Schönau: Der Rastplatz mit Aussicht muss warten
Von Thomas Seiler
Schönau. Die Freude von Bürgermeister Matthias Frick, dass das ehemalige Klosterstädtchen in den Genuss von Fördergeldern der Leader-Aktionsgruppe "Neckar-Odenwald aktiv" in Höhe von knapp 10.000 Euro kommt, war groß: Auf dem Wander- und Radweg zwischen Heiligkreuzsteinach und Neckarsteinach sollte auf einem Aussichtsplateau bei herrlicher Weitsicht ein attraktiver Rast-Ort entstehen. Doch Fricks Freude dauerte nur kurz. Denn der Gemeinderat will – trotz Zustimmung im vergangenen Jahr – diese Maßnahme wegen der auf die Stadt zukommenden höheren Kosten erst im Etat 2022 verankert wissen. Eine vorzeitige Verwirklichung lehnte das Gremium mehrheitlich ab.
"Wir werden nun das Geld zurückgeben und uns wieder bewerben, damit zwischen Schönau und Altneudorf Wanderer und Rastplatzsuchende einen Panoramablick über das Steinachtal genießen können", betonte der Bürgermeister gegenüber der RNZ. Dieser Verzicht bedeutet nun in naher Zukunft weder ein Plateau noch ein Vorfinden von Sitzbänken und von einem Waldsofa, geschweige denn von Informationstafeln über die Natur- und Auenlandschaften sowie über die Gewinnung des Trinkwassers in diesem Areal. So beschrieb das Leader-Regionalmanagement das Projekt in einer Pressemitteilung.
Wieso kam es nun zu dieser Kehrtwende, die noch vor der offiziellen Leader-Zusage lag? Im vergangenen Jahr betrug der Schönauer Eigenanteil noch knapp 9000 Euro, sodass nicht nur der Rathauschef über diesen "Platz für Naturgenuss, Kommunikation und Aktivität" ins Schwärmen geriet. "Wenn das alles fertig ist, lässt sich dann die 177 Quadratmeter große Fläche problemlos ansteuern", machte damals Frick jedem Naturfreund den Mund wässrig, zumal das Vorhaben auf städtischem Grund verwirklicht werden soll.
Nun gab es aus seiner Sicht aber "geänderte Voraussetzungen", sodass die Stadt mittlerweile über 23.000 Euro für das gesamte Vorhaben, das auch eine Bank-Tisch-Kombination, eine Waldliege und zwei Bänke mit Lehne umfasse, aufbringen müsste. Ferner fehlen noch artenschutzrechtliche Prüfungen, um überhaupt eine Plateau-Anlage aufschütten zu können, teilte der Bürgermeister mit.
Frick legte dem Gremium dazu als außerplanmäßige Ausgabe ein Honorarangebot des Rettigheimer Planungsbüros Ostholthoff über landschaftsplanerische Leistungen in Höhe von knapp 11.242 Euro vor, was auch den Natur- und Artenschutz berücksichtigt. Diese Kostenexplosion brachte insbesondere Heinrich Ludwig Runz (CDU) und Alexander Waigel (Freie Wähler Schönau) in den Harnisch. "Das Projekt nicht um jeden Preis" lautete dazu die Losung beider, zumal eine schwierige Haushaltslage herrsche. Runz, der die Aktion in keiner Weise ablehnte, stellte jedoch zusätzlich den Antrag, "alles zu stoppen und dies im nächsten Etat aufzunehmen".
Robert Weber (SPD), der auch in dem projektbegleitenden Verein "Steinachtal aktiv" sitzt, versuchte genauso wie seine Fraktionskollegin Annette Gärtner und der Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) Schönau, Werner Fischer, zu vermitteln. Die Fraktionen von CDU und FWS nahmen daraufhin eine kurzfristige Auszeit, um über das zuvor gestellte christdemokratische Ansinnen nochmals zu beraten.
Das zum Teil doch etwas skurrile Ergebnis am Ende: Der Antrag wurde aufrecht erhalten, sodass mehrheitlich das Projekt vom Tisch war und für den kommenden Haushalt zur Diskussion ansteht. Da aber bereits angefallene Planungskosten in Höhe von 2600 Euro zu bezahlen sind, musste nochmals ein Beschluss her. Frick stimmte dafür und alle Gemeinderäte enthielten sich. "Jetzt haben wir im wahrsten Sinne des Wortes einen einstimmigen Ausgang", kommentierte später der Bürgermeister recht süffisant dieses Ergebnis.
Das heißt daher für die Stadt, für diese Rechnung ins Geldsäckel greifen zu müssen, und ferner, das in Aussicht gestellte Leader-Fördergeld nicht anzunehmen.