Walldürn: Die Strongmen kehren zurück
Walldürn. (mb) Mit den sinkenden Corona-Inzidenzzahlen erwacht die Strongmen-Szene, und Marcus Franke plant schon den nächsten Wettbewerb. So könnten sich bereits im September starke Männer aus ganz Deutschland zu einem Kräftemessen in Walldürn treffen.
Marcus Franke, Betreiber des Gesundheits- und Leistungszentrums "Eisi" sowie selbst international erfolgreicher Strongman, arbeitet daran, im September einen Wettbewerb in Walldürn zu veranstalten. Er denkt dabei an einen "Beginner-Cup" für Einsteiger in diese Form des Kraftsports. Denn wegen der Corona-Maßnahmen konnten die Strongmen in den vergangenen Monaten nur sehr eingeschränkt trainieren. Wettbewerbe fanden keine statt. Mit einem Wettkampf für Einsteiger will Franke die
"Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf"
Hürden für Teilnehmer möglichst niedrig halten. Anfänger, aber auch erfahrenere Athleten mit Trainingsrückstand aus ganz Deutschland sollen sich angesprochen fühlen. Derzeit sucht Franke noch nach Partnern und Sponsoren für diese Veranstaltung. Er plant, den Wettbewerb auf einer großen Fläche, zum Beispiel auf einem Parkplatz, zu veranstalten. Dort sollen die Athleten auch Lkw mit ihrer Muskelkraft bewegen können.
Vor Corona organisierte Franke in Zusammenarbeit mit der "German Federation of Strength Athletes" (GFSA) den sogenannten "Deutschland-Cup" an Christi Himmelfahrt im Rahmen des Blumen- und Lichterfests. Fünfmal maßen Athleten der zweiten Strongmen-Liga bei dieser Zusammenkunft ihre Kräfte. Bis zu 1000 Zuschauer verfolgten dieses Spektakel. Wegen der Coronamaßnahmen fielen das Walldürner Einkaufsfest und der Deutschland-Cup zuletzt zweimal aus.
Auch das Training der Strongmen konnte nicht in der gewohnten Form stattfinden. Marcus Frankes Gesundheits- und Leistungszentrums "Eisi" ist Strongman-Stützpunkt. Denn Franke hält zum einen die notwendigen Übungsgeräte wie Eisenkugel, Traktorreifen und Stahlkoffer bereit, zum anderen verfügt er als erfolgreicher Strongman über die notwendige Erfahrung, andere Athleten anzuleiten. So kamen bis zum März 2020 samstags Athleten aus dem süddeutschen Raum – von Würzburg über Pforzheim bis Stuttgart – nach Walldürn zum Trainieren: darunter Daniel Wildt und Sebastian Kraus, die beide zu den stärksten Männern Deutschlands zählen.
Wie Marcus Franke erläutert, sei in den vergangenen Monaten das Training zwar weitergelaufen, allerdings individuell und nicht auf Wettkampfniveau. Er selbst coachte einen Athleten aus Würzburg online und stellte für ihn Trainingspläne auf.
Im August soll es allerdings wieder losgehen mit Wettkämpfen in der höchsten Liga, der "Pro-League", und in der zweiten Liga. Die Deutschen Meisterschaften sollen Mitte August an zwei Tagen in Gera stattfinden.
Die Strongmen-Szene ist relativ überschaubar. Nach den Worten von Heinz Ollesch, dem Verantwortlichen der GFSA, gehören der "Pro-League" rund 30 und der zweiten Liga etwa 80 Athleten an. Er schätzt die Anzahl der Athleten in Deutschland auf rund 200.
Auch mit seinem Fitnessstudio war Marcus Franke von den Corona-Maßnahmen betroffen. Wie der 47-Jährige erläutert, könne er nicht beziffern, wie viele Mitglieder er aus diesem Grund verloren habe. Doch es sei nahezu unmöglich gewesen, neue Mitglieder zu gewinnen. Während er im ersten Lockdown recht zügig die beantragte staatliche Überbrückungshilfe erhalten habe, habe er für die Einnahmenausfälle im zweiten Lockdown noch kein Geld bekommen. "Die Beantragung war wesentlich komplizierter", stellt er fest. Er vermutet, dass die Anträge gründlicher überprüft würden und deshalb die Bearbeitungszeit länger dauere. Umso dankbarer ist Franke seinen treuen Mitgliedern.
"Es juckt immer in den Fingern"
Seit zwei Wochen ist das Studio wieder geöffnet. Pro zehn Quadratmeter Fläche darf ein Mitglied trainieren, maximal zwei Personen dürfen sich gleichzeitig im Umkleideraum aufhalten. Desinfektionsmittelspender stehen bereit. Schilder weisen die Sporttreibenden auf die Hygienevorschriften hin. "Das klappt sehr gut", sagt Franke. "Das hat auch schon nach dem ersten Lockdown gut funktioniert." Man brauche keine Angst zu haben, versichert er. Unter anderem trainierten in seinem Studio auch Polizisten und Angestellte von Behörden.
Marcus Franke betreibt sein Fitnessstudio seit dem Jahr 1999 – und das weitgehend allein nur mit wenigen Aushilfskräften. Er legt Wert auf eine persönliche Atmosphäre. Als Strongman nahm er bisher an der Masterclass der über 40-Jährigen an Wettkämpfen teil. Dreimal wurde er Deutscher Meister. Sein größter internationaler Erfolg war ein dritter Platz bei den Weltmeisterschaften im nordirischen Belfast im Jahr 2014. Sein Motto lautet: "Nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf!" Jetzt, im Alter von 47 Jahren, ist jedoch unklar, ob und wann er wieder ins Wettkampfgeschehen eingreifen wird. "Es juckt immer in den Fingern", sagt er.