Rhein-Neckar Löwen: Abschied mit Wehmut - Trainer Martin Schwalb hört auf
Mannheim. (dpa/lsw) Den Spaß an seiner Arbeit hat er nicht verloren. Das betont Martin Schwalb immer wieder. Und trotzdem hört der 58-Jährige als Trainer bei den Rhein-Neckar Löwen auf. Am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den THW Kiel bestreitet er in der Handball-Bundesliga sein vorerst letztes Spiel auf der Bank. "Wehmut" sei dabei, sagt der gebürtige Stuttgarter, der sich aus freien Stücken zurückzieht und private Gründe für seinen Weggang anführt.
Seine Familie wohnt in Hamburg. Und dorthin zieht es ihn wieder zurück. Allerdings nicht, um sich dort endgültig in den Ruhestand zu verabschieden, wie er mit Nachdruck betont: "Ich werde kein Rentner, sondern ein paar andere Dinge angehen." Nur spruchreif sei noch nichts.
Eine Rückkehr zum Fernsehsender Sky als Experte ist denkbar - und dann gibt es da noch Schwalbs "Baby", wie er den HSV Hamburg nennt. Der Club ist gerade in die Bundesliga aufgestiegen, die glorreichen Zeiten liegen indes lange zurück. Geprägt wurden sie von Schwalb. Vor knapp 16 Jahren übernahm er den Trainerposten in der Hansestadt und wurde zu einem der Hauptdarsteller einer Erfolgsgeschichte: Meister, Pokalsieger, Champions-League-Gewinner. Das verbindet, weshalb Schwalb seit einiger Zeit auch Vizepräsident des Vereins ist.
Diesen Job lässt er zwar seit seiner Amtsübernahme bei den Löwen im Februar 2020 ruhen. Doch bald hat der Mann, den man getrost als Bundesliga-Urgestein bezeichnen kann, wieder mehr Zeit. In den 80er und 90 er Jahren prägte er als Rückraumspieler die Liga, 1998 stieg Schwalb schließlich ins Trainergeschäft ein. Damals bei der SG Wallau-Massenheim. Über ein kurzes Intermezzo bei der HSG Wetzlar ging es nach Hamburg, an der Elbe formte er einen Spitzenclub. Immer unter Dauerstrom. Immer unter Druck.
"Herausfordernd" sei der Job, sagt Schwalb, der rückblickend auf seine bisherige Trainerlaufbahn vor allem eines bedauert: "Man hat keine Zeit. Noch nicht einmal, um Erfolge zu genießen. Das finde ich dramatisch. Selbst wenn die Saison vorbei ist und man vielleicht sogar einen Titel gewonnen hat, beschäftig man sich schon wieder mit der nächsten Spielzeit, mit der Vorbereitung, mit der Personalplanung."
Ein Herzinfarkt kostete ihn 2014 fast das Leben. Doch Schwalb erholte sich von diesem schweren Schlag und übernahm 2020 nach mehr als fünf Jahren Pause die Löwen, die den Coach nur sehr ungern ziehen lassen. "Es ist kein Geheimnis, dass wir gerne über die Saison hinaus mit Martin weitergearbeitet hätten", sagt Geschäftsführerin Jennifer Kettemann.
Doch der Trainer hat andere Pläne – und kann sich sogar vorstellen, noch einmal auf die Bank zurückzukehren, weshalb er unter keinen Umständen von seinem Karriereende sprechen will. "Ich weiß nicht, was in zwei, drei Jahren ist. Vielleicht kommt da etwas, was ich mir sehr gut vorstellen kann." Eine Sache ist für ihn aber definitiv ausgeschlossen: "Ich werde zu 1000 Prozent kein Trainer mehr beim HSV. Es gibt kein Szenario, in dem das vorkommt."