"Die Rainbach": Ist das frühere Restaurant erhaltenswert oder nicht?
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Rainbach. Nein, der "Kanzlertisch" ist nicht mehr da. Das Möbelstück, an dem Bundeskanzler Helmut Kohl im Restaurant "Die Rainbach" im gleichnamigen Neckargemünder Ortsteil am Fuße des Dilsbergs gerne gespeist hat, haben sich die früheren Eigentümer gesichert. Der neue Eigentümer – die Onigkeit-Gruppe – plant den Abriss des Gebäudeensembles und den Neubau von mehreren Mehrfamilienhäusern, einem Hotel und zwei Gastronomiebereichen, was auf erheblichen Widerstand einer Bürgerinitiative trifft. Diese hat bekanntlich fast 1900 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Am kommenden Dienstag, 29. Juni, muss der Gemeinderat entscheiden, ob es zu einem Bürgerentscheid kommt oder er den Aufstellungsbeschluss zu einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan zurücknimmt. Und ob er einem Abriss zustimmt. Vorher hatten die Stadträte und die Dilsberger Ortschaftsräte nun die Gelegenheit, die Gebäude zu begutachten.
Projektentwickler Fatos Rukiqi führt die fast vollzählig erschienenen Räte in Kleingruppen durch das verwinkelte Gebäude – und macht deutlich, warum hier kein Stein auf dem anderen bleiben soll. Los geht der Rundgang nicht am Eingang der Gaststätte an der Seite des Gebäudes, sondern am vom Neckar kommenden Zugang. Hier befand sich einst neben Lagerräumen eine Brennerei, deren Utensilien zum Teil noch vorhanden sind. Eine schmale Holztreppe, teils mit rotem Teppich, führt hinauf zur Gaststätte und den Fremdenzimmern.
Hier fallen neben den Massivholzdielen die niedrigen Türen ins Auge, für die es heute wohl keine Genehmigung mehr geben würde. Rukiqi erklärt, dass die verwinkelten Gänge durch mehrere Anbauten entstanden seien. Zimmer mit Dusche? Fehlanzeige. Ein Waschbecken gibt es zwar, doch die Bäder auf dem Gang wurden gemeinsam genutzt. Auch in den seit vielen Jahren leer stehenden Zimmern wird deutlich, dass hier der Zahn der Zeit nagt. Von den Wänden fällt der Putz und der teilweise verlegte Teppichboden hat seine besten Tage hinter sich.
"Achtung, hier nicht hereingehen", warnt Projektentwickler Rukiqi die Räte bei einem Raum. "Hier ist die Standsicherheit nicht gewährleistet." Weiter geht es durch mehrere Wohnungen, in denen die Inhaber und Personal wohnten. Teilweise stehen hier noch Betten und auch die Kücheneinrichtung ist zum Teil noch vorhanden.
In der früheren Gaststätte mit dunklen Holzdecken und Holzböden sowie dem grünen Kachelofen stehen keine Stühle mehr, aber noch einige Tische. Darauf: Teller, Tassen und anderes Geschirr mit Preisschildern. Diese erinnern an einen "Flohmarkt", bei dem im vergangenen Jahr Inventar verkauft wurde. Auf den langen Bänken an den Wänden liegen noch rote Kissen. Auch Teile der Restaurant-Küche sind noch vorhanden, aber die meisten Geräte wurden abgebaut.
"Der Zustand spricht für sich", meint Rukiqi nach dem Rundgang. "Wir sehen hier nicht viel Erhaltenswertes." Manche Räte sehen dies anders und es entwickelt sich auf der Terrasse mit Blick auf den Neckar sowie die Burg Schadeck, also das "Schwalbennest", und die Hinterburg in Neckarsteinach eine kontroverse Diskussion, wie sie eigentlich erst bei der Sitzung am kommenden Dienstag erwartet wurde. An deren Ende ist nur klar, dass nichts klar ist. Ein Lager des Gemeinderates um CDU und Grüne befürwortet einen Bürgerentscheid, das andere würde gerne den Aufstellungsbeschluss zurücknehmen und mit der Planung ganz neu beginnen.
Die Bürgerinitiative indessen würde sich wünschen, dass der Gemeinderat den Beschluss zurücknimmt – und es nicht zum Bürgerentscheid kommt. "Danach könnte jederzeit gebaut werden, wenn der Gemeinderat mit dem Investor und der Bürgerinitiative einen Konsens findet", erklärt Edith Mayer, Vertrauensperson des Bürgerbegehrens "Achtung! Rainbach und Neckartal" auf RNZ-Nachfrage. "Dann hätten wir eine starke Position." Auch die Initiative möchte eine Bebauung, so Mayer: "Wir sind keine Nein-Sager, sondern wollen einen Dialog."
Bürgermeister Frank Volk, der ebenfalls an dem Rundgang teilnahm, erklärt, dass wohl in den Sommerferien auch die Bevölkerung die "Rainbach" besichtigen kann. "Es ist ein freiwilliges Angebot des Eigentümers", betont Volk. "Mir ist das allerdings sehr wichtig." Der Abriss der Gebäude könnte aber schon am Dienstag beschlossene Sache sein ...