MLP Academics: "Wir wären sicherlich ausverkauft gewesen"
Von Nikolas Beck
Heidelberg. Eigentlich wäre für die MLP Academics am Sonntag um 15 Uhr ein Traum in Erfüllung gegangen. "Wir wären sicherlich ausverkauft gewesen", sagt Manager Matthias Lautenschläger. Über 3000 Tickets waren für die Partie gegen Meister Berlin bereits in der vergangenen Woche abgesetzt, als der Klub den Vorverkauf aufgrund der aktuell geltenden Corona-Verordnung gestoppt hatte. Statt 4300 Zuschauern können im kommenden Heimspiel bekanntlich nur 750 dabei sein. "Ein Bundesliga-Spiel im ausverkauften SNP Dome gegen Alba Berlin", fasst Lautenschläger zusammen, "das waren die Dinge, die wir vor zehn Jahren als kühnen Traum in irgendwelche Power-Point-Präsentationen gepackt haben."
Die Realität ist eine andere. Und auch für Trainer Branislav Ignjatovic nur schwer zu akzeptieren. Der Aufsteiger, der zuletzt sechsmal hintereinander als Verlierer das Parkett verlassen hat, kämpfte in der vergangenen Woche nicht nur gegen das Spitzenteam Bonn, sondern auch gegen fast 3000 Zuschauer in der dortigen Arena vergeblich an. Auf derartige Unterstützung können die Heidelberger nicht zählen. "Das muss mir mal einer erklären", sagt Ignjatovic und wundert sich über die sportliche, aber auch finanzielle Wettbewerbsverzerrung in einer Liga, in der es eine beinahe 100-prozentige Impfquote gibt.
Zum Sportlichen: In das Duell mit dem EuroLeague-Team aus der Hauptstadt gehen die Academics einmal mehr als krasser Außenseiter. Am Ende des Tages sei es aber auch gegen den aktuellen Tabellen-Sechsten ein Spiel, das bei 0:0 beginne und am Ende einen Gewinner und einen Verlierer hervorbringen werde, sagt Shy Ely. Der US-Amerikaner verspürt große Vorfreude: "Alba ist ein exzellenter Klub mit einer großen Tradition."
Aber auch eine Mannschaft, die vermutlich auf dem Zahnfleisch in die Neckarstadt kommen wird. Nach der Partie in Bonn hatten Ely und Co. acht Tage Pause. Die Berliner waren im selben Zeitraum drei Mal im Einsatz. "Ihren straffen Spielplan mit all den Reisestrapazen müssen wir zu unserem Vorteil machen", kündigt der Flügelspieler an, den Gästen das Leben so schwer wie möglich zu machen. Trotz der jüngsten Niederlagenserie gehe es für den 34-Jährigen und seine Kollegen vor allem darum, im Kopf zu haben, dass man bis auf wenige Ausnahmen immer an einem Sieg habe schnuppern können. "Es ging oft nur um zwei, drei entscheidende Aktionen", sagt Ely.
Wäre die Partie am Sonntag ebenfalls wieder eine derart knappe Angelegenheit, könnte Coach Frenki damit gut leben. Ignjatovic weiß nur zu gut: "Alba ist nicht unsere Kragenweite." Wenngleich das Team von Trainer Israel González in Heidelberg ohne Jaleen Smith antreten muss. Der ehemalige Academics-Profi (2017-2019) und amtierende Liga-MVP reist aufgrund eines Trauerfalls in der Familie am Wochenende zurück in die USA.
Ob bei den Academics alle Mann an Bord sein werden, ist noch offen. Außer dem Langzeitverletzten Osasu Osaghae mussten Anfang der Woche Rob Lowery (Wadenprobleme) und Niki Würzner (krank) passen. "Das ist natürlich problematisch, wenn im Training beide Playmaker ausfallen", hadert Ignjatovic, der nicht zum ersten Mal in dieser Saison gezwungen war, in der Vorbereitung zu improvisieren. Bitter. Nicht unbedingt nur mit Blick auf Berlin, sondern vor allem auch auf die anstehenden Duelle gegen Ulm sowie bei den beiden Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg Frankfurt und Oldenburg.
Die Stimmung in der Mannschaft sei nach wie vor gut, berichtet der Coach, sein Team gebe in den Spielen und im Training immer alles. "Aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir die Einheiten ohne Spielmacher nutzen konnten, um uns auf die entscheidenden Spiele vorzubereiten." Sagte Ignjatovic am Donnerstag im Telefonat mit der RNZ. Dann stellte er sein Auto am SNP Dome ab und warb für die Impfaktion, welche die Academics dort durchführten. Irgendwie und irgendwann muss die Pandemie ja ein Ende finden, sagt der Serbe.
Und für die Academics der Traum, der für Sonntag geplatzt ist, doch noch in Erfüllung gehen.