Mosbach: Wie Promotionen an der Dualen Hochschule möglich sind
Von Stephanie Kern
Mosbach. Unter dem Hashtag "Ich bin Hanna" berichten junge Forscher seit geraumer Zeit von schlechten Arbeitsbedingungen. Um in der Forschung Fuß zu fassen, hangeln sie sich nämlich oft von einem befristeten Vertrag zum nächsten. Für die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach müsste man den Hashtag etwas anders formulieren. Denn: "Wir haben kein Promotionsrecht, streben dieses auch nicht an", erklärt Max Mühlhäuser, Prorektor und Dekan der Fakultät Technik. Promovieren kann man an der DHBW aber trotzdem – mittels Kooperationen.
Mühlhäuser ist an der Mosbacher Hochschule für die Forschung zuständig – ganz ausdrücklich für Technik und Wirtschaft und auch den Campus in Bad Mergentheim. "Wir sind sehr stolz auf unser duales Studium." Für einen vollständigen akademischen Werdegang seien aber auch Promotionen wichtig. "Deshalb freue ich mich über unsere Kooperationen", sagt Mühlhäuser.
Seit 2009 gibt es den Forschungsauftrag für die noch junge Hochschule, 2015 sind die ersten Doktoranden an der DHBW in Mosbach gestartet. "Die Idee ist, dass alle Beteiligten davon einen Mehrwert haben." Die wissenschaftliche Expertise kommt neben der DHBW von einer kooperierenden Hochschule, zum Beispiel der PH in Heidelberg oder der TU München; im Idealfall sind auch noch die Unternehmen der Promovierenden eingebunden.
Das Projekt ist beliebt: "Wir haben deutlich mehr Anfragen, als wir betreuen können", so Mühlhäuser. Denn die Duale Hochschule hat vom Gesetzgeber zwar einen Forschungsauftrag erhalten, eigene Mittel gibt es dafür aber nicht. "Ich bin Hanna" wird hier zu "Ich bin DHBW". Die Gelder für die Promotionen können nicht von der Lehre abgezwackt werden. "Am Ende ist es unfair, Hochschulen einen Forschungsauftrag zu geben, ohne sie entsprechend auszustatten", meint der Prorektor.
Über die Reife der DHBW für die wissenschaftliche Arbeit macht Mühlhäuser sich keine Sorgen. "Wir sind so weit." Die Kooperationen spiegelten die Ergebnisse in die Industrie zurück. "Ein Vorteil", wie Mühlhäuser sagt. "Hier können wir unsere Stärke zeigen." Er zielt damit vor allem auf die Vorteile des dualen Studiums ab, die bei einer kooperativen Promotion gleich verdreifacht würden: Vorteile für die Universität, die DHBW und im besten Fall den industriellen Partner. "Damit sitzen wir mit unserer Forschung auch nicht in einem Elfenbeinturm. Forschung ist bei uns nicht Selbstzweck, sondern mündet im besten Fall in ein konkretes Produkt."
Dass das auch Druck für die Promovierenden bedeuten kann, versteht sich von selbst. Man sei eine Art Mittler zwischen Wissenschaft und Industrie. "Und wenn man zugrunde legt, dass in Deutschland ein Großteil der Patente in den Unternehmen entwickelt wird", so Mühlhäuser, sei diese Mittlerposition nicht die schlechteste.
"Mir ist wichtig, dass Forschung nachhaltig betrieben wird, dass es kein Themenhopping gibt. Ich möchte weg von kurzfristigen Projekten zu langfristiger Forschung, aber das geht nur mit langfristiger Finanzierung." Aktuell werden die Stellen für Promovierende meistens gemischt finanziert: "Wir stellen Forschungsanträge bei den unterschiedlichen Trägern, gegebenenfalls steuert das Unternehmen noch etwas bei, und dann hat natürlich auch die betreuende Institution Möglichkeiten, eine Teilzeitstelle anzubieten."
Wo so viele Akteure mitmischen, kann es auch mal knirschen, wie der Dekan einräumt. "Natürlich gibt es Konflikte, und es bedeutet auch mehr Aufwand für einen Promovierenden. Aber das bereichert am Ende auch wieder die Sichtweise", ist Mühlhäuser überzeugt. Schon wieder Mehrwert ...