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Июнь
2021

#IchbinHanna: Germanistik-Professor Thomas Wortmann kritisiert Wissenschaftszeitvertragsgesetz

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Von Olivia Kaiser

Mannheim. Viele Forscherinnen und Forscher an deutschen Hochschulen machen derzeit unter #ichbinHanna ihrem Ärger über das Befristungssystem des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes Luft. Unterstützt werden sie dabei auch von Professorinnen und Professoren, die mittlerweile eine unbefristete Stelle haben, sich aber noch gut an die Zeit der Unsicherheit erinnern können. Einer von ihnen ist der Germanist Thomas Wortmann. Mit der RNZ hat er über seinen Werdegang und die Gefahren gesprochen, welche die aktuelle Regelung seiner Meinung nach birgt.

Herr Wortmann, Sie haben eine entfristete Stelle an der Mannheimer Universität. Wieso engagieren Sie sich bei #ichbinHanna?

Weil ich selbst einmal Hanna war. Ich habe auf einem Stipendium promoviert, das lief aus, das erste Kind war da, und ich hatte große Existenzängste. Dann kam die Juniorprofessur in Mannheim, doch die war zunächst auf sechs Jahre befristet. Mit Mitte dreißig hätte ich wieder vor dem Nichts gestanden – mit Familie. Insofern kann ich die Nöte und Ängste genau nachvollziehen. Und natürlich habe ich auch Mitarbeitende, die früher oder später in diese Situation kommen werden.

Aber Sie hatten Glück. Wie lief das genau bei Ihnen?

Ich habe in Bonn, St. Louis und Köln studiert und 2012 promoviert. Das war in der Rückschau ein günstiger Zeitpunkt: Weil gerade Master-Aufbaumittel geflossen sind, wurden in meinem Bereich fünf Juniorprofessuren ausgeschrieben. Ich habe bei dreien vorgesungen und bin auf zwei berufen worden: in Tübingen und Mannheim. Ich habe mich für Mannheim entschieden. Die Professur war eigentlich, wie schon gesagt, auf sechs Jahre befristet. Es gab aber eine Novelle des Hochschulgesetzes, die für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses den Verzicht auf die Ausschreibung einer Stelle vorsah. Das war das Modell, mit dem meine Stelle entfristet wurde. So war ich mit 35 nicht arbeitslos, sondern saß auf der Professur. Natürlich habe ich auch Drittmittel eingeworben, publiziert und unterrichtet – wie andere Nachwuchswissenschaftler das auch tun. Aber ich hatte auch einfach viel Glück, weil sich die Kolleginnen und Kollegen in Mannheim für meine Entfristung stark gemacht haben.

Wie sieht Ihr Engagement bei #ichbinHanna aus?

Ich bin überzeugt, dass Menschen besser arbeiten, wenn sie keine Existenzängste haben und sich andauernd bewerben müssen. Deshalb werbe ich in der Universität dafür, Leuten früh eine Perspektive zu geben. Das ist nicht einfach, weil es an einigen Stellen Widerstand gegen die Entfristung gibt.

Widerstand von den Professorinnen und Professoren?

Ja. Manche Kolleginnen und Kollegen befürchten den Verlust von Renommee, wenn Stellen als Juniorprofessuren ausgeschrieben werden oder sagen: "Ich habe die Ochsentour gemacht, und das sollen alle anderen auch". Auf diese Weise lässt sich das Problem nicht lösen.

Und was ist das Problem?

Es gibt viele aus meiner Altersgruppe, die die Universität verlassen. Dabei handelt es sich auch um diejenigen, die in ihrem Fachbereich Grundlagenforschung betrieben haben. #ichbinHanna hat mir noch einmal klar gemacht, dass alle Disziplinen betroffen sind. Es gibt auch Physikerinnen oder Biologen, die zum Teil mit den wichtigsten Stipendien versehen sind, internationale Forschungsprojekte geleitet haben und dann keinen Vertrag mehr erhalten. Im besten Fall wechseln sie in die Wirtschaft. Da sagen manche, uns bleiben zumindest die Talente erhalten. Aber andere gehen an Universitäten ins Ausland, nachdem wir sie zwölf bis 15 Jahre ausgebildet haben. Für die Wissenschaft ist es egal, ob sie im Ausland oder Deutschland forschen. Doch für den Bildungsstandort Deutschland ist das ein Problem.

Empfehlen Sie vielversprechenden Studierenden überhaupt noch eine Karriere an der Uni?

Selten. Wenn jemand beispielsweise auf Lehramt studiert, dann würde ich eher zum Referendariat raten, weil man dann in ein paar Jahren eine sichere Stelle hat und sich eine Existenz aufbauen kann. Auf eine Professur kommt man meistens erst mit Anfang oder Mitte vierzig.

Wenn sich aber immer mehr Studierende mit exzellenten Noten gegen eine Karriere an der Universität entscheiden, leidet dann nicht langfristig die Qualität der Lehre?

Es leidet die Qualität von Forschung und Lehre. Das ist eine Talentabwanderung, die niemand erfasst. Das jetzige System hat den Vorteil, dass es immer Nachlauf gibt. Wie viele der Besten sich aber schon längst für die freie Wirtschaft oder eine Karriere im Ausland entschieden haben, kann niemand sagen.

Wie ist das an der Uni Mannheim?

Weil wir in Mannheim eine sehr starke Ausrichtung auf die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften haben, gibt es viele Doktorandinnen und Doktoranden, die nach der Promotion in die Wirtschaft wechseln und nicht an der Universität bleiben wollten. In vielen Fachbereichen ist das aber anders. Auch in Mannheim gibt es viele Betroffene.

Wie sehen denn Ihre Forderungen an die Politik aus?

Die stärkere Umorientierung von Projektförderung hin zu einer Grundfinanzierung der Universitätensicherung ist ein wichtiger Punkt. Da sehe ich den Bund in der Verantwortung. Wir brauchen mehr Entfristungen im universitären Mittelbau und die Möglichkeit, früher auf Professuren zu kommen. Im Moment wird unglaublich viel Geld in Projekte gesteckt, die drei oder vier Jahre laufen, und wenn diese Zeit vorbei ist, gibt es keine Finanzierung mehr. Menschen arbeiten sich ein, erlangen eine Expertise, dann verlassen sie das System, und ihre Nachfolger fangen wieder ganz von vorne an. Das ist ein seltsames Konstrukt. Und es ist zu kurz gedacht.




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