Eberbach: Pilotprojekt "Safegate smart" sorgt für Zündstoff
Von Martina Birkelbach
Eberbach. Über den Sinn und Zweck der beiden "Safegate smart"-Automaten wird viel diskutiert, teilweise auch recht aggressiv und sinnentfremdend. Die beiden Terminals zum "Selbsteinchecken" wurden von der Stadt Eberbach als "Pilotprojekt" vorerst bis Ende des Jahres gemietet und stehen seit Samstag, 5. Dezember allen Bürgern kostenlos zur Verfügung. Ob man nun das Handy und den Ausweis aus der Tasche holt oder den ausgedruckten Zettel eines Terminals, um seinem Impfstatus in den Geschäften zu zeigen, mache doch keinen Unterschied, finden einige Bürger.
Andere wiederum nutzen die Terminals seither fleißig, um in die Geschäfte zu kommen. Wieder andere missbrauchen die "Safegate smart", um sie mit Sprüchen und Aufklebern gegen die Corona-Maßnahmen zu beschmieren beziehungsweise zu bekleben. Sprüche und Aufkleber, die seit einigen Wochen auch auf Mülltonnen oder Parkbänken an verschiedenen Plätzen Eberbachs zu finden sind. Diese Vorfälle sind der Polizei bekannt; "es wird ermittelt", teilt die Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim auf Anfrage mit.
Die beiden "Safegate smart" stehen in der Bahnhofstraße und am Lindenplatz. Man checkt sich selbst ein, indem man seinen "Impfstatus" per Barcode einscannt. Diesen haben viele auf dem Handy, etwa in der "CovPass-App". Wer kein Handy besitzt, kann sich in den Apotheken eine "Gesundheitskarte" mit QR-Code besorgen. Nach Auskunft der Eberbacher "Safegate smart"-Hersteller-Firma Krauth Technology funktionieren auch diese QR-Codes einwandfrei.
Nach erfolgreicher Prüfung der QR-Codes drucken die Terminals eine Zutrittsberechtigung aus,. Sie kann über eine Klebefolie an die Kleidung geheftet oder mitgeführt werden. Solch ein Aufkleber ist laut Herstellerfirma von Vorteil für Kunden, die mehrere Geschäfte oder Restaurants an einem Tag aufsuchen wollen. Allerdings ist der Ausdruck nur bei den an dem Projekt teilnehmenden Geschäften gültig.
Laut Julia Albert von Krauth Technology obliegt es dem jeweiligen Inhaber, ob er den Aufkleber akzeptiert. Und größere Handelsketten haben da ihre eigenen Vorgaben. "Für uns ist es eine Erleichterung", sagt Anette Schölch, Filialleiterin von Nara-Mode. Die Mitarbeiter hätten nicht jedes Mal die QR-Codes auf den Handys zu kontrollieren. "Die Kunden müssen nicht warten, es gibt keinen Stau", lobt sie die Aufstellung der Terminals. Auch bei ihren Kunden kommen die Terminals "super an". "Manche kleben sich den Ausdruck an die Tasche oder an die Jacke, andere stecken ihn in die Hosentasche", erklärt sie. Die Kunden würden es mögen, da man nur einmal einchecken müsse, und dann den Rest des Tages in viele Geschäfte gehen könne.
Viele Geschäftsinhaber prüfen den QR-Code mit einer "Cov-Pass Check App", auch das entfällt bei dem Ausdruck. Um zusätzlich noch zu checken, ob es sich bei dem QR-Code nicht um einen Screenshot handelt, wird in einigen Unternehmen vom Personal noch dazu mit den Fingern auf dem Handy der Kunden "gewischt".
Laut Julia Albert von Krauth Technology entfällt auch das bei dem Ausdruck. Das "Selbst-Einchecken" sei somit "hygienischer".
Diskutiert wird in Eberbach auch, dass es doch ganz einfach sei, den Ausdruck einer anderen Person zu übergeben. Natürlich ist das möglich, aber laut Albert ist das "nicht erlaubt". Der Ausdruck sei ein Dokument wie ein Ausweis oder ein Impfpass auch. Er dürfe nicht einfach weiter gegeben werden. Fraglich bleibt dennoch, ob nicht zu dem Ausdruck noch der Personalausweis vorgezeigt werden müsste. Denn laut baden-württembergischer Corona-Verordnung hat die "...Einsichtnahme in den Testnachweis ... gemeinsam mit der Einsichtnahme in ein amtliches Ausweisdokument im Original zu erfolgen".
Sei’s drum. Die Namen stehen zumindest auf den Ausdrucken drauf. Und wer in irgendeiner Art und Weise betrügen will, darf sich aber eben nicht erwischen lassen. Das ist ähnlich wie Autofahren ohne Führerschein.
Zweimal kam es seit Inbetriebnahme der beiden Terminals bislang zu kurzen Ausfällen. Laut Julia Albert war in der vergangenen Woche einmal das Papier leer, "was natürlich auch zeigt, dass die Geräte viel genutzt werden". Am Dienstag kam es zu einem etwa einstündigen Ausfall beider Geräte am späten Vormittag. Wie Albert erläutert, waren da aber nicht die Automaten defekt, sondern es gab einen Serverausfall. Da die QR-Codes aber mit dem Server "kommunizieren" müssen, funktionierte nichts. Beide Ausfälle wurden von einem Mitarbeiter schnell beseitigt.
Auch für den Vorsitzenden der Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG) Dietrich Müller werden die Automaten seinem Gefühl nach bisher gut angenommen. "Außer ein paar völlig deplatzierten, zum Teil beleidigenden und nicht zu kommentierenden Posts in diversen sogenannten Sozialen Medien hören wir von der Mehrzahl der Kunden nur Positives", sagt er. Viele Kunden würden die Terminals "gut und bequem" finden. "Es ist ein Kann-Angebot. Niemand, der das nicht mag, muss es nutzen", betont er.
Über die für die Stadt anfallenden Kosten für "SafeGate smart" gibt es keine weiteren Angaben. Sprecher Ingo Moneta teilt für die Stadtverwaltung auf Anfrage mit: "Die konkreten Bedingungen der Überlassung sind Gegenstand eines zwischen der Stadt und der SafeGate GmbH geschlossenen Vertrages. Zu den Vertragsinhalten können wir, auch nach Absprache mit der SafeGate GmbH, leider keine genauen Auskünfte geben. Die anfallenden Kosten für die SafeGates in Eberbach werden aus bestehenden Haushaltsmitteln bezahlt."