Aglasterhausen: Den Anwohnern im "Mosbacher Pfad" geht der Lärm auf die Nerven
Aglasterhausen. (schat) Sonnenverwöhnt, mit Aussicht und auch noch ruhig gelegen – die Plätze, die im neuen Baugebiet "Schneidersberg II" in Aglasterhausen gerade geschaffen werden, dürften leicht zu vermarkten sein. Weit weniger ruhig geht es derweil in einem Wohngebiet zu, das gar nicht allzu weit vom Schneidersberg schon in den 1960er-Jahren erschlossen und rege bebaut wurde. Auch am "Mosbacher Pfad" hat man viel von der Sonne und zuweilen auch ein bisschen Aussicht – vor allem aber hat man auch mit Lärm zu kämpfen. Denn seit den 1970er-Jahren schließt die Umgehungsstraße unmittelbar an den Pfad an. Und der Verkehr, der über die zunehmend ausgebaute Bundesstraße 292 rollt, hat stetig zugenommen. Zumindest gefühlt – und gehört.
Dass der Verkehrslärm existent und belastend für die Anwohner ist, das weiß man längst auch im für die Bundesstraße zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe. Im Jahr 2014 hat es an der als Autobahnzubringer genutzten B 292 im Bereich rund um die Einmündung in Aglasterhausen einen lärmmindernden Asphaltbelag spendiert. Ein Pilotprojekt, mit dem man weitere Erkenntnisse über die spezielle Mischung der geräuschärmeren Deckschicht gewinnen wollte.
Der dem Regierungspräsidium Karlsruhe zufolge lärmmindernde Belag – der immerhin 25 Prozent teurer ist als die konventionelle Variante – soll dank seiner besonderen Eigenschaften (offenporiger, mit Hohlräumen, die Rollgeräusche schlucken sollen) Abrollgeräusche reduzieren. Nachdem er 2014 aufgebracht wurde, ließ man ihn ruhen. Einige Jahre lang. Vonseiten der Gemeinde hat man – da der Belag etwa im Rahmen der Überlegungen zum Lärmaktionsplan auch im Gemeinderat thematisiert worden war – beim Regierungspräsidium nachgefragt. Wie es um die Wirkung des Belags steht? Ob es Kontrollmessungen gab? Bei einer Anfrage 2019 wurde Hauptamtsleiter Friedbert Steck mitgeteilt, dass (noch) keine Messergebnisse vorlägen. Als es 2020 um die Fortschreibung des Lärmaktionsplans ging, kam das Projekt im Gemeinderat einmal mehr zur Sprache, aus dem Gremium kamen Nachfragen zu möglichen Erkenntnissen. Mitte April 2021 hat Friedbert Steck ein weiteres Mal das Regierungspräsidium unter dem Betreff "Pilotprojekt B 292" angeschrieben. Fernmündlich konnte er inzwischen in Erfahrung bringen, dass eine Kontrollmessung im Jahr 2020 stattgefunden hat, konkrete Ergebnisse dazu liegen der Gemeindeverwaltung aber nicht vor.
Sabrina B. hat schon vorher Antworten bekommen. Sie wohnt seit vielen Jahren im "Mosbacher Pfad", kann vom Straßenlärm ein leidvolles Lied singen. Mehrfach hat sie sich in der jüngeren Vergangenheit ans Regierungspräsidium als zuständige Stelle gewandt, mit der Bitte um Prüfung der Lärmbelastung und möglicher Maßnahmen dagegen. Zufriedenstellend sind die Antworten für sie allerdings keineswegs. Die "Auslösewerte" für eine Lärmsanierung, also konkrete Maßnahmen gegen Verkehrslärm, seien vor Ort "bei Weitem" nicht erreicht – dies haben Berechnungen im Auftrag des Regierungspräsidiums ergeben. "Wir verstehen, dass Sie als Betroffene die Situation unabhängig von Dezibelwerten und formalen Kriterien beurteilen. Als Behörde sind wir jedoch an die Einhaltung der rechtlichen Regelungen gebunden", heißt es in einem der Antwortschreiben aus Karlsruhe weiter. Für B. und die anderen Anwohner am Mosbacher Pfad ist das kaum ein Trost. "Ich kann nachts eigentlich kein Fenster aufmachen, weil sonst an Schlaf nicht zu denken ist", konkretisiert die Anwohnerin. Vor allem der Lkw-Verkehr auf der B 292 habe "gefühlt deutlich zugenommen". Bestätigt sieht sich Sabrina B. in entsprechenden Verkehrserhebungen, die tatsächlich einen Anstieg des Lkw-Verkehrsaufkommens ausmachen.
Die genervte Aglasterhausenerin weiß, dass Lärmschutz teuer ist. Aber sie findet auch, dass er in Aglasterhausen absolut angebracht wäre. Sie verweist auf den Nachbarort Helmstadt, wo vor wenigen Jahren eine aufwendige Lärmschutzmaßnahme (ein Wall) umgesetzt wurde. Während auf der Bundesstraße 292 genauso viele Autos und Laster wie in Aglasterhausen vorbei rollen, herrscht dort hinter dem Schutzwall eine erstaunliche Ruhe. Hier seien der Ausbau der Bundesstraße auf drei Fahrspuren und die Überschreitung der gesetzlich definierten Lärmvorsorgegrenzwerte Auslöser für die zusätzlichen Schutzmaßnahmen gewesen, lässt man Sabrina B. vonseiten der zuständigen Behörde wissen. Und verweist auch auf den lärmmindernden Belag, der Abhilfe schaffen soll.
Dessen Wirkung kann man im Mosbacher Pfad so ganz und gar nicht wahrnehmen. "Im Auto ist es auf dem Abschnitt tatsächlich leiser", sagt Sabrina B.. Außerhalb sei vor allem bei Regen aber keine Lärmreduzierung wahrnehmbar – "im Gegenteil".
Das mag zwar eine subjektive Einschätzung sein. Und die vom Regierungspräsidium vermittelten Erkenntnisse zur Wirkweise des Pilotprojekts spiegeln ein anderes Bild. Das wiederum kann Sabrina B. nicht nachvollziehen, sie will weiter gegen den Verkehrslärm kämpfen. Selbst wenn die Chance auf eine zeitnahe Linderung der Beschwerden nicht gut ist, die Hoffnung will sie nicht aufgeben. "Wir werden jeden Tag durchgängig vom Verkehrslärm genervt. Da kann ich auch weiter nerven, um etwas dagegen auf den Weg zu bringen."