Heilbronn: Ein Regenbogen und rege Reaktionen
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Während die meisten – auch der Heilbronner – am Dienstagabend vor dem Fernsehschirm das Länderspiel Deutschland – Ungarn verfolgten, gab es auch auf dem Marktplatz von Heilbronn etwas zu sehen. Oberbürgermeister Harry Mergel hatte nach seiner "Einzelentscheidung" – auch wenn die Begründung dafür im "Pluralis Majestatis" von "wir" erfolgte – mitteilen lassen, dass das Rathaus an diesem Abend in den Farben des Regenbogens erstrahlen werde: "Als Reaktion auf das seitens der UEFA ausgesprochene Verbot für eine Beleuchtung der Münchner EM-Arena in Regenbogenfarben setzt Heilbronn ein Zeichen für Toleranz und Gleichstellung."
Weiter betonte Mergel noch, Heilbronn sei eine vielfältige Stadt, und: "So setzen wir ein Zeichen für die Rechte von LSBTTIQ-Menschen." Man dürfe der Diskriminierung von bestimmten Gruppen oder Minderheiten keinen Raum geben, alle müssten täglich daran arbeiten, "dass Toleranz und Respekt selbstverständlich sind."
Heilbronn war nicht die einzige Stadt, in der ein solches oder vergleichbares Zeichen gesetzt wurde. Aufsehen hatte zuvor erregt, dass der erst seit Kurzem amtierende Stuttgarter Oberbürgermeister Frank Nopper abgelehnt hatte, das dortige Stadion mit einem Regenbogen zu beleuchten. Mergel sah das anders: "Deutschlandweit setzen sich Städte dafür ein, mit dem Regenbogen ein Zeichen für mehr Respekt für LSBTTIQ-Menschen zu setzen".
Eine postwendende Reaktion kam von der AfD. Deren Fraktionsvorsitzender im Heilbronner Gemeinderat, Dr. Raphael Benner, wandte sich in einem Offenen Brief an Mergel, in dem er die seiner Ansicht nach "unsägliche Beleuchtung" in einen anderen Kontext rückte: nicht, wie Mergel betonte, als "Solidaritätszeichen", sondern als eine Verurteilung der ungarischen Innenpolitik. Benner kritisiert nicht nur die "eigenmächtige Entscheidung", mit der sich der OB dem "Kanon des ideologisch moralisierenden Mainstreams" angeschlossen habe, was aus seiner Sicht "ein Armutszeugnis und eines Oberbürgermeisters nicht würdig" sei, sondern betont auch noch, die ungarische Regierung habe "unserer Meinung nach genau das richtige Gesetz verabschiedet, nämlich ein Gesetz zum Schutz minderjähriger Kinder vor einer Frühsexualisierung". Auf die Frage, was Mergel das Recht gäbe "die Gesetzgebung eines europäischen Landes zu kritisieren", folgen noch weitere Ausführungen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rainer Hinderer nannte diese "einen weiteren Beweis für das rückwärtsgewandte Weltbild der AfD", und berichtete davon, dass die Beleuchtungsaktion in den sozialen Netzwerken sehr gut angekommen sei.
Oberbürgermeister Mergel reagierte schnell auf die Schreiben von Benner wie auch von dessen Fraktionskollegen Alfred Dagenbach. Er antwortet: "Zunächst darf ich Ihnen versichern, dass wir mit unserer Arbeit im Rathaus jeden Tag versuchen, allen Menschen in unserer Stadt gerecht zu werden. Eine der wichtigsten Aufgaben einer christlich-humanistisch geprägten Gesellschaft ist es, benachteiligte Minderheiten zu schützen. Es ist daher unser aller besondere Verpflichtung, ein Zeichen zu setzen, dass Diskriminierung – egal welcher Art – hier in unserer Stadt keinen Nährboden findet. Diesem Ziel diente auch die gestrige, in einen bundesweiten Kontext eingebundene Aktion."
Nach der Installation der Beleuchtung standen an der Stadtbahnhaltestelle unter anderem auch einige Gruppen junger Leute, saßen im Ratskeller und den Cafés noch Menschen im Freien – einen "Auflauf" gab es aber nicht. Auf Nachfrage der RNZ zu den Kosten hieß es: "Die Kosten für die Aktion, die auf den gestrigen Abend begrenzt war und das Rathaus von 21 Uhr bis Mitternacht in Regenbogenfarben leuchten ließ, belaufen sich auf 1500 Euro. Umgesetzt hat die Aktion eine Firma für Veranstaltungstechnik, mit der wir zusammenarbeiten."