Heidelberg: Gestaltungsbeirat diskutierte über Ansicht eines Neubaus in der Bahnstadt
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Das nächste Quartier in der Bahnstadt steht kurz vor dem Baubeginn. Zwischen Kopernikus- und Galileistraße, mit der Spitze zur Czernybrücke, will das Unternehmen Kreer Development drei Gebäude für Gewerbe und 108 Wohnungen errichten. Der Projektentwickler aus Köln hat in Heidelberg bereits das F+U-Gebäude samt Studentenwohnheim in der Nähe des Hauptbahnhofes gebaut.
Kopf des neuen Quartiers jenseits der Bahnlinie wird das Bürogebäude am künftigen Czernyplatz sein, ein Gebäude mit Klinkerfassade und einem gläsernen, auskragenden Bereich zur Czernybrücke hin. Stützen über die zwei untersten Stockwerke hinweg sollen ihm Leichtigkeit geben.
Das "heterogene Erscheinungsbild" (Prof. Rolf Hoechstetter, Darmstadt) mit Stützen und Auskragungen wurde allerdings im Gestaltungsbeirat der Stadt – einem unabhängigen, fünfköpfigen Gremium aus Architekten und Landschaftsarchitekten – kontrovers diskutiert. Prof. Sophie Wolfrum (München) machte sich Gedanken darüber, ob der Anblick, der in den Stadtraum hineinscheint, zu zerrissen wirke. Die Stirnseite ohne Stützen auf die Erde zu stellen, konnte sich auch Baubürgermeister Jürgen Odszuck vorstellen.
Wie Michael Wiessner vom Architekturbüro Bernhardt und Partner in Darmstadt – vom renommierten Büro stammen etwa auch die Pläne für das Mathematikon und das Haus der Astronomie in Heidelberg – dem Gestaltungsbeirat erklärte, wurde das Quartier im Dialog mit dem Stadtbauamt entwickelt. Gerade um die Ansicht des Bürogebäudes habe man lange gerungen, die entstandene Variante sei die vom Bauamt bevorzugte. "Ich wünschte mir, dass solche Dinge vom Gestaltungsbeirat im Vorentwurfstadium geäußert würden und nicht nach der Baueingabe", erklärte Wiessner der RNZ.
Das kleinste der drei Gebäude mit insgesamt 32 Wohnungen bildet einen Winkel im Süden. Unterschiedliche Baumarten und Sträucher sollen die Freiflächen inklusive Fahrradabstellplätzen in der Mitte mit unterschiedlichen Höhen und Farben beleben.
Das zweite große Gebäude liegt gegenüber dem Einkaufszentrum Westarkaden an der Grünen Meile. In den Obergeschossen finden 76 Wohnungen Platz, das zurückspringende Erdgeschoss mit Gewerbeeinheiten wird von Kolonnaden begrenzt. Sie bieten beim Flanieren Schutz vor Sonne und Regen – ein erweiterter öffentlicher Raum. Mit den Kolonnaden, so Architekt Wiessner, folge man einem Vorschlag des Stadtplanungsamtes, das diese als Qualitätssteigerung für das Gebäude betrachtet habe. Überdies könne man mit ihnen die unterschiedlichen Höhensituationen an der Grünen Meile und der Straßenbahnhaltestelle ausgleichen. Ob es eleganter gewesen wäre, diese Kolonnaden in den Norden weiterzuführen, kam im Gestaltungsbeirat zur Sprache.
Doch für solche grundlegenden Änderungen ist es zu spät. Der entsprechende Bebauungsplan für das Quartier sei vom Heidelberger Gemeinderat im Mai verabschiedet worden; für Änderungen müsste dieser wieder geändert werden, erklärte Thomas Schwarz, Projektleiter bei Kreer Development. Eigentlich wartet er jetzt nur noch auf die Genehmigung des Baurechtsamtes, um loslegen zu können. Im Herbst sollen schon die ersten Arbeiten an der Tiefgarage für die drei Gebäude beginnen, 2023 ist die Fertigstellung des Quartiers geplant.