Proteste in ganz Europa gegen verschärfte Corona-Schutzmaßnahmen
Zehntausende Menschen haben am Wochenende in mehreren europäischen Ländern teilweise gewaltsam gegen neue Corona-Beschränkungen protestiert.
Zehntausende Menschen haben am Wochenende in mehreren europäischen Ländern teilweise gewaltsam gegen neue Corona-Beschränkungen protestiert. Bei Massenprotesten in Wien kam es am Samstag immer wieder zu Störaktionen, in Rotterdam und Den Haag gab es an zwei Nächten hintereinander massive Ausschreitungen. Auch in Brüssel endete eine Massenkundgebung am Sonntag in Krawallen.
Die Demonstration in Brüssel begann nach Angaben eines AFP-Reporters am Sonntag friedlich, später kam es nahe des Regierungsviertels in der belgischen Hauptstadt zu Ausschreitungen. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen Demonstranten vor, die Gegenstände auf Beamte warfen, Holzpaletten anzündeten und Polizeifahrzeuge angriffen. Mindestens ein Demonstrant und zwei Polizisten wurden laut dem Reporter verletzt.
Insgesamt nahmen nach Polizeiangaben rund 35.000 Menschen an der Demonstration in Brüssel teil. Sie protestierten gegen die am Mittwoch von der Regierung verkündete Verschärfung der Corona-Regeln. Ihr Zorn richtete sich vor allem dagegen, dass Ungeimpfte nicht mehr in Restaurants und Bars dürfen.
Zuvor waren Proteste in den Niederlanden in Gewalt umgeschlagen. Nach massiven Ausschreitungen in Rotterdam am Freitagabend gab es in der Nacht zum Sonntag Krawalle in Den Haag. Hunderte Menschen setzten Fahrräder in Brand und bewarfen Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern. Fünf Polizisten wurden verletzt. Die Behörden meldeten 19 Festnahmen.
Wie der öffentlich-rechtliche Sender NOS berichtete, bewarfen auch im zentralniederländischen Urk und in Städten der südlichen Provinz Limburg junge Demonstranten die Polizei mit Gegenständen. In Alkmaar und Almelo mussten Fußballspiele unterbrochen werden, nachdem die Stadien von wütenden Fans gestürmt wurden. Wegen der Corona-Infektionslage sind bei Fußballspielen derzeit keine Zuschauer zugelassen.
Bereits am Freitagabend war es bei Protesten in Rotterdam zu Ausschreitungen gekommen. Randalierer bewarfen Polizisten und Feuerwehrleute mit Steinen, zündeten Feuerwerkskörper und setzten Fahrzeuge in Brand. Polizisten gaben zunächst Warnschüsse und dann gezielte Schüsse ab.
Mindestens sieben Menschen wurden verletzt, darunter mehrere Polizisten. Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb sprach von einer "Orgie der Gewalt". Der niederländische Justizminister Ferd Grapperhaus äußerte sich entsetzt über die "extreme Gewalt" und kündigte ein hartes Vorgehen gegen Randalierer an. 51 Menschen wurden laut Polizei festgenommen. Etwa die Hälfte von ihnen sei minderjährig. Kundgebungen in Amsterdam und in Breda nahe der belgischen Grenze blieben hingegen weitgehend ruhig.
In Wien protestierten am Samstag zehntausende Menschen gegen den ab Montag in ganz Österreich geltenden Lockdown und die für Februar geplante Einführung einer Corona-Impfpflicht. Die Polizei berichtete von zahlreichen Störaktionen. Nach ihren Angaben wurden insgesamt 400 Anzeigen erstattet, mindestens sechs Menschen wurden festgenommen.
Neben "besorgten Bürgerinnen und Bürgern" hätten an dem Protest auch Vertreter der rechtsextremen Szene und altbekannte Neonazis teilgenommen, sagte Innenminister Karl Nehammer am Sonntag. Er zeigte sich empört über die Verwendung von gelben Sternen mit der Aufschrift "Ungeimpft" durch Demonstranten. Diese verharmlosten damit die Verbrechen der Nationalsozialisten. Am Sonntag beteiligten sich knapp 6000 Menschen in Linz an einer Kundgebung der neuen impfkritischen Partei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte).
Auch in anderen Ländern wie Kroatien, Schweden und Dänemark fanden am Wochenende Demonstrationen gegen die Restriktionen zur Eindämmung der neuen Corona-Welle statt.
Europa entwickelt sich wieder zunehmend zum Epizentrum der Pandemie. Neun der zehn Länder, in denen die Infektionsfälle in der vergangenen Woche am rasantesten anstiegen, liegen in Europa.