Neues YT Capra 2021 im ersten Test: Bergziege in dritter Generation
YT Capra 2021 im Test: Die böse Ziege mit guten Absichten kehrt zurück, um die dritte Evolutionsstufe der Capra-Baureihe einzuläuten. Aufbauend auf der guten Basis des Vorgängers hat YT sich ins Zeug gelegt und unter dem Grundsatz „Evolution statt Revolution“ das Enduro-Bike an vielen Stellen im Detail überarbeitet. Wir haben alle Infos für euch gesammelt und sind das neue YT Capra bereits gefahren!
Steckbrief: YT Capra 2021
Einsatzbereich | Enduro, Freeride |
---|---|
Federweg | 170 mm/165-170 mm |
Laufradgröße | 27.5ʺ, 29ʺ |
Rahmenmaterial | Carbon |
Gewicht (o. Pedale) | 15,1 kg |
Rahmengrößen | S, M, L, XL, XXL (im Test: XL) |
Website | www.yt-industries.com |
Der „Goatman“ ist zurück, um die nächste Evolutionsstufe der Capra-Baureihe einzuläuten. Mit dem Modellwechsel auf MK3 ändert sich vieles – unter der Voraussetzung einer hohen Wiedererkennbarkeit und Charakter-Treue. So will YT mit der Weiterentwicklung einmal mehr eine Ikone erschaffen haben. Als Basis dienen zwei Laufrad-Konfigurationen: Das Capra MX mit 29″-Vorderrad und 27,5″-Hinterrad sowie 170 mm Federweg an Front und Heck ersetzt das alte Capra 27,5″. Daneben gibt es das Capra 29 mit einheitlicher Laufradgröße sowie 170 mm Federweg vorne und 165 mm hinten. Zwei Carbon-Rahmen mit identischen Fahreigenschaften aber unterschiedlichem Carbon-Grundmaterial stellen das Grundgerüst für die Enduro-, Freeride- und Bikepark-Plattform.
Neben Updates an der Geometrie und der Kinematik gibt es ab sofort außerdem Platz für einen Trinkflaschenhalter. Mit einer limitierten Version und zwei Serienbikes startet YT in den dritten Modellzyklus des Enduro-Bikes. Die aktuelle Liefersituation lässt eine voraussichtliche Auslieferung ab dem vierten Quartal zu, Vorbestellungen gegen Anzahlung sind jedoch jetzt schon möglich.
Video: YT Capra 2021 im ersten Test
Im Detail
Sieht aus wie ein … Capra! Auf den ersten Blick, vor allem wenn keine Trinkflasche montiert ist, erinnert die Form des neuen MK3-Rahmens deutlich an den Vorgänger – hier geht es zum vorherigen YT Capra-Test. Und doch ist es anders, verfeinert – aber kein kompletter Umsturz der bisherigen Konventionen. YT legt bei der Weiterentwicklung des Capras auf ein paar Grundgedanken sehr großen Wert: Das Rad sollte seinen Charakter behalten, das Design soll funktionell sein, der Schritt von V2 auf V3 soll evolutionär sein. „Never Change a running System.“ Bei einem so erfolgreichen Rad wäre das auch verwunderlich gewesen.
Ein paar Änderungen haben wir schon benannt: MX statt 27,5″, zwei Rahmen aus verschiedenen Carbon-Werkstoffen, eine verfeinerte Geometrie und Kinematik und endlich auch Platz für die Trinkflasche. Fangen wir beim Rahmen an. Beide Laufrad-Konfigurationen teilen sich den neuen, asymmetrischen Hauptrahmen. Mit den YT-typischen, sehr markanten Merkmalen erzielt dieser einen hohen Wiedererkennungswert. Bereits in den letzten Modelljahren hat YT zeitweise reduzierte Lackierungen eingesetzt und führt diese Linie mit cleanen, einfarbigen, aber trotzdem auffälligen Lackierungen fort. Das Capra wirkt insgesamt aufgeräumter, erwachsener, ohne seine Ecken und Kanten zu verlieren.
Gerade Linien tragen ihren Teil dazu bei, zudem ist das Oberrohr mit einem kleineren Querschnitt optisch leichter geworden und der Tretlagerbereich etwas schwerer. Die „Headbox“ im Steuerrohrbereich hat sich etwas verändert, behält aber ihre Funktion bei – sie soll Steifigkeit spenden. Der gleichen Funktion soll auch der ikonische „Wing“ oberhalb des Tretlagers nachkommen. Laut YT hat das asymmetrische Design darauf keine negativen Auswirkungen. Einen wichtigen Schritt geht man damit aber – endlich findet hier eine Trinkflasche im Rahmen Platz.
Kehren wir aber noch einmal kurz zum Thema Steifigkeit und der Bemerkung zu den zwei Carbon-Grundmaterialien zurück. Denn egal ob High Modulus oder Ultra Modulus: Die Rahmen sollen im Hinblick auf die Steifigkeit gleich ausfallen. Auch ansonsten unterscheiden sie sich nicht – der einzige Vorteil des Ultra Modulus-Rahmens: Das am Core 4-Topmodell und an der Launch-Version verwendete Chassis ist ein Stückchen leichter und bringt es in Größe L damit auf 2,85 kg ohne Dämpfer. Damit ist der Rahmen laut Herstellerangabe von 2018 nur 20 g schwerer geworden – dazu gekommen ist aber ein zusätzliches Paar Lager am Yoke und insgesamt ist der Rahmen auch ein Stück gewachsen. Mit RockShox Zeb, beziehungsweise Fox 38 liegen die Komplettbike-Gewichte damit in ähnlichen Regionen wie zuletzt. 14,5 kg wiegt das MX-Launch- und MX Core 4-Modell, 14,9 kg das Core 4 29″-Bike – jeweils in Rahmengröße S.
Wer über das Wort Yoke gestolpert ist, weiß bereits: Auch am Hinterbau hat sich etwas verändert. Ja, das Rad ist weiterhin mit Horst-Link ausgerüstet, aber der Dämpfer hängt nicht mehr direkt an der Sitzstrebe, sondern wird durch ein Yoke mit dem Hinterbau verbunden. Yoke und Sitzstrebe sind auch die zwei Teile, an denen sich MX- und 29″-Rahmen unterscheiden. Sie quetschen 165 mm aus dem 29″-Hinterbau und 170 mm aus dem Bike mit Mixed Wheel-Konzept. Unterschiedlich ist hier aber nicht nur der Federweg, sondern auch die Kinematik. Das MX-Rad verfügt über eine ähnliche Progression wie der Vorgänger, jedoch ein größeres Hebelverhältnis. Anders sieht es beim 29″ Rad aus: Dieses startet bei einem geringeren Hebelverhältnis in den Federweg und baut wesentlich weniger Progression durch den Federweg hindurch auf.
Etwas höher fällt der Anti-Squat am MX-Capra mit etwas über 100 % aus, während das 29″-Modell ziemlich genau bei 100 % liegt. Auch der Anti-Rise fällt höher als bisher aus und bewegt sich zwischen 75 % und knappen 60 %. An die nach hinten gerichtete Raderhebungskurve eines trendigen HSP-Bikes kommt das Capra nicht ran. Die Raderhebungskurve zeigt aber, dass sich der MX-Hinterbau um den SAG Bereich etwas stärker längt als das 29″-Capra. Zur Geometrie kommen wir in Kürze noch. Aber soviel vorweg: Zuletzt war nur am 29″-Rad ein Flip-Chip verbaut, jetzt gibt es diese Option an beiden Rahmen.
Was gibt es sonst noch zu berichten? Mit dem Modellwechsel bekommt das Capra als letztes Rad im Portfolio nun auch mehrfach gedichtete Lager. Neben den Industrielagern mit beidseitiger Dichtung sind nun auch Lagersitz und Abdeckschraube zusätzlich gedichtet. Service-freundlich ist auch die Zugführung mit Linern. Um Klappern in den Führungsröhrchen der Züge zu vermeiden, werden Brems-, Dropper- und Schalthülle zusätzlich mit einem Schaumstoffröllchen umhüllt. Eine geringe Lautstärke soll außerdem der umfangreiche Ketten- und Sitzstrebenschutz garantieren.
Runde Sache? Insgesamt hören sich die Änderungen für uns stimmig an. Schauen wir also auf die Geometrie.
Geometrie
Wie bereits angemerkt, hat YT die Geometrie im Detail etwas angepasst. Die größte Änderung ist wohl die des Sitzrohrs, beziehungsweise des Sitzwinkels. Zwischen 2° und 3° ist der Sitzwinkel steiler geworden. Aber nicht nur das: Auch der Knick im Sattelrohr und der damit verbundene reale Sitzwinkel fallen steiler aus. Das sorgt dafür, dass sich auch bei großem Sattelstützen-Auszug die Sitzposition nicht zu weit nach hinten verschiebt.
Bei den weiteren Anpassungen war dem Team bei YT wichtig, die Werte nicht ins Extreme zu schieben. Die große Bandbreite von 80 mm Reach zwischen kleinstem und größtem Rahmen wird einfach durch ganze fünf Größen abgedeckt. Wer lang will, bekommt also lang. Wem der Trend zu super langen Rahmen nicht gefällt, der bekommt aber auch eine Stufe kleiner. Neu ist die Größe S – zuvor gab es diese Rahmengröße nur am 27,5″-Bike, jetzt hat YT auch für kleine Fahrer*innen einen S-Rahmen in beiden Laufrad-Konfigurationen. Augenmerk dabei lag auf einem kurzen Steuerrohr und einem niedrigen Stack sowie auf einem kompakten Sitzrohr für viel Beinfreiheit und einer Front, die nicht zu hoch baut.
Knappe 10 mm sind die Rahmen im Reach gewachsen, auch der Stack fällt bei M bis XXL etwas höher aus. Das Tretlager wurde etwas tiefer gezogen, die Kettenstreben wachsen jeweils um 3 mm. Gleichzeitig fällt der Lenkwinkel mit knappen 64° etwas flacher aus als zuvor.
Viele dieser Werte folgen nicht dem Trend, Räder immer länger zu bauen. Will man hier aber von konservativ sprechen? Oder hat YT die Zeichen der Zeit erkannt und die Industrie wird bei der Geometrie wieder etwas zurückrudern? Ein sensibles Thema, das zuletzt viel diskutiert wurde: Brauchen wir mehr Spaßbikes? Und: Werden unsere Räder zu groß? Uns gefällt YTs Weg, kleinere Sprünge zwischen den Rahmengrößen zu machen und dafür mehrere Größen anzubieten auf jeden Fall sehr gut!
Geometrie YT Capra 2021 29″:
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
XXL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ | 29″ |
Reach | 427 mm | 447 mm | 467 mm | 487 mm | 507 mm |
Stack | 625 mm | 634 mm | 634 mm | 643 mm | 652 mm |
STR | 1,46 | 1,42 | 1,36 | 1,32 | 1,29 |
Lenkwinkel | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° | 64,2°64,5° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,7°78° | 77,6°77,9° | 77,6°77,9° | 77,6°77,9° | 77,5°77,8° |
Oberrohr | 563 mm | 586 mm | 606 mm | 629 mm | 652 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Überstandshöhe | 745 mm | 737 mm | 735 mm | 746 mm | 743 mm |
Kettenstreben | 438 mm | 438 mm | 438 mm | 443 mm | 443 mm |
Radstand | 1.204 mm | 1.228 mm | 1.248 mm | 1.277 mm | 1.302 mm |
Tretlagerabsenkung | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm | 27 mm22 mm |
Tretlagerhöhe | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm | 349 mm354 mm |
Einbauhöhe Gabel | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Federweg (vorn) | 165 mm | 165 mm | 165 mm | 165 mm | 165 mm |
Geometrie YT Capra 2021 MX:
Rahmengröße |
S
|
M
|
L
|
XL
|
XXL
|
---|---|---|---|---|---|
Laufradgröße | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 | Mullet 29/27,5 |
Reach | 424 mm | 444 mm | 464 mm | 484 mm | 504 mm |
Stack | 627 mm | 636 mm | 636 mm | 645 mm | 654 mm |
STR | 1,48 | 1,43 | 1,37 | 1,33 | 1,30 |
Lenkwinkel | 64°64,3° | 64°64,3° | 64°64,3° | 64°64,3° | 64°64,3° |
Sitzwinkel, effektiv | 77,5°77,8° | 77,4°77,7° | 77,4°77,7° | 77,4°77,7° | 77,3°77,6° |
Oberrohr | 564 mm | 587 mm | 607 mm | 630 mm | 653 mm |
Steuerrohr | 100 mm | 110 mm | 110 mm | 120 mm | 130 mm |
Sitzrohr | 395 mm | 420 mm | 445 mm | 470 mm | 495 mm |
Überstandshöhe | 743 mm | 735 mm | 733 mm | 744 mm | 741 mm |
Kettenstreben | 433 mm | 433 mm | 433 mm | 438 mm | 438 mm |
Radstand | 1.199 mm | 1.223 mm | 1.243 mm | 1.272 mm | 1.297 mm |
Tretlagerhöhe | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm | 346 mm351 mm |
Einbauhöhe Gabel | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm | 583,7 mm |
Gabel-Offset | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm | 44 mm |
Federweg (hinten) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |
Federweg (vorn) | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm | 170 mm |