Neckargemünd: Preissteigerung beim Betrieb der Buslinie 35
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Erneut hat der Gemeinderat der Stadt am Neckar – wie schon im Jahr 2018 – nur unter Protest den gestiegenen Kosten für die Buslinie 35 zugestimmt. Mit lediglich zwei Ja-Stimmen von Bürgermeister Frank Volk und Maximilian Bernauer (CDU) und sonst ausschließlich Enthaltungen wurde das Zähneknirschen in öffentlicher Sitzung des Gemeinderates sichtbar. Der Kilometer-Preis soll von 1,11 auf 1,23 Euro im Jahr 2022 steigen. Für Neckargemünd sind das bei knapp 196.500 Kilometern rund 242.000 statt 218.000 Euro.
Es war eine denkwürdige Protest-Abstimmung im Jahr 2018: Mit gerade einmal einer Stimme – jener von Bürgermeister Frank Volk – und sonst nur Enthaltungen sagten die Stadträte die Übernahme der explodierten Kosten für den Busverkehr der Linie 35 zu, die zwischen dem Heidelberger Stadtteil Wieblingen und Neckargemünd verkehrt. Neckargemünd wollte damals wie heute Zahlen sehen, doch die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) stellte sich quer. Beim Betrieb der RNV-Buslinien 34 und 35 bilden Neckargemünd, Schönau, Heiligkreuzsteinach und Wilhelmsfeld eine Solidargemeinschaft als separater Teil des Linienbündels Heidelberg.
Die im Jahr 2018 abgeschlossene Finanzierungsvereinbarung lief nun aus. Jetzt ging es im Gemeinderat um die Ausgleichszahlungen für die Jahre 2022 und 2023. Die RNV ermittelte eine Erhöhung des Kilometerpreises auf 1,23 Euro für das Jahr 2022 und auf 1,24 Euro für das Jahr 2023. Als Gründe für die Preissteigerungen wurden unter anderem Gehaltssteigerungen, der Ausbau der Digitalisierung und Kostensteigerungen aufgrund der Einführung der CO2-Steuer aufgeführt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den öffentlichen Nahverkehr sind in den genannten Ausgleichssätzen noch nicht abgebildet. Aktuell sei nicht absehbar, wie sich die Einnahmesituation weiter entwickeln wird.
"Wir sind nicht zufrieden mit den gelieferten Zahlen", betonte Bürgermeister Volk. "Wir bekommen regelmäßig Gebührenerhöhungen präsentiert, aber keine ordentliche Kalkulation." So könne man nicht beurteilen, was dahinter steckt. "Wir wollen Zahlen sehen", betonte Volk. "Der öffentliche Nahverkehr ist wichtig und wir wollen keine Verschlechterung riskieren." Aber man wolle auch den Unmut zeigen. Den Rathauschef störte auch, dass die Stadt die stark defizitäre Linie 34 nach Wilhelmsfeld, Schönau und Heiligkreuzsteinach mitfinanziere. Neckargemünd würde schon für die Kinder dieser Orte die Schule und das Freibad stellen. "Überall decken wir Defizite", so Volk. "So kann es auf Dauer nicht weitergehen." Er schlug deshalb eine Wiederholung der Protest-Abstimmung vor.
Nele Welter (Grüne) wollte dem folgen. "Wir können uns nicht damit abfinden, dass wir keine Kalkulation bekommen", sagte sie. Es sei bei den Bussen aber wie mit Kindern: "Sie sind uns lieb und teuer." Welter freute sich über die Ankündigung, dass bald E-Busse eingesetzt werden. Dies führe zu einer deutlichen Lärmreduktion und sei gut für das Klima. Sie regte die Fortsetzung der neuen Linie 37 vom Neuenheimer Feld nach Kleingemünd an. Volk sagte, dass er vorgeschlagen habe, jeden zweiten 37er-Bus nach Kleingemünd fahren zu lassen. Wegen des 20-Minuten-Takts sei dies aber nicht möglich. Nun solle ein Zubringerbus nach Ziegelhausen getestet werden. "Das wäre nur ein Umstieg ins Neuenheimer Feld und ein Riesenfortschritt", meinte Volk. "Bisher muss man zweimal über den Neckar." Wenn die Kosten für den Kleinbus feststehen, werde man entscheiden. Welter sah das Umsteigen kritisch. Eine Verlängerung wäre besser, fand sie.
Manfred Rothe (Freie Wähler) wollte wissen, wie realistisch der eingeplante Corona-Aufschlag sei und welche Kosten noch auf die Stadt zukommen. Die "Corona-Kosten" würden zu einem wesentlichen Teil vom Land übernommen, das hier "sehr engagiert" sei. Die Abrechnung komme aber, wenn Corona beendet sei. Viele Nutzer würden wohl dauerhaft auf den öffentlichen Nahverkehr verzichten.