Von Falk-Stéphane Dezort
Bad Wimpfen. Licht. Kamera. Action. Diese drei Worte hallen in diesen Tagen des Öfteren durch die historischen Gassen Bad Wimpfens. Denn die Kurstadt in der einstigen Stauferpfalz dient als Kulisse der Produktion zum neuen Kinderfilm "Lucy ist jetzt Gangster". Dieser soll 2022 dann über die Leinwände der bundesweiten Kinos flimmern.
"Wir sind froh, dass wir hier sind. Das ist ein traumhafter Ort", kommt Produzent Arek Gielnik bei einem Besuch am Set ins Schwärmen. "In unserer Vorstellung wollen wir eine märchenhafte überhüllte Darstellung. Die Drehbuchautoren hatten dabei die ,Fabelhafte Welt der Amelie‘ im Hinterkopf", erklärt er weiter. Und Bad Wimpfen böte hierfür das passende Ambiente.
Die Produktion des Films habe bereits einen langen Weg hinter sich, sagt der Produzent. Denn schon vor sechs Jahren haben die Vorarbeiten für das Drehbuch begonnen. Es sei nicht einfach, eine Originalgeschichte so zu erzählen, dass sie beim Publikum Anklang findet. "Das ist schon eine Herausforderung."
In dem Kinderfilm geht es um die zehnjährige Lucy. Sie ist brav, höflich, ehrlich und würde niemals bei Rot über die Ampel gehen. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Rima versucht sie beharrlich, die Welt ein bisschen besser zu machen. Und in der Eisdiele ihrer Eltern weiß sie immer genau, welches Eis welchen Kunden glücklich macht. Doch dann geht durch ein Versehen die wertvolle Eismaschine ihrer Familie kaputt und die Schließung der Eisdiele droht. Lucy braucht dringend einen Plan, um ihre Familie vor dem Ruin zu schützen. Der einzige Weg, schnell an Geld zu kommen, ist ein Banküberfall, glaubt sie. Doch wie soll Lucy das bloß schaffen? Allein wird das nichts und so geht sie einen Deal mit Klassen-Gangster Tristan ein: Er soll ihr beibringen, wie sie gemein und skrupellos wird. Operation "Lucyfer" kann beginnen. Lucy bekommt von ihm Nachhilfe in den Disziplinen Klauen, Lügen, Betrug und Erpressung und wird nach und nach immer mehr zu einer bösen Variante ihrer selbst. Ob das wirklich eine gute Idee war?
Gespielt wird die zehnjährige Hauptfigur von den Zwillingen Valerie und Violetta Arnemann. Für sie ist es die erste große Rolle in einem Kinofilm. "Das ist für das gesamte Team eine Herausforderung", sagt Gielnik. "Aber sie werden stark von ihren Eltern unterstützt."
Die Arbeit mit Kindern am Set ist in Deutschland stark reglementiert, erklärt der Produzent. Es gelte, auf die Arbeitszeiten zu achten. Zusammen mit der anhaltenden Corona-Pandemie sei das durchaus eine "komplizierte Lage". Generell sorge das Virus dafür, dass "die Abläufe langsamer sind. Man kann nicht spontan noch in den Baumarkt fahren und etwas holen, wenn etwas fehlt." Aber das sei ein Umstand, auf den man sich nun mal einlassen müsse. "Wir müssen besonnen an die Sache herangehen." Auch deshalb habe man die Hauptrolle mit Zwillingen besetzt.
Damit alles so sicher wie möglich ist, wird das zwischen 50 und 150-köpfige Team am Set zwei Mal pro Woche getestet. "Die Darsteller sogar jeden Tag, wenn sie hier sind", betont Gielnik. Denn man wolle bei der Produktion weder gesundheitlich noch finanziell ein Risiko eingehen. Ein positiver Fall eines Hauptdarstellers samt zweiwöchiger Quarantäne hätte immense Auswirkungen wie einen Drehstopp zur Folge. "Bisher hat alles gut funktioniert."
Prominent besetzt sind die Rollen von Lucys Eltern – Kostja Ullmann und Franziska Wolf. Ersterer scheint in Bad Wimpfen auch einige Fans zu haben, denn in den Fenstern einer Kita, die auf dem Weg von der Basis zum Set liegt, waren Plakate mit der Bitte, der Schauspieler möge mal an das Fenster klopfen, zu lesen. Dieser Bitte ist er nachgegangen und hat noch so einige Fotowünsche erfüllt. "Alles sehr nette Menschen hier", sagt er am Rande des Setbesuchs.
Bereits am 14. April haben die Dreharbeiten begonnen. Gestartet ist man in einer Schule im hessischen Heppenheim. In Bad Wimpfen ist man seit dem 7. Mai zu Gast. Voraussichtlich bis Ende der Woche sollen dann alle Szenen, die hier gedreht werden, im Kasten sein. Anschließend geht es nur einige Kilometer weiter östlich nach Leingarten. Dort dient das Rathaus als weiterer Drehort. Für den Film wird das Untergeschoss des Gebäudes in eine Bank umgewandelt. Nach insgesamt 37 Drehtagen soll der künftige Kinofilm komplett abgedreht sein.
Die Regie übernimmt Till Endemann, der gemeinsam mit Andreas Cordes auch das Drehbuch geschrieben hat. Unter anderem wird die Produktion von der MFG Baden-Württemberg, Hessen Film sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) gefördert. Dafür, dass der Film letztendlich auch im Kino zu sehen sein wird, sorgt der Filmverleiher "Wild Bunch".